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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Sie sehnte sich so sehr danach, dass er weitermachte, trotzdem fand sie die Kraft dazu, obwohl ihre Kehle wie zugeschnürt war.
    »Nein?«, murmelte er. Aber er hielt inne, obwohl seine Hand ihre Brust gefunden hatte und sie unsagbar sanft streichelte. »So sei es - wenn du mir etwas versprichst.« Er ließ sie los, worauf sie rasch den Mantel um sich schlug und nickte.
    »Morgen. Wenn ich dich darum bitte, wirst du mir die Wahrheit sagen.«
    »Welche Wahrheit, Sire?«
    »Die Wahrheit darüber, wo du heute Nacht gewesen bist. Auf dein Ehrenwort.« Er lächelte. »Gute Nacht, Anne.« Dann beugte er sich vor, zog sie an sich und küsste sie auf den Mund. Ü berwältigt und keines Gedankens fähig öffnete sie den Mund, und einen seligen Augenblick lang erstarb die Welt um sie, und es gab nur noch sie beide. Dann ließ er sie los.
    »Morgen.« Mit diesem Wort verschwand er und ließ sie allein zurück. Ihr schwindelte, und sie zitterte am ganzen Leib vor Angst, Sehnsucht, Schrecken und Kälte.

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    Kapitel 23
    Der nächste Morgen war kalt und nass. Eisiger Schneeregen prasselte gegen die Fenster der königlichen Gemächer, als trüge die Erde Trauer und als wären ihre Tränen zu Eiskristallen erstarrt.
    Die Königin hatte nach dem Besuch des Königs schlecht geschlafen und war an diesem Morgen durch nichts zufrieden zu stellen. Als die Kammerzofen sie endlich angekleidet hatten, rannte sie hinaus und erbrach sich, wobei sie ihr Kleid mit grüner Gallenflüssigkeit besudelte. Daraufhin brach hektische Unruhe aus, und sämtliche fünf Zofen und die Hofdamen liefen durcheinander und versuchten, Elizabeth zu einem anderen Kleid zu überreden. Es grenzte an ein Wunder, dass die Königin noch rechtzeitig zur Messe kam.
    Nach der Messe ging die Hofgesellschaft auf die Jagd - die Königin ganz grün im Gesicht, aber wild entschlossen, ihrer Unpässlichkeit nicht nachzugeben. Die Kammerzofen saßen unterdessen flickend und stickend friedlich beisammen. Anne war angespannt und grübelte vor sich hin.
    »Anne. Gib auf deine Arbeit Acht. Du hast schon seit zehn Minuten keinen Stich mehr gemacht. Was grübelst du denn?«
    Verlegen versuchte Anne, die Erinnerung an die vergangene Nacht zu verscheuchen, an Edwards Körper, der sich fest gegen ihren presste, an seine muskulösen Arme und an seinen weichen Mund auf ihren Lippen. Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und besserte einen schadhaften Spitzensaum an einem Kleid der Königin aus. Der anbrechende Tag hatte die Erinnerung in die Ferne rücken lassen, und die Ereignisse der Nacht erschienen ihr mittlerweile so unwirklich, als wären sie nie geschehen. Aber das waren sie nun einmal. Erregt stieß sie die Nadel in den Stoff, vertat sich jedoch und rammte sie stattdessen in ihren Finger. Sie schrie auf, und Blut tropfte auf den teuren, gelben Samt.
    »Pass doch auf! Dummes Ding! Gib her, schnell, beeil dich. Das Blut darf nicht eintrocknen.« Jehanne riss ihr das Kleid aus der Hand und stürzte ins Ankleidezimmer, dicht gefolgt von der schuldbewussten Anne, die an ihrem Finger sog. »Hol Bleicherde, die weiße. Schnell! Oh, wir haben keinen alten Urin! Dann eben kaltes Wasser, beeil dich ...«
    Vorsichtig befeuchtete Jehanne die Stelle mit dem Blut, ehe sie rasch eine dünne Paste aus der feinen, weißen Tonerde anrührte und sie auf den Fleck presste. »So, und nun muss das Ganze trocknen. Anschließend bürsten wir es aus, und vielleicht, aber nur vielleicht, hoffentlich ... wird der Fleck aufgesaugt.« Anne nickte benommen. Plötzlich gaben ihre Beine nach, und sie ließ sich auf eine Truhe fallen. Jehanne musterte sie streng. »Nun, Mädchen, was ist los?«
    Anne war ratlos. Wo sollte sie nur anfangen? Doch dann brach alles aus ihr heraus. »Gestern Abend. Ich war in der Kapelle und diese Männer auch. Ich hatte solche Angst um den König, und dann kam er, also ... er ...« Anne stockte, aber ihr Gesicht sagte alles. Angst und Verwirrung und ... noch etwas anderes. Jehanne zog die Augenbrauen hoch. Irgendetwas Ernstes ging hier vor sich.
    Sie half Anne auf und führte das widerstandslose Mädchen hinaus. Als sie durch das Sonnenzimmer kamen, wies sie Evelyn an: »Evelyn, Anne geht es nicht gut. Ich bringe sie in die Schlafstube und gebe ihr eine Medizin. Du vertrittst mich so lange hier. Wenn ihr eure Arbeit beendet habt, richtet ihr warme, trockene Kleidung für die Königin her. Rose, du holst mich, sobald die Jagdgesellschaft zurückkommt. Bei diesem Wetter

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