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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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ihnen. »Das steht Euch wirklich gut«, lobte Margaret. »Anne, jetzt bist du an der Reihe.«
    Anne wollte nichts lieber, als sich der schmutzigen Kleider entledigen und sich waschen, und zog sich unverzüglich in die Garderobe zurück. Wenn sie doch nur auch die Haare waschen könnte, doch es würde mindestens ein oder zwei Stunden dauern, bis sie sie am Feuer getrocknet hätte, und sie musste so bald wie möglich Sir Mathew sehen, da es eine Menge zu bereden gab.
    Anne zog sich bis auf das Unterkleid aus und wusch sich zitternd vor Kälte, so schnell sie konnte. Sie rieb sich Gesicht, Hals und Hände mit einem rauen Tuch ab, bis sie sauber war, ehe sie trotz der Kälte, die in dem kleinen, muffigen Vorraum zum Abort herrschte, ihr Unterkleid abstreifte, warmes Wasser über ihren nackten Körper goss und sich zwischen den Beinen und unter den Armen wusch. Sie gehörte zum Glück nicht zu jenen Mädchen, die stark schwitzten, doch nach einer langen Reise auf schmutzigen Straßen riecht selbst der lieblichste Körper ein wenig streng, und in diesem Punkt war sie bereits seit ihrer Kindheit überaus heikel.
    Mit klappernden Zähnen wusch sie noch ihre Füße, trocknete sich mit einem leinenen Badetuch von Lady Margaret ab, zog sich ein frisches Unterkleid an und darüber, ein schlichtes, dunkelrotes Kleid, das sich keusch um den Hals schloss, das Unterkleid jedoch hübsch zur Geltung brachte. Es standen sogar farblich passende Filzpantoffeln für sie bereit sowie Halbstrümpfe aus Kammwolle, die sie mit Bändern unter den Knien befestigte, damit sie nicht hinunterrutschten.
    Nachdem sie ihr Haar ordentlich geflochten und mit einem einfachen Schleier bedeckt hatte, war sie bereit, ihrem weiteren Schicksal ins Auge zu sehen. Sie holte tief Luft und stieß die Tür zu dem wohlig warmen Sonnenzimmer auf, um sich zu Lady Margaret und Deborah zu gesellen.
    Unterdessen war Sir Mathew eingetroffen, hatte sich neben seine Frau gesetzt und wartete geduldig auf sie. Deborah hockte auf einer Eichentruhe unter einem der Fenster, die auf den Fluss hinausgingen. Alle drei sahen sehr ernst aus.
    »Willkommen in Blessing House, Mylady.« Sir Mathew hatte sich erhoben. Sein förmlicher Ton wurde noch von einer schwungvollen Verbeugung unterstrichen. Feierlich reichte er ihr die Hand, und als das verwirrte Mädchen sie zaghaft ergriff, zwang er sie, sich auf seinen Platz neben Lady Margaret zu setzen.
    »Während Ihr unter meinem Dach weilt, haben wir beschlossen, mit Eurer Erlaubnis natürlich, dass wir eine kleine Scharade spielen werden. Gegenüber meinem Haushalt seid Ihr die Cousine von Lady Margaret, die auf der Reise hierher leider schwer erkrankt ist und deshalb in völliger Abgeschiedenheit liegen und nur von ihrer Zofe ...«, er verneigte sich in Deborahs Richtung, »betreut werden darf. Und natürlich von ihrer Cousine, meiner Frau.« Wieder verbeugte er sich, diesmal tiefer, vor Lady Margaret. »Unterdessen werden Vorbereitungen getroffen, Euch so schnell wie möglich auf meine Ländereien im Norden zu bringen. Ich gehe davon aus, dass Ihr Euch dort, an diesem abgeschiedenen Ort, sicher fühlen könnt. Was uns zum Vorteil gereicht, denn es gibt hier in London einiges zu erledigen, was seine Zeit braucht.«
    Mathew hatte seine kleine Rede sorgfältig vorbereitet und sich bemüht, die Dinge klar und einfach zu erklären. Dennoch löste der Ernst in seiner Stimme ein flaues Gefühl in Annes Magengegend aus. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich einzig auf ihre Flucht nach Blessing House konzentriert und nicht an die weitere Zukunft gedacht. Nun jedoch konnte sie nicht länger die Augen davor verschließen und musste sich selbst an der Gestaltung ihrer Zukunft beteiligen.
    Sir Mathew schwieg einen Augenblick. »Seit unserem Gespräch in Windsor hat mir einer meiner Informanten bei Hof erzählt, dass nämlicher Brief, den wir suchen, in der Schatzkammer der Abtei aufbewahrt wird. Mit gewisser, von mir gewährter Unterstützung können wir ihn wahrscheinlich beschaffen. Fürs Erste aber dürfen wir nicht davon ausgehen, dass Ihr in London sicher seid. Daher werden wir so tun, als wärt Ihr ... eine andere, als Ihr nach unserem Wissen in Wahrheit seid«, fuhr er fort, wobei er die letzten Worte besonders ernst aussprach. »Sobald ich mehr in Erfahrung gebracht habe, werden wir diese Angelegenheit besprechen. Was die Reise nach Norden betrifft, so werdet Ihr von meinem eigenen Kapitän und meiner Mannschaft in einem meiner Schiffe

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