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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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aufzuräumen begannen, berührte Jehanne vorsichtig ihre Wange. Die Ringe der Königin hatten sich beinahe bis zu den Wangenknochen eingeschnitten.
    »Kommt, zum Plaudern ist jetzt keine Zeit. Anne, such die Wäsche zusammen und sieh in der großen Truhe nach, ob es etwas zu flicken gibt. Jane, sorgt dafür, dass kein Krümchen Lehm auf dem grünen Kleid mehr ist. Bürste es gründlich aus.« Sie warf Jane einen strengen Blick zu, worauf diese genug Anstand besaß zu erröten. Der Ausbruch der Königin war ihrer Unaufmerksamkeit zu verdanken. »Rose, Dorcas, Lily, ihr wischt überall Staub. Und diese Kacheln dort müssen frisch gewachst werden. Evelyn, du benachrichtigst die Wäscherinnen, dass wir ihre Dienste benötigen. Los, geh schon.«
    Die Mädchen arbeiteten schweigend und zügig. Keines hatte den Mut, Jehanne seine Hilfe anzubieten, aber Anne spürte die unausgesprochenen Dinge, die in der Luft lagen. Unter Jehannes wachsamen Augen wurde alles wieder hergerichtet, und schließlich verkündete sie, die Arbeit sei beendet. Das Zimmer war auf Hochglanz poliert und duftete lieblich nach Wachs und den weißen Rosen und Levkojen aus dem Palastgarten, die Jehanne in einem silbernen Krug arrangiert hatte.
    »Gut gemacht, Mädchen. Rose, hier sind die drei Seidenhemden, die geflickt werden müssen. Damit wirst du beschäftigt sein, bis wir die Königin zum Abendessen umziehen müssen. Die anderen können gehen, aber ich werde diesen Schweinestall, den ihr Schlafstube nennt, noch vor dem Nonnengeläut inspizieren.«
    Schweigend gingen die Mädchen eins nach dem anderen zur Tür hinaus, und Anne wartete, dass sie angesprochen wurde. Nun endlich erlaubte sich Jehanne ein Seufzen, verzog das Gesicht und berührte erneut vorsichtig ihre Wange. »Was brauchst du für die Haarspülung der Königin, Anne?«
    »Ich habe alles bis auf Zitronen, Dame Jehanne. Ich werde viele Zitronen brauchen, weil das Haar der Königin so lang und dick ist.«
    »Gut, ich will sehen, was ich machen kann.« Die alte Dame schien keine Eile mehr zu haben, sondern zog mit Annes Hilfe sorgfaltig die Überdecke auf dem Bett der Königin zurecht. Sie schien Annes Abgang beinahe ein wenig hinauszögern zu wollen. »Nun ... erzähl mir ein bisschen von dir. Wie lange hast du Lady Margaret Cuttifer gedient?«
    Anne erzählte von ihrer Zeit in Blessing House, und da sie jung und unerfahren war, erzählte sie Jehanne mehr, als sie wollte, obwohl sie sich alle Mühe gab, nichts Persönliches von ihrer ehemaligen Herrschaft preiszugeben.
    »Du bist also im großen Wald im Westen aufgewachsen?« Die Frage kam unerwartet scharf, und Anne zuckte zusammen.
    »Ja, ich war ...«
    Doch die alte Dame beendete die Unterhaltung mit einer abrupten Handbewegung, als könnte sie es nicht ertragen, mehr zu hören. Anne wunderte sich. Wieso hatte sie Jehanne erzürnt? Noch einen Augenblick zuvor hatte sie so interessiert gewirkt. Vielleicht hatte sie Schmerzen. Die alte Frau hatte Anne den Rücken zugewandt. »Erlaubt, dass ich Euch helfe, Dame Jehanne. Ich könnte die Wunde an Eurer Wange säubern«, erbot sie sich schnell, ehe sie der Mut verließ.
    Jehanne drehte sich würdevoll zu ihr um. »Das ist sehr freundlich, aber ich werde sie einfach mit etwas warmem Wein ausspülen. Das muss genügen.« Da Jehanne offensichtlich nichts an ihrem Mitgefühl oder ihrer Hilfe lag, sagte Anne nichts mehr, als die beiden hinausgingen und die Gemächer der Königin in ungewohnter Stille zurückließen.

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    Kapitel 20
    Der feuchtkalte Oktober war in einen düsteren November übergegangen. Kalte Graupelschauer fegten an diesem ungemütlichen Morgen über den Fluss. William Hastings, engster Vertrauter des Königs und Großkämmerer des Palasts, schloss die letzten Vorbereitungen für den Umzug zum Weihnachtshof nach Windsor ab.
    Er freute sich auf die Abwechslung, obwohl sie für seinen Stab sehr viel mehr Arbeit bedeutete. Die meisten Höflinge mochten Windsor sogar lieber als London, denn obgleich das Schloss noch immer einer abschreckenden Festung glich, war es gemütlicher als die zugigen Höfe von Westminster. Hastings hatte sich vorgenommen, den Weihnachtshof so fröhlich wie möglich zu gestalten, um den König von den zunehmenden Spannungen mit Warwick abzulenken. Und wenn die Gerüchte zutrafen, dass die Königin erneut schwanger war, gab es für den König und seinen Hofstaat genug Grund zum Feiern.
    Es gab also eine Menge zu tun, und an den meisten Tagen stand

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