Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
Vom Netzwerk:
doch es war nicht möglich - jetzt nicht und auch in Zukunft nicht. Eine tiefe Traurigkeit ergriff sie. Er ahnte, was sie empfand, und ließ seufzend von ihr ab.
    »Ist irgendetwas passiert?« Wieder herrschte diese Übereinstimmung zwischen ihnen, als könnte er ihre Gedanken lesen.
    »Euer Majestät, Sire, es ist eine lange, lange Geschichte und ...«
    »Und?« Er war neugierig geworden, nicht ärgerlich. Das allein war schon höchst ungewöhnlich, denn wenn er gewöhnlich eine Zurückweisung erfuhr, was weiß Gott praktisch nie geschah, wurde er stets ungehalten. Aber bei diesem Mädchen war es anders. Sie weckte seinen Beschützerinstinkt und brachte ihn durcheinander. Ihre Traurigkeit berührte ihn tief, und er wollte um jeden Preis verstehen, warum sie weinte.
    »Das kann ich Euch nicht sagen.«
    »Was könnte es geben, was du deinem Herrscher nicht sagen kannst?«
    Ihre Entschiedenheit verblüffte ihn.
    »Bitte, Sire, ich muss zur Königin ...«
    Hinter ihnen ging die Tür auf, und William Hastings kam erhitzt und aufgelöst heraus. Er erblickte den König. »Euer Majestät... Sire, ich hatte ja keine Ahnung ...«
    »Offensichtlich nicht. Mir wurde gesagt, Ihr lasst Eure Wäsche versorgen«, sagte der König trocken, aber er lächelte dabei.
    William lachte erleichtert. Anne nutzte den Augenblick, deutete einen Knicks an, stürzte durch die Tür, wo sie der erschrockenen Mary - die sich gerade gemächlich ankleidete - die Kleider der Königin übergab, und flüchtete durch die Hintertür der Waschküche, ohne dass der König sie aufhalten konnte.
    Als sie zu den Gemächern der Königin zurücklief, fragte sie sich, ob dieses Gefühl, dass Edward und sie etwas ganz Besonderes verband, nur die törichten Fantasien eines naiven Mädchens waren. Doch ihre Gedanken schienen einander manchmal so nah zu sein. Sie träumte davon, nicht nur körperlich, sondern auch geistig mit ihm zu verschmelzen, obwohl die Bilder ihrer körperlichen Vereinigung sie Tag und Nacht verfolgten. Empfand auch er diesen Schmerz, wenn sie sich von ihm löste? Was für eine unsägliche Verschwendung, sich nicht einfach in die Arme fallen zu können. Zu einer anderen Zeit und wäre er nicht verheiratet gewesen, hätte ihre Beziehung durch ihre Abstammung gestärkt, nicht geschwächt werden können ...
    Vor den Gemächern der Königin blieb sie schwer atmend stehen. Sorgfältig schob sie einige lose Haarsträhnen unter ihre Haube und strich mit zitternden Fingern ihre Röcke glatt. Sie hätte gerade noch genug Zeit gehabt, einige Kleider für die nachmittäglichen Festlichkeiten bereitzulegen, bevor die Königin mit ihren Hofdamen zurückkehrte. Aber ihr Ausflug zur Waschküche hatte länger gedauert als angenommen, und sie musste mit Entsetzen feststellen, dass die Königin bereits entkleidet wurde. Anne wappnete sich gegen die bevorstehende Standpauke und bemühte sich, möglichst unauffällig einzutreten.
    »Nun, bist du von deiner Unpässlichkeit genesen?« Es war die Königin, aber zu Annes Erleichterung klang sie eher neugierig als gereizt.
    Das Mädchen knickste hastig. »Ich wurde von der Waschfrau aufgehalten, Euer Majestät.« Sie brachte die Worte kaum heraus, denn unwillkürlich blitzte das Gesicht des Königs vor ihr auf, wie er sich zu ihr herunterbeugte, sie küsste und ihre Brust berührte.
    »Warum errötest du dann, Mädchen? Bist du sicher, dass es die Waschfrau war, die dich aufgehalten hat, und kein anderer?« Die Königin musterte sie misstrauisch, und Jehanne goss ihr als Ablenkung schnell einen Becher von dem heißen Gewürzwein ein.
    Evelyn war es schließlich, die die Situation rettete. Sie breitete ein blaues, golddurchwirktes Gewand vor Elizabeth aus. Die Königin wollte sich mit ihren Damen an jedem der zwölf Festtage nach einem bestimmten Motto kleiden. An diesem Tag würden sie die zwölf Mühen des Herkules darstellen. Sie sollte die Hera sein, die Frau des Zeus, jene Göttin, die die Strafen für den starken Helden erdacht hatte. Und da Blau die Farbe der Jungfrau Maria, der Himmelskönigin, war, erschien es ihr angemessen, als Hera ebenfalls Blau zu tragen. Und da die wichtigste Waffe von Vater Zeus der Donnerkeil war, hatte Jehanne einen von goldenen Donnerkeilen gekrönten Kopfschmuck für Hera entworfen.
    Jehanne half der Königin in das glitzernde, neue Gewand.
    Da sie jegliches Vertrauen in Doktor Moss verloren hatte, der durch seine Abwesenheit bewies, dass er Anne nicht helfen wollte, nutzte sie die

Weitere Kostenlose Bücher