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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Mantels zitterte Anne, als die kleine Reisegesellschaft aus dem Königstor hinausritt - nicht vor Kälte, sondern weil sie sich vorstellte, wie der König reagieren würde, wenn er von ihrer Abreise erfuhr. Sie sehnte sich von ganzem Herzen und mit ihrem ganzen Körper nach ihm. Die Sehnsucht erfüllte sie mit einem heißen, brennenden Schmerz, aber gleichzeitig schalt sie sich, weil sie solche Gefühle zuließ.
    Männer, und vor allem der König, waren anders als Frauen - so viel wusste sie. Sie konnten mehrere Frauen gleichzeitig begehren oder lieben, das hatte sie viele Male am Hof erlebt. Sie aber musste ihr eigenes Leben leben, musste mit ihrem seltsamen Schicksal ins Reine kommen und sich den Verlockungen des Fleisches entziehen, um einen kühlen Kopf bewahren und vernünftig handeln zu können. Vielleicht würde sie den König niemals wiedersehen, und vielleicht war das auch gut so, obwohl sich ihr Herz bei diesem Gedanken qualvoll zusammenzog.
    Als sie die Stadtgrenze passierten, murmelte sie entschlossen ein Gebet. Sie betete zur Mutter des Schwertes, obwohl sie ihr Kruzifix dabei berührte. Sie bat sie um Kraft und Führung für ihre nächsten Schritte und für ihr Leben ...
    Im Lauf des Nachmittags wurde es immer kälter. Die Reisenden ritten gen Süden. Ihr Ziel war ein Klarissinnenkloster in einem Dorf auf halbem Weg zwischen Windsor und London. Die Frauen wollten die Nacht in einer der Gästezellen des Klosters verbringen, während John mit den Pferden in einem Gasthaus im Dorf absteigen sollte, denn männlichen Lebewesen jeglicher Art, einschließlich männlichen Tieren, war der Zutritt zum Kloster verwehrt.
    Zum Glück hatte die eisige Kälte dafür gesorgt, dass der lehmige Untergrund der Straßen gefroren war, was wenigstens das Reiten auf dieser anstrengenden Reise erleichterte. Von Osten wehte ein schneidender Wind, und Anne hatte Mühe, sich an die kurze Gangart ihres Reittiers zu gewöhnen. Das kleine Pferd liebte es offenbar zu traben, so dass sie zügig vorankamen. Aber der holpernde Gang der kleinen Hufe auf dem steinharten Boden war nach einigen Stunden fast unerträglich.
    Die Zeit verstrich, die spärliche Helligkeit dieses kurzen, düsteren Nachmittags begann zu verblassen, und noch immer sahen sie keine einladenden Lichter vor sich. John
    Slaughter gab sich alle Mühe, sich seine Besorgnis nicht anmerken zu lassen. Er war diesen Weg schon häufig geritten und kannte ihn gut, aber wegen des verspäteten Aufbruchs und ihres langsameren Tempos waren sie noch nicht so weit gekommen, wie er gehofft hatte. Seine Sorge galt vor allem dem Wald vor dem Nonnenkloster und dem dazugehörigen Dorf. Im Sommer war er ein Schlupfwinkel für Wegelagerer, die im Winter jedoch meist vor dem Wetter in ihre Häuser flüchteten.
    Trotzdem war John nervös und nahm seine Aufgabe nicht leicht, vor allem jetzt, wo er die Verantwortung für zwei Frauen trug. Es machte ihm Sorgen, dass Anne auf dem kostbaren, kleinen Pferd wie ein Lady aussah. Vielleicht sollte er stehen bleiben und sie hinter sich auf seinen Wallach setzen, so dass sie nicht mehr wie ein einladendes Opfer für Raub und Erpressung wirkte. In diesem Moment hörte er das Schlagen von Hufen.
    Er drehte sich um und erblickte eine kleine Reiterschar, die in scharfem Galopp auf sie zukam und den Abstand zwischen ihnen rasch verringerte. Im fahlen Abendlicht konnte er nicht erkennen, ob sie Uniformen trugen, aber er bemerkte das Glitzern einer Schwertklinge. Er spürte, wie ihn der Mut verließ.
    »Ladies, reitet los - schnell! Folgt der Straße. Zum Kloster ist es nicht mehr weit. Los!« Er wendete sein Pferd und versperrte den Weg, so gut es ging. Deborah, die die Reiter ebenfalls bemerkt hatte, rammte ihre Fersen in Lizottes Seite und versetzte Annes Zelter einen Schlag auf die Flanke, sobald sie sich auf gleicher Höhe mit ihr befand.
    »Mir nach!« Die beiden Tiere fielen in Galopp, als ahnten sie die Angst ihrer Reiter. Sie tauchten in die Dunkelheit ein, doch da, hinter einer Biegung, sahen sie in der Ferne einen schwachen Lichtschein. Ein Gebäude. Sie hörten die schlagenden Hufe hinter sich, und dann rief jemand Annes Namen und forderte sie auf, stehen zu bleiben.
    Woher wussten sie ihren Namen? Erschrocken zogen die beiden Frauen die Köpfe ein und trieben ihre Pferde noch weiter an, obwohl sie einem Streitross im gestreckten Galopp niemals entkommen könnten.
    Näher und näher kamen die Lichter, schon konnten sie eine Ansammlung von

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