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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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König verhext. Die Abergläubischeren wussten sogar zu berichten, dass Elizabeth und Edward sich das erste Mal unter einer Eiche begegnet seien. Viele glaubten immer noch, dass in Eichenwäldern schwarze Riten abgehalten würden. In William
    Hastings' Augen war das alles Unsinn. Ungeduldig schüttelte er den Kopf - er war ein modern denkender Mann. Der König ließ sich von seinen Gelüsten leiten, so einfach war das. Gewiss, die Familie Wydeville hatte einen unerhörten Aufstieg erfahren, seit Elizabeth den Ring am Finger trug. Aber Hexerei? Nein, für eine Frau von fast dreißig Jahren besaß die Königin einen erstaunlich schönen Körper und engelhafte Gesichtszüge. Und eine Zunge, scharf wie ein Schwert, das wusste er aus eigener Erfahrung.
    Ja, das Rad hatte sich gedreht, und wenn er Edward schützen, ihm den Rücken freihalten wollte, würde er mit großer Vorsicht vorgehen müssen. Die Königin war durch die Geburt einer Tochter politisch geschwächt worden, aber wenn sie tatsächlich erneut schwanger war, würden die Karten um die Erbfolge neu gemischt und seine eigene Position je nach Geschlecht des Kindes gestärkt oder geschwächt werden.
    Hastings verscheuchte diese sorgenvollen Gedanken mit etwas Erfreulicherem - das Unterhaltungsprogramm während des Weihnachtshofs in Windsor sollte besonders erlesen sein. Vielleicht war es auch an der Zeit, seine eigene Frau Catherine auf ihre Ländereien zu schicken, denn auch sie war schwanger und hatte an den rauen Sitten und langen Nächten gewiss keine Freude.
    Er war ehrlich genug, über diese bequeme Selbstlüge zu lächeln. Catherine würde gewiss gern nach Windsor kommen, doch dann könnte er dem König bei seinen Ausschweifungen nicht Gesellschaft leisten, ohne sich Vorwürfe anhören zu müssen. Catherine war ein gutes Weib und eine tüchtige Ge- bärerin, und er mochte sie sehr gern, aber sie hatte auch eine tüchtige Portion von dem aufbrausenden Temperament ihres Bruders, des Grafen Warwick, geerbt. Wenn sie wegen seiner kleinen Vergnügungen in Zorn geriet, würde das dem Kind, das sie unter ihrem Herzen trug, nur schaden. Doch es würde ihm schon irgendwie gelingen, sie von seinem Standpunkt zu überzeugen.
    Er verbannte den Gedanken an die bevorstehende Auseinandersetzung. Uber seine Grübeleien war die Zeit wie im Fluge vergangen. Er musste sich schnell anziehen und zum Palast fahren, bevor Edward aufwachte. Für seinen kontinuierlichen politischen Einfluss bei Hof war es unerlässlich, der Erste zu sein, mit dem der König morgens sprach, und zu hören, was er im Sinn hatte. Dieses morgendliche Gespräch hatte stets auch Auswirkungen auf die jeweilige Stimmung des Königs - und bestimmte seinen eigenen Einfluss auf die Geschehnisse bei Hof.
    Unten am Fluss warteten die Bootsführer, die von einem Fuß auf den anderen traten und in ihre fingerlosen Handschuhe hauchten. Im Osten zeigten sich die ersten Streifen des fahlen, grauen Tageslichts, aber das Warten im nasskalten Flussnebel war unerträglich.
    Als Lord Hastings in der Dunkelheit aufrauchte, kam Bewegung in die Männer. Er trug einen warmen, pelzgefütterten Mantel und auf dem Kopf ein großes, samtenes Barett mit Ohrenklappen. Die Bootsführer mochten ihn. An einem kalten Morgen wie diesem vergaß er nie, sich für ihre Dienste erkenntlich zu zeigen und großzügig Silbermünzen und manchmal auch Pennies zu verteilen. Und er kannte sie alle beim Namen.
    Doch heute war William geistesabwesend und nahm die Männer auf seinem Boot kaum wahr. In der Eile hatte er sich nicht mehr rasieren können, und als er auf das kleine Hinterdeck des Boots sprang, waren im Schein der Fackeln die kräftigen, schwarzen Bartstoppeln zu sehen. Er sah müde aus, und im düsteren Lichtschein ließ sich einen Moment lang der alte Mann erahnen, der er einmal werden würde. Dann gähnte er kräftig, und das Trugbild verflüchtigte sich wieder.
    Seine Zähne waren weiß und kräftig, seine Lippen rot, und auf seinem Kopf war kein einziges graues Haar zu erkennen.
    Er machte es sich bequem und überlegte, was er noch zu erledigen hatte. Die Fahrt flussaufwärts ging so zügig voran, wie es die Strömung erlaubte, trotzdem war es bereits heller Tag, als sie an den Treppen beim Palast festmachten. Fluchend strebte William zu den königlichen Gemächern, dicht gefolgt von getreuen Palastdienern und Freunden.
    Zum Glück fiel es dem König, der tatsächlich bereits wach war, an diesem Morgen schwer, aus dem Bett zu kommen,

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