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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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gedankt, dass unsere Abtei bis heute ein Licht für die Gottlosen ist. Und Ihr habt zum Glanz dieses Lichtes beigetragen.«
    Mathew hatte sich demütig verneigt, aber sein Herz hatte sich vor Stolz gebläht. Fast hätte er das Wichtigste vergessen, die Eichentruhe mit dem Namen von Henry VI. »Ehrwürdiger Prior, ich sehe viele verschlossene Truhen. Sie enthalten gewiss Dinge, die noch viel kostbarer sind.«
    »Wohl wahr, Sir Mathew, manche von ihnen. Es sind die wichtigsten Dokumente der jeweiligen Herrscher, die uns zur Aufbewahrung anvertraut wurden. Einige sind sehr alt ...«Er deutete auf einige Kästen, die fast gänzlich schwarz waren. »Diese hier stammen aus der Zeit des seligen Gründers unserer Kathedrale, dem heiligen Edward. Diese hier von seinem Nachfolger, der unser Reich überfiel, dem normannischen Bastard William I.«
    »Und diese neueren Kästen hier?« Mathew machte eine vage Geste in Richtung der Nischen mit den helleren Kästen.
    »Das sind Papiere aus der Herrschaft unseres jetzigen Königs Edward und seines Vorgängers, Henry VI.«
    Der Prior zögerte kurz, bevor er den letzten Namen aussprach. Trauer überschattete sein Gesicht, und er bekreuzigte sich hastig. Schweigend standen die beiden Männer vor der
    Truhe und gedachten des armen, alten Mannes. Der Kasten war klein im Verhältnis zu der langen Herrschaftszeit, die so schmählich geendet hatte.
    Immer noch ging Mathew in seinem Arbeitszimmer auf und ab und vergegenwärtigte sich, was er in der spärlich beleuchteten Kapelle gesehen hatte. Zu seiner Erleichterung hatte er bemerkt, dass der Kasten mit dem Namen Henry VI. nicht verschlossen war, aber es würde schwierig werden, sich noch einmal Zutritt zu dem Raum zu verschaffen und den Inhalt des Kastens zu sichten. Der einzige Weg in die Schatzkammer führte durch die Vorhalle des Domkapitels, wo fast zu jeder Tageszeit Betrieb herrschte. Er musste sich einen genauen Plan zurechtlegen.
    Die Tageszeit - das war entscheidend! Tagsüber herrschte in der Vorhalle ein ständiges Kommen und Gehen, doch abends, nach dem Komplet?
    Natürlich hatte er einen vertrauenswürdigen Verbindungsmann in der Abtei, aber wäre dieser Mönch auch findig genug? Und würde er mit Mathew in Verbindung gebracht werden, wenn der Verlust wertvoller Dokumente entdeckt wurde?
    Er musste darüber nachdenken. Gründlich nachdenken.

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    Kapitel 36
    Der erste Eindruck von Burning Norton war nicht gerade vielversprechend. Aus irgendeinem Grund hatte Anne ein großes, imposantes Anwesen wie Blessing House erwartet. Die zusammengewürfelte Ansammlung von grauen Gebäuden, die von einem Rinnsal schlammigen Brackwassers umgeben waren, das den Anschein eines Burggrabens zu erwecken suchte, war eine Enttäuschung. Aber sie war hungrig und bis auf die Knochen durchgefroren. In Anbetracht der unwirtlichen Nacht war ihr jeder Unterschlupf willkommen, vor allem, als sie das warme, gelbe Licht sah, das einige der oberen Fenster des Haupthauses erleuchtete.
    Die unbeschlagenen Hufe der Moorlandponys klapperten emsig über die Zugbrücke auf den Innenhof, der ihnen Schutz vor dem eisigen Wind bot. So jung und gesund Anne auch sein mochte, die Strapazen dieses Ritts über das Hochmoor hatten ihr zugesetzt. Sie konnte kaum ihre steif gefrorenen Hände von den Zügeln lösen, und noch schwerer fiel es ihr, vom Pferd zu steigen.
    Aber sie wurde von freundlichen Armen aufgefangen, und über das Durcheinander erhob sich die klare Stimme einer Frau. »Willkommen, Mistress Anne. Das Haus meines Mannes ist Euer Haus.«
    Anne sah in ein Gesicht, das Sir Mathew hätte gehören können, wäre es nicht von einem Hausfrauenschleier eingerahmt gewesen. Es dauerte eine Weile, bis ihr aufging, dass sie Mathews Tochter Alicia vor sich hatte. Sie versuchte, ihren steifen Körper zu einem Knicks zu bewegen, doch die freundliche Frau lächelte und hielt sie davon ab. »Kommt herein. In der Halle und oben im Sonnenzimmer ist es gemütlich warm. Außerdem müsst Ihr nach dieser mühseligen Reise dringend etwas essen.«
    Alicia führte ihre Gäste aus dem dunklen, nur von Fackeln erhellten Innenhof über eine steinerne Außentreppe in einen etwas höher gelegenen Raum, die Wohnstube von Burning Norton. Sie umrundeten eine mächtige, hölzerne Zwischenwand, die als Windschutz diente, und gelangten in einen für einen Schlossbauernhof unerwartet geräumigen Saal. An einer Wand befand sich eine Feuerstelle mit einem nach oben geschlossenen

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