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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Tölpel! Ich sagte, aus dem Weg!« Piers bahnte sich einen Weg zu der Gruppe von Höflingen und beobachtete amüsiert, wie Aveline Anne die Schleppe aus der Hand riss, ehe sich der Zug für den kurzen Weg nach Blessing House in Bewegung setzte.
    Master Mathew war vor banger Freude wie benebelt. Mit Margaret am Arm schritt er neben seinem König einher und machte ihn darauf aufmerksam, dass er diesen Teil der Straße, der von der Abbey bis zu seinem Haus führte, zum Wohl der Allgemeinheit mit Flusskieseln hatte pflastern lassen.
    Der König lachte freundlich. »Wie, Master Cuttifer, nur für die Allgemeinheit? Und gar nicht für Euer eigenes Wohl? Kommt, kommt.« Bei dem Gelächter der höfischen Speichellecker errötete Mathew - etwas, was ihm seit seiner Kindheit nicht mehr passiert war.
    Margaret ergriff mutig das Wort und versuchte, den Scherz des Königs zu Gunsten ihres Mannes auszulegen. »Sicher, Sire, es geschah zum Segen unseres Blessing House, aber auch zum Segen der Allgemeinheit!«
    Edward lächelte auf sie herab. »Nun, Master Mathew, Ihr könnt Euch glücklich schätzen, so viel Anmut und Geist an Eurer Seite zu haben. Und so viel Schönheit.« Dann schweifte sein Blick für einen Augenblick von Lady Margaret ab und verweilte auf den beiden Mädchen, die ihrer Herrin sittsam folgten.
    Aveline errötete und knickste, ebenso wie Anne, doch als diese ihren Kopf hob, bemerkte sie, dass der König ihr erneut direkt in die Augen sah. Und wieder spürte sie diese spannungsgeladene Verbindung zwischen sich und dem König. Doch dann wurde seine Aufmerksamkeit schon wieder abgelenkt, diesmal von einer Schar Gaukler, die von den Stallungen hinter Blessing House hervorsprangen.
    Die grell geschminkten Männer und Knaben zogen einen großen, niedrigen Karren mit sich, auf dem sich ein kleines, burgähnliches Gebäude aus Gips befand. Es war sehr realitätsnah angestrichen und sah aus wie aus Steinen gemauert. Es verfügte sogar über mehrere Türmchen und einen märchenhaften Drachen, der zusammengerollt vor einem hölzernen Fallgitter lag. Der Karren hielt vor Blessing House an und versperrte den Eingang, worauf die Menge jubelte und klatschte. Einer der Gaukler, ein riesiger, ganz in Grün gekleideter Mann, der mit Efeu und Stechpalmen behangen war, sprang auf den Karren und rief laut um Ruhe, wobei er auf eine große Blechtrommel einschlug. Der König drehte sich freundlich lächelnd seinem Gastgeber zu, offenbar gewillt, alles, was er sah, gutzuheißen. »Und nun, Master Mathew?«
    »Sire, dieser Gaukler bittet um Erlaubnis, Euch ein Wunder vorführen zu dürfen«, antwortete Mathew Cuttifer mit lauter, klarer Stimme. Die Menschen verstummten neugierig, und diejenigen, die hinten standen, riefen dem Gaukler Zu, er möge lauter sprechen.
    Wieder schlug er wild auf seine Trommel ein, bis den Leuten der Kopf dröhnte. »Großer König«, hob er an. »Ihr steht hier vor der Burg der Verzweiflung. Sie wurde von diesem Ungeheuer gebaut, das auch hier lebt!« Das Ungeheuer - ein in Sackleinen gehüllter Mann, dessen Kostüm kunstvoll mit vergoldeten Holzschuppen besetzt war - öffnete seinen riesigen, rot ausgemalten Schlund, streckte seine lange Zunge heraus und züngelte damit in Richtung der Höflinge, wobei es, zum Entzücken der Zuschauer und begleitet vom fröhlichen Kreischen der Kinder, ein mächtiges Brüllen ausstieß.
    »Wir bitten Euch, Eure kriegerische Hand zur Rettung dieser hübschen Maid zu erheben!« Und dann geschah etwas höchst Anstößiges, mit dem niemand gerechnet hatte. Auf dem Wehrgang der Gipsburg erschien eine fette, junge Frau mit schwellenden Brüsten. Sie schwenkte die Arme, heulte laut auf und schlug sich so auf ihren beinahe entblößten Busen, dass die wackeligen Segeltuchwände erbebten. Worauf die Zuschauer, entzückt von der schmachvollen Zurschaustellung nackten Fleisches, ein fasziniertes »Oooh« ausstießen. Eigentlich wurden Frauenrollen stets von Knaben gespielt, und dieser Traditionsbruch würde zweifellos am nächsten Sonntag von sämtlichen Kanzeln der Stadt gegeißelt werden!
    In diesem Augenblick schnippte der Grüne mit den Fingern, worauf ein lauter Knall ertönte und eine grüne Rauchwolke den Karren verhüllte. Als der Rauch sich verzogen hatte, kam eine rot verkleidete Treppe zum Vorschein. Die Menschenmenge kreischte vor Entzücken, und der grüne Mann bedeutete dem König, näher zu treten.
    Edward wandte sich an seinen Gastgeber. »Nun, soll ich mein Glück

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