Der Eid der Heilerin
was nicht nur an der beißenden Kälte lag, die selbst das Königsgemach, das große, reich verzierte Zimmer von Henry III., nicht verschonte. Er liebte dieses Zimmer, dessen Wände prächtige Illustrationen aus dem Alten Testament und personifizierter Tugenden und Laster zierten. Rechts und links von seinem ausladenden, mit Schnitzereien versehenen Prunkbett standen bemalte Soldatenfiguren. An kalten Tagen war das riesige Zimmer jedoch kaum warm zu halten, selbst wenn in dem großen Kamin ein Feuer prasselte.
An seiner Seite schlummerte, in edle Laken gehüllt, ein Mädchen. Lächelnd beobachtete er ihre sachten Atemzüge und streckte sich wohlig in Erinnerung an die vergangene Nacht. Das Mädchen war recht angenehm gewesen - und bereitwillig -, doch das waren natürlich die meisten. Er wusste, dass sich schon bald seine engsten Freunde, darunter auch William, in seinem Zimmer drängen würden, hatte aber noch keine Lust, sie zu wecken, da er sie danach wahrscheinlich nie mehr wiedersehen würde. Dieser Gedanke weckte einen Anflug wohliger Traurigkeit in ihm. Sie war eine erfreuliche Zerstreuung gewesen, aber nun war es an der Zeit, sich ihrer Dienste zu entledigen. Nach Windsor wollte er sie nicht mitnehmen, denn er wurde ihr, offen gestanden, langsam überdrüssig. Er würde es Moss überlassen, ihr das mitzuteilen.
Edward seufzte, dann bekreuzigte er sich. Manchmal kam selbst ihm sein Gefallen an Frauen, an ihrer Gesellschaft, ihrem Geruch und ihrem Fleisch übermäßig vor. Doch der liebe Gott verstand ihn doch gewiss, oder nicht? Er war zum König erkoren und bekleidete seinen Thron - unwillkürlich schob sich das Bild von Warwick vor sein geistiges Auge und Frauen halfen ihm, die dauernde Anspannung und die Notwendigkeit, sich ständig verstellen zu müssen, besser zu ertragen. Außerdem machten es die meisten Könige nicht anders, man denke nur an Salomon oder David, beide Krieger, Denker und Liebhaber.
»Jane ... süße Jane. Wach auf ... sie werden gleich kommen«, flüsterte er leise.
Das Mädchen an seiner Seite murmelte im Schlaf und rührte sich. Er lächelte. Sie sah wirklich süß aus - das zerzauste Haar und die runde Brust, die unter dem strahlend weißen Leintuch hervorlugte. Er spürte, wie er hart wurde. Vielleicht blieb doch noch genug Zeit, immerhin war er der König. Sanft streichelte er ihre Brust, glitt unter die Decke und presste sich an sie. »Jane, ah, Jane ...«
Sie war halb wach und öffnete mühsam die Augen, als er ihre Schenkel teilte. »Ja, Euer Majestät?«
»Pst, lieg still.«
Er lag auf ihr und drang in sie ein. Sie entspannte sich, ließ ihn gewähren und passte sich seinem Rhythmus an. Ein triumphierendes Lächeln lag auf ihrem Gesicht - doch das konnte der König nicht sehen -, während sie ihre Gedanken fort von dem Mann auf ihr wandern ließ. Es wird Zeit, dass ich ihn um ein paar Gefälligkeiten bitte, überlegte die schwarzäugige Jane Füller. Zeit, aus dieser grässlichen Zofenstube zu entkommen. Und vielleicht kann ich auch bei der Königin aufhören ...
Edward war dem Höhepunkt nah, ganz nah - rauschendes Blut, verzehrende Lust, die ganze Welt zentrierte sich auf diesen Augenblick, auf die Bewegung -, als er Williams sachtes Klopfen an der Tür hörte. Das genügte. Brüllend entlud er sich in das willige, warme Fleisch unter ihm.
William harrte vor der Tür aus und lächelte Moss und Davis, den walisischen Kammerdiener des Königs, der vor der Tür Wache hielt, flüchtig an. Sie alle hatten dieses Geräusch mehr als einmal gehört und wussten zu warten.
»Moss, ich muss Euch kurz sprechen.« William zog den Arzt mit sich. »Ich glaube, der König wird Euch in Kürze eine private Angelegenheit auftragen.« Er nickte in Richtung Tür, hinter der das leise Raunen von zwei Stimmen zu hören war.
Der Doktor nickte mit ausdrucksloser Miene. Er kannte diese kleinen Aufgaben und war froh, sich auf diese Weise dem König nützlich machen zu können. »Was sollen wir der Königin sagen?«
»Das werde ich Euch in Kürze mitteilen.«
Die beiden Männer wandten sich um, als einer der großen Türflügel des Königsgemachs aufgestoßen wurde und der König heraustrat. Er trug einen vornehmen, pelzbesetzten Umhang, unter dem er augenscheinlich nackt war, und strahlte übers ganze Gesicht. »William! Einen guten Morgen wünsche ich Euch.«
»Ich Euch ebenso, Majestät.« William verneigte sich tief und bemerkte wie die anderen Umstehenden das gesunde Aussehen und den
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