Der Ehrengast
Kamboya.«
»Ach den.« Margots Stimme war trocken. »Er reist mit seinen eigenen Prostituierten, ganz abgesehen von seinen Fahrern und Sekretären. Gut für meine Lizenz, daß die Polizei sich um andereszu kümmern hat, ansonsten würde man mir am Ende noch vorwerfen, ich führe ein Bordell.«
Loulou hielt Ausschau nach ihr und ließ seine Freunde bei ihrem Bier auf der Veranda eines der Pavillons zurück. »Sie wollen nischt einen kleinen Drink? Nein? Kommen Sie, isch zeige Ihnen in meiner Limousine, womit isch jetzt Geschäft mache …« Er hatte sich eine blaßblaue Leinenhose angezogen und trug trotz der Hitze einen braunen Mohairpullover, der mit einem Goldfaden durchwirkt war. Er trug ihn über seiner nackten Brust, wo an einem goldenen Kettchen, das in der Speckfalte am unteren Ende seines Halses lag, ein großes Medaillon mit einem roten Stein hing. Der Schwanz einer Zibetkatzenart hing von seiner Kopfbedeckung aus Leopardenfell. Die große hintere Bucht des Wagens war mit eigens angefertigten Koffern im Stile von Handlungsreisenden gefüllt, sie trugen allerdings Loulous Handschrift – Schlösser mit golden schimmernden Schnörkeln und Bezüge aus Krokodillederimitation. »Aus den USA , aus den USA .« Er verkaufte immer noch das gleiche alte Zeug – Papiermesser aus Elfenbein und Halsketten aus Elfenbein, rohe Imitationen der berühmten sitzenden Plastik von König Lukengu, die für ihn in irgendeiner Bakuba-Siedlung oben in der Kasi im Dutzend geschnitzt worden waren, mit Kaurimuscheln und kupferverzierte Masken, die nicht für den Tanz angefertigt worden waren, sondern für die Wände in den Häusern der Weißen. »Wenn isch nischt nach Jewburg komme, isch glaube, isch fahre jetzt lieber morgen auf die portugiesische Seite hinüber. Isch verkaufe das; das ist kein schlechtes Revier dort … hier, isch mache Ihnen ein
petit cadeau
… ja, ja, Sie nehmen …« und sie mußte sich aus dem Bündel Sandalen mit goldenen Absätzen und Riemen aus der Haut von irgendeiner armen Kreatur ein Paar, das ihr paßte, aussuchen. »Madame Edouard, aber warum Sie krank, hm?« Er trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf, wohl wissend, daß Geschenke nicht helfen würden. Ein afrikanisches Xylophon erklang vom einen Ende des Silver Rhino zum anderen, um Lunch anzukündigen, und seine Begleitung erhob sich ausquietschenden Stühlen, plaudernd und streitend, die Mädchen lächelnd in ihrer sorglosen, lässigen, schulterfreien Art, wobei sie winkend ihre hübschen, schwarzen Hände mit den schillernden Monden der angestrichenen Fingernägel schwenkten, während ihre Brüste hüpften und ihre Ohrringe hin und her schwangen, das Haar in kleinen, schwarzen, abstehenden Schweineschwänzchen. Er rief irgendeine ironisch klingende Bemerkung hinüber, aber sie löste nur mehr Gekicher aus, und eines der Mädchen legte ihre Hände auf die Hüften und stampfte mit ihrem Fuß auf, so daß ihre Armbänder und ebenso ihr rundes Hinterteil in ihrer engen
pagne
sich bewegten.
Rebecca war schon beinahe bei den Bayleys daheim, als sie noch einmal kehrtmachte und zum Silver Rhino zurückfuhr. Sie saßen beim Lunch, kippten auf ihren Stühlen nach vorn und zurück, um sie herum stampften und schwitzten die Ober, Bierflaschen wurden tischauf, tischab weitergereicht, Loulou am Kopfende. Wo immer er hinkam, verbreitete er die Atmosphäre eines afrikanischen Freiluft-Nachtclubs. »Fahren Sie tatsächlich?« »Zu den Portugiesen? Ja, isch sage Ihnen – isch hab die Schnauze voll von hier. Und das Flugzeug – fliegt nischt. Isch haue ab. – Isch schon einmal dort, ist nischt schlecht …«
Sie sagte: »Könnte ich mit Ihnen kommen, Loulou – würden Sie mich mitnehmen.«
»Natürlisch, isch Sie nehmen! Natürlisch!
Demain? Sais tu venir?
Sie viel
bagage
und
biloko
?«
Die Bayleys wußten nicht, was sie ihr sagen sollten.
»Und wenn du dort bist? Was willst du tun?«
»Ich kann ein Flugzeug nehmen.«
Vivien sagte: »Du gehst also nach Südafrika?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Wohin willst du, Rebecca?« Viviens Stimme war sanft.
Sie erzählte ihnen von dem Geld, das Bray in die Schweiz geschickt hatte.
»Erwähn diese Geschichte niemandem anderen gegenüber.Nicht einmal gegenüber deinem Freund Loulou«, sagte Neil. Vivien schwieg.
»Ich denke, ich fahre und hol mir das Geld.«
Sie stellten keine weiteren Fragen.
Vivien gab ihr einen Kamelhaarmantel, den sie aus England mitgebracht hatte. »In Europa ist es
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