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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Abtei geschlüpft sein musste. Trotzdem zitterte er in der bleichen Wintersonne, weil ihm so unheimlich war, und den ganzen Morgen konnte er dieses ehrfürchtige Gefühl nicht abschütteln. Ihm war, als hätte er Freya, die tränenschöne Göttin aus alter Zeit, erblickt, so herrlich hatte sie ausgesehen.
    In London kniete Mathew Cuttifer vor der Mutter des Herrn. Sie blickte von der Wand seiner Kapelle auf ihn herab, und er spürte ein eigentümliches Kribbeln im Rücken. Hatten ihre Augen sich nicht gerade bewegt? Vielleicht wollte sie ihm etwas mitteilen, etwas Wichtiges? Mathew schalt sich seiner Vermessenheit. Wenn die Mutter Gottes ihm etwas sagen wollte, würde er es ohne Zweifel merken. Er sammelte sich. Ein weiteres Ave Maria, dann könnte er sie gewiss besser hören. Er versuchte sich zu konzentrieren, doch seine Gedanken schweiften erneut ab.
    War seine Kogge sicher in Whitby angekommen? Von dort bis zu seinem Gut in Burning Norton war es, vorausgesetzt das Wetter spielte mit, noch eine ganze Tagesreise. Gott und seine Mutter wussten, dass im Januar dort selten gutes Wetter herrschte. Unwillkürlich verweilte sein Blick auf dem Antlitz der Jungfrau, die ihn ruhig und ernst ansah. Er seufzte. Nein, heute fand er hier keine Antwort. Widerstrebend richtete er sich langsam auf und wandte sich zum Gehen. Da bemerkte er seine Gemahlin, die still im hinteren Teil der Kapelle auf einer der für die Dienerschaft vorgesehenen Bänke saß und darauf wartete, dass er seine Gebete beendete.
    »Kann ich Euch sprechen?« Er bemerkte die Anspannung in ihrer Stimme, die auch in ihrem beherrschten, bleichen Gesicht erkennbar war. »Der Hof ist nach London zurückgekehrt, Mathew ... und der König hat nach Euch geschickt.«

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    Kapitel 34
    Noch am selben Nachmittag wurde Mathew in einen kleinen Audienzsaal geführt, dessen Fenster auf das Westtor der Abtei blickten. Er dachte kurz daran, dass am nächsten Tag sein Abendmahlskelch - sein Schlüssel zur Schatzkammer - eingeweiht werden sollte, als Edward und William Hastings auch schon eintraten.
    Mathew verbeugte sich tief, doch der König gab nur einen grunzenden Laut von sich und setzte sich auf seinen Thron. Schweigend nahm William seinen Platz neben ihm ein und gab Mathew ein Zeichen vorzutreten. Der distanzierte, eisige Gesichtsausdruck des Königs jagte dem Kaufmann gehörig Angst ein.
    »Sir Mathew, seid Ihr mir untreu geworden?« Beim scharfen Klang der königlichen Stimme fuhr Mathew erschrocken zusammen, dass er ein Bild der Unschuld abgab. Doch der König gab ihm keine Gelegenheit zu antworten. »Die Londoner Kaufleute! Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie mir nicht die gewünschte Unterstützung zukommen lassen wollen. Dies missfallt mir außerordentlich! Außerordentlich!« Der König war aufgestanden und ging zornig auf und ab. »Nie zuvor, Sir Mathew, hat sich die Krone so weit herabgelassen, um an Geld zu gelangen, Geld, das ich in Zeiten wie diesen dringend benötige! Was habt Ihr ihnen erzählt?«
    Mathew unterdrückte einen erleichterten Seufzer. »Aber Majestät, ich habe gute Neuigkeiten. Ich weiß nicht, woher Ihr Eure Informationen habt...«
    »Welche guten Neuigkeiten?«
    Mathew riss sich den Hut vom Kopf und verneigte sich abermals. »Sire, wenn Ihr einer Erweiterung des Nadelmonopols zustimmt und ...«
    »Und? Was und ? Wir sprachen in Windsor doch nur von Nadeln.«
    »... und einem königlichen Freibrief an die City of London, die dem Bürgermeister ein wenig mehr Freiheiten zugunsten der Stadt einräumt.« Mathew schluckte, denn als seine Kaufmannskollegen diese Forderung erhoben hatten, hatte er gleich geahnt, dass der König darüber nicht erfreut sein würde. Und genau diesen Verdacht bestätigte die Miene des Königs. »Dann, Majestät, wird es Euren treuen Untertanen, den Kaufleuten von London, eine Ehre sein, der königlichen Schatzkammer ein Darlehen von fünfzehntausend Pfund auszuzahlen, um Euren ... Feldzug zu finanzieren.« Um ein Haar hätte er »Euren Krieg im Norden« gesagt, doch Krieg war ein hässliches Wort, ein böses Omen, das, wenn es ausgesprochen wurde, seiner Furcht einflößenden Bedeutung ungewollte Macht verlieh.
    Als er geendet hatte, breitete sich eine angespannte Stille aus.
    »Mehr Freiheiten für die Stadt London?«, fragte der König schließlich. Wenigstens brüllte er nicht.
    Mathew wagte es, in das unnachgiebige Antlitz des Königs zu blicken. »Geringfügig mehr, Sire. Nur das Recht, im Herbst, am

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