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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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der König, lehmbespritzt und durchnässt von der Jagd.
    Im ersten Augenblick nahm er sie gar nicht wahr, sondern seine Aufmerksamkeit galt der Frau in dem Bett, doch als Anne sich unwillkürlich bewegte, drehte er sich um. Ihre Augen versanken ineinander, ehe sich langsam ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.
    Sie spürte ihr Herz rasen, als er wie ein Jäger auf sie zukam. Seine Augen schienen sie zu zwingen, sich nicht von der Stelle zu rühren. Schließlich war er nur noch einen Schritt von ihr entfernt. Sie konnte ihn riechen. Er roch nach Rauch, feuchtem Leder und Pferden, und sie wusste, wenn sie jetzt sein Gesicht berühren würde, würde es ganz kalt unter ihren Fingern. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihr Atem ging schnell. Wenn sie jetzt nicht aufstand und ging, war ihr Schicksal besiegelt. Dann wäre es zu spät.
    Er kam noch ein wenig näher, und sie hörte ihn atmen. Gemächlich streifte er einen Handschuh ab, bedächtig, langsam, schweigend. Sie senkte die Augen.
    »Sieh mich an.« Er flüsterte, doch es klang wie ein Befehl. Sie gehorchte, und offenbar sah er die Angst in ihren Augen, denn er lachte leise. »Wir haben noch ein Gespräch zu führen, wir beide. Aber lieber nicht hier.« Er berührte mit seiner bloßen Hand ihr Gesicht, und ein Finger verweilte kurz auf ihrem Mund. »Du Hübsche.« Daraufhin drehte er sich um und trat ans Bett seiner Frau. »Du kannst uns allein lassen, Anne. Sei so gut und schick nach Jehanne.«
    Er war wieder ganz König, förmlich und distanziert, und sie war froh darüber. Rasch sprang sie auf, knickste und stürmte förmlich aus dem Zimmer - geradewegs in die Arme von Hastings, der vor der Tür gewartet hatte und ebenfalls schmutzig von der Jagd war. »Hoppla! So eilig, der Teufel ist wohl hinter dir her.«
    Das war natürlich ein Scherz, aber in Annes Ohren klang es beinahe wie die Wahrheit. »Verzeiht, Sir. Ich muss Dame Jehanne suchen, der König lässt nach ihr schicken ... Habt Ihr sie vielleicht gesehen?«
    William schüttelte den Kopf. »Wir sind gerade erst von der Jagd zurück.«
    »Dann hat sie noch nicht mit Euch gesprochen, Sir?«, fragte Anne ängstlich.
    »Nein.« Die Reaktion des Mädchens verblüffte ihn. Sie sah zuerst enttäuscht, dann sehr erleichtert aus. Aber sie eilte davon, bevor William sie näher befragen konnte. Nachdenklich sah er ihr nach. Sein Herr fand an vielerlei Frauen Geschmack, doch bei diesem Geschöpf verspürte er den Anflug eines schlechten Gewissens. Sie war noch sehr jung, wie viele andere auch, aber es wäre schade, wenn sie durch die Gunst des Königs ihre aufrichtige, strahlende Offenheit verlöre.
    William seufzte, ehe er sich ärgerlich zur Ordnung rief. Er hatte sich um andere Dinge zu sorgen als um das Schicksal einer Dienerin, auch wenn sie noch so reizend war. Zum Beispiel musste er sich um die Gesundheit der Königin kümmern, vor allem jetzt, wo sie womöglich den Erben von Englands Thron unter dem Herzen trug.

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    Kapitel 24
    Nach der Jagd nahmen Edward und William ein heißes Bad. Die große Badestube Richards II., die sich unterhalb des königlichen Wohntrakts befand, war von Dampf erfüllt, und die bemalten Kacheln standen unter Wasser.
    »Heiz ein, Dickon! Schaff heißes Wasser herbei, die Leitungen sind leer ... und bring uns Bier. Was meinst du, William - heiß oder kalt?«
    »Heiß, Euer Majestät?«
    »Bier, du Narr. Heißes Bier.«
    »Ja. Und eine heiße Badezofe dazu. Wenn ich mit Euer Gnaden noch länger hier schmoren soll, dann brauche ich wenigstens eine Entschädigung.«
    Der König verzog das Gesicht zu einem wölfischen Lächeln. »Dickon!« Der Diener eilte mit einem Eimer kochend heißem Wasser zurück, das er unter dem Gejohle und Gelächter der beiden Männer ins Bad kippte. Mit einem hämischen Grinsen nahm der König William beim Wort. »Mein Großkämmerer verlangt nach einer helfenden Hand bei seinen Waschungen. Kannst du uns eine hübsche, junge Waschfrau empfehlen?«
    Dickon griente. »Vielleicht. Lasst mir einen Augenblick Zeit, Euer Majestät.« In der Annahme, eine wichtige Mission zu erfüllen, eilte Dickon hinaus, und der König grinste William vielsagend an.
    »Dieses Grinsen kommt mir bekannt vor!« William griff nach einem großen, voll gesaugten Badeschwamm und warf ihn in Richtung des Königs. Dieser fing ihn auf, warf ihn mit einem Aufschrei zurück und traf William mitten ins Gesicht. Vergnügt setzten die beiden Männer die Schlacht mit Wasser und

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