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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Gebäuden erkennen. Das Dorf! Aber die Männer waren ihnen dicht auf den Fersen, und das Donnern der Hufe auf der gefrorenen Erde kam immer näher. Gerade als sie aus dem Wald herauspreschten, wurde Anne von einem großen Mann auf einem noch größeren Pferd überholt. Er streckte die Hand aus, griff nach dem Zaumzeug des Zelters und schrie, sie solle stehen bleiben. Doch als er sich nach vorn beugte, versetzte sie ihm einen Schlag und traf ihn mitten ins Gesicht. Er wurde nach hinten gerissen und stürzte zu Boden. Sein Pferd stob in Panik davon und prallte mit dem Pferd eines anderen Reiters zusammen, der daraufhin ebenfalls abgeworfen wurde.
    »Schnell!«, schrie Deborah. »Das Kloster!«
    Anne warf einen kurzen Blick über die Schulter, sah, dass ihre Gefährtin, die dicht hinter ihr war, von zwei weiteren Reitern bedrängt wurde, und tat wie geheißen. Sie trieb ihr erschrecktes, kleines Reittier noch weiter an und stürmte auf das große Tor des Gebäudes vor ihr zu.
    Und sah, dass die Nonnen in diesem Augenblick die Torflügel zuzogen!
    »Nein!«, schrie Anne. »Wartet! Bei Gottes heiligen Knochen, wartet!« Gottlob schien eine der Frauen sie zu hören und schrie ihren Schwestern zu, die Torflügel wieder zu öffnen.
    Anne und Deborah preschten hindurch, und die Torflügel wurden in letzter Sekunde direkt vor der Nase ihrer Verfolger zugeworfen. Mit einem lauten, dumpfen Knall fiel der mächtige Eisenriegel in seine Halterung.
    Die beiden Frauen sanken lehmverspritzt und keuchend auf die Hälse ihrer Pferde. Die Nonnen scharten sich um sie, einige hielten lodernde Fackeln hoch und stießen erstaunte Rufe aus.
    »Was soll dieser Aufruhr?« Die Stimme klang vornehm und kühl, ein wenig nasal und sehr beherrscht.
    Anne holte tief Luft und richtete sich als Erste wieder auf. Sie kannte diesen autoritären Ton. »Wir bitten um Nachsicht, ehrwürdige Mutter ...«
    »Es ist nicht an mir, Nachsicht zu gewähren, noch ist das mein Titel. Ich bin die Subpriorin. Nun?«
    »Verzeiht, Schwester, aber es blieb uns nichts anderes übrig, als auf diese Weise hier einzureiten. Wir wurden angegriffen«, sagte Deborah. Sie war immer noch außer Atem, hatte ihre Fassung aber wiedererlangt.
    »Von wem wurdet ihr angegriffen?«
    »Das wissen wir nicht. Nur dass wir mit unserem Geleitschutz durch den Wald kamen und uns eine Gruppe von Männern auflauerte. Sie müssen noch vor dem Tor sein.«
    Die Nonnen hingen wie gebannt an ihren Lippen. So etwas Aufregendes war nicht mehr geschehen, seit drei Jahre zuvor die Krankenschwester mit einem Bettelmönch auf Wanderschaft durchgebrannt war. In diesem Augenblick ertönte ein mächtiges Dröhnen. Jemand klopfte laut ans Tor und zog heftig an der Pförtnerglocke.
    Alle Augen richteten sich auf die Subpriorin. »Schwester Michael, steht nicht einfach da, sondern seht nach, wer klopft. Aber schnell.« Schwester Michael war ein korpulentes Mädchen vom Land, eine Laienschwester, die ins Kloster geschickt worden war, als ihre Familie nicht länger für sie aufkommen konnte. Ihr und einer anderen Schwester oblag es, während des Tages die Pforte zu hüten und nachts das Kloster abzuschließen. Schwester Michael schluckte und ging zu einer verschlossenen Luke in der Mauer, durch die die Schwestern gewöhnlich Kontakt zur Außenwelt hielten. Das Hämmern hatte aufgehört, aber die Glocke wurde immer noch energisch geläutet.
    »Wer da?«, fragte Schwester Michael und bemühte sich um einen strengen, Furcht einflößenden Ton.
    »Ein Abgesandter, der mit dem Mädchen Anne sprechen möchte, das im Dienste der Königin steht.«
    Neue Aufregung unter den Nonnen. Eine Dienerin der Königin? Welche war es? Schwester Michael sah die Subpriorin flehend an - was sollte sie antworten?
    »Sagt uns, wer Ihr seid«, verlangte die Subpriorin.
    »Ich und meine Männer stehen im Dienst von Sir Mathew Cuttifer. Wir sollen Mistress Anne nach London nach Blessing House geleiten. Ich habe eine Vollmacht dabei, Ihr mögt sie lesen.«
    Anne konnte nicht an sich halten und brach in schallendes Gelächter aus. Sir Matthew hatte Wort gehalten - und sie hatte um ein Haar nicht nur einen, sondern gleich zwei seiner Leute getötet. Das war ein schöner Beginn ihrer neuen Beziehung.
    »Zeigt uns die Vollmacht. Ihr könnt sie durch die Luke reichen.«
    Ehrfürchtig traten die Nonnen zur Seite, als .die Subpriorin mit Anne und Deborah zu Schwester Michael ans Tor trat. Die Luke wurde einen Spalt geöffnet und eine Pergamentrolle

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