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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Mädchens und lächelte.
    Anne drehte sich zu ihr um. »Gott sei gedankt für die Hilfe, die du dieser Frau geben konntest.«
    »Amen«, flüsterte das Mädchen, doch dann erschauderte sie. Welchen Gott meinte Deborah - den christlichen Gott, der dort am Kreuz hing, oder die alten Götter aus ihrem Leben in den Wäldern?

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    Kapitel 5
    In der Küche von Blessing House herrschte ein Tumult, der einem Sturm gleichkam. Maitre Gilles' Gesicht war hochrot, und seine Stimme war heiser vom Schreien. Selbst Corpus hatte sich nicht vor der Arbeit drücken können. Mit finsterer Entschlossenheit und beachtlicher Schnelligkeit hackte er quicklebendigen Neunaugen die Köpfe ab. Einen Tritt in den Hintern hatte er bereits einstecken müssen, deshalb wollte er keinen zweiten riskieren.
    In der großen Empfangshalle ging es ähnlich betriebsam zu - Knechte und Dienstmägde liefen wild durcheinander, während Jassy verzweifelt versuchte, sich in dem allgemeinen Getöse Gehör zu verschaffen, damit die Vorbereitungen für den Besuch des Königs rechtzeitig beendet sein würden. Der Boden war mit so viel frischem Binsenkraut ausgelegt worden, dass er einen Fuß höher maß als sonst, und immer noch streute Melly wie besessen weitere Binsen aus.
    Die Haushälterin hatte das beunruhigende Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben, und bereute bitterlich, dass es ihr nicht gelungen war, ihre Leute sofort nach der Messe von der Abtei wegzulotsen. Meine Güte! Wie einige der Küchenmägde die Höflinge angeglotzt hatten! Man hätte meinen können, sie hätten noch nie die Schamkapsel eines Mannes gesehen. Doch der Herr und der König würden in Kürze eintreffen - und wehe den Dienstboten, die dann nicht fertig waren. Das würde ein Nachspiel haben!
    Als die Menschen aus der Kirche strömten, war es bitterkalt geworden. Sie stießen Atemwölkchen in die eisige Luft und richteten ihre Aufmerksamkeit auf das Almosenspenden, das nun vor der Kirche stattfinden sollte.
    Zwölf alte, in Lumpen gehüllte Bettler hatten sich unter der Aufsicht eines rotnasigen Mönchs schlotternd in einer Reihe aufgestellt und warteten auf ihren Wohltäter, Master Mathew Cuttifer. Sie waren am Abend zuvor von ein paar kräftigen Laienbrüdern aufs Geratewohl aufgelesen worden und hatten ein Essen und ein Bett für die Nacht bekommen, ehe sie am Morgen nach draußen geschleppt worden waren, um den unerwarteten Spendensegen entgegenzunehmen. Sie waren gewiss gewillt, ihre Dankbarkeit zu demonstrieren, wären aber froh gewesen, wenn es endlich losginge, denn sie standen bereits seit Stunden in dem vom Fluss aufsteigenden Wind und froren bis auf die Knochen.
    Vereinzelte Jubelrufe wurden laut, und die Menschen wandten die Köpfe zum Kirchenportal, wo der König erschien. Auch die alten Männer reckten die Hälse und wurden mit dem Anblick ihres Herrschers belohnt, der mit seinen Höflingen langsam auf sie zuschritt. Am Ehrenplatz zu seiner Rechten ging ihr Wohltäter, Mathew Cuttifer, Kaufmann und zunehmend wichtiger werdender, inoffizieller Bankier des Hofes.
    Mathews Kehle war vor Stolz und Aufregung wie zugeschnürt. Hätten doch nur seine Eltern - mögen sie in Frieden ruhen - ihn an diesem Tag sehen können. Wie weit er es gebracht hatte nach den Anfängen in der großväterlichen Gerberei. Nun ging er zur Rechten seines Königs und war im Begriff, den Herrscher persönlich in sein Haus zu führen!
    Sechs Schritte hinter ihm folgte Lady Margaret in Begleitung von Lady Daphne Rivers - einer hübschen, vornehm gekleideten Dame und entfernten Cousine der neuen Königin. Sie kannten sich schon seit vielen Jahren, doch bis zu diesem Tag war Margaret von Lady Rivers in Gesellschaft stets von oben herab behandelt worden, vielleicht als Strafe dafür, dass sie unter Stand geheiratet hatte. Wie die Dinge sich doch änderten, wenn einem das Glück hold war! Nun wich Daphne nicht von ihrer Seite, flüsterte ihr Bemerkungen zu, als wären sie schon immer die besten Freundinnen gewesen, und drängte sie, zur bevorstehenden Weihnachtsfeier mit ihrer Familie an den Hof zu kommen.
    Margaret sprach so wenig wie möglich, doch ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Sie freute sich über das ehrenvolle und sichtbare Glück ihres Mannes und über seinen öffentlich demonstrierten, gesellschaftlichen Aufstieg. Er hatte die Gunst des Königs verdient, und sie segnete Edward im Stillen dafür. In einer Ecke ihres Herzens lauerte jedoch eine große Sorge: Es hieß, bei allem

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