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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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probieren, Master Cuttifer?«
    »Sire, Euer Volk möchte sehen, wie Ihr den Drachen der Verzweiflung erschlagt und die brave Maid errettet.« Und damit machte Mathew die tiefste Verbeugung, die er zustande brachte.
    Der König besah sich die schwankende Gipskonstruktion - die »Maid« legte sich mächtig ins Zeug, und das Ganze lief Gefahr, vom Karren zu stürzen -, dann lächelte er. Er winkte der begeisterten Menge zu und schickte sich an, das Spiel mitzuspielen. Feierlich nahm er ein stumpfes Bühnenschwert aus den Händen des Grünen entgegen und rannte leichtfüßig die Stufen hinauf, um den schrecklichen Drachen zu erschlagen.
    Oben auf dem Karren gab der König eine gekonnte Vorstellung und erlegte das grässliche Ungeheuer mit drei pantomimischen Schlägen in Kehle, Leib und Rücken. Die Menge jubelte und kreischte, während der Drache jaulte, künstliches Blut spie und sich alle Mühe gab, mit dem größtmöglichen Effekt sein Leben auszuhauchen. Der Grüne bearbeitete unterdessen schwitzend seine Trommel, der König schwenkte siegreich sein Schwert, hob das hölzerne Fallgatter hoch und betrat die Gipsburg. Kurz darauf kam er wieder heraus und hielt, zum lautstarken Entzücken der Leute, die nun fast »ohnmächtige« Heldin galant in den Armen.
    »Drum sterbe, wer des Königs Feind, für Blessings Herr wird's Frühlingszeit«, schrie der Grüne, als Edward die ohnmächtige Maid absetzte, woraufhin diese so tief knickste, wie es der begrenzte Platz ermöglichte. Der König nahm das Gelächter und den Jubel der Menge freundlich entgegen, ehe er wieder zu seinen Höflingen hinunterstieg, deren Applaus eher zurückhaltend ausfiel.
    »Sire, das war fast wie in der Schlacht von Towton!«
    »So, so, Warwick, meint Ihr das wirklich?«, sagte der König kühl zu dem kräftigen, dunkelhaarigen Mann in den Dreißigern, der neben dem strahlenden Mathew und seiner Frau stand.
    »Schwerter und ... äh, Herzen, das waren schon immer die stärksten Waffen Eurer Majestät«, gab Warwick mit kaum verborgener Häme zurück.
    Edwards fröhliche Miene verzog sich zu einer zornigen Grimasse. Er schwieg einen Augenblick, ehe er dem anderen den Rücken zuwandte. »Mir scheint, Master Mathew, es gibt Mitglieder meines Hofes, die nicht wissen, wann die Unterhaltung zu Ende ist. Für diesen Mangel an ... Einsicht muss ich Euch um Vergebung bitten.«
    Mathew Cuttifer schluckte, als er den eisigen Tonfall des Königs vernahm. Vielleicht endete dieser Tag des Triumphes doch noch in einer Katastrophe. Offensichtlich waren der König und der Earl von Warwick wieder im Zwist, und das kleine Schauspiel war der Auslöser dafür.
    Lady Margaret sprang noch einmal in die Bresche. »Sire, Ihr müsst hungrig sein - ich gestehe offen, ich bin es. Würde es Euch belieben, dieses bescheidene Haus zu betreten und das Brot mit uns zu brechen?«
    Edward registrierte die würdevolle Ruhe, mit der Margaret ihn ansprach, und da er ahnte, welchen Mut eine solche Bemerkung in dieser Situation erforderte, zog er seinen flachen Samthut vor ihr und lächelte zuvorkommend. »Lady, es würde mir sehr wohl belieben, doch zuerst...« Er drehte sich zu den Schauspielern um, die verlegen grinsten, mit den Füßen scharrten und darauf warteten, abtreten zu dürfen. »Euch meinen Dank und dies ... Almosenpfleger!«
    Ein kleiner Mann in einer altmodischen, in Brokat gefassten Houppelande eilte nach vorn und reichte dem König einen Lederbeutel, in dem dieser seine Finger versenkte. In hohem Bogen flogen kleine Münzen durch die Luft und prasselten mit einem verlockenden Klirren auf die Pflastersteine. Die Komödianten kratzten ihre Belohnung zusammen, allen voran die »Maid«, die mit schief sitzender Blondperücke verbissen den Grünen und den Drachen beiseite stieß und auf allen vieren die Münzen von der Erde klaubte. Die Höflinge und die übrigen Zuschauer lachten angesichts dieser zur Schau gestellten Gier, während der Karren mit der Burg von einer Hand voll kräftiger Diener vom Eingang zu Blessing House weggeschoben wurde.
    Im Haus war wie durch ein Wunder alles für den Empfang der königlichen Gesellschaft gerichtet. Mathew ließ sich nichts von seiner Freude anmerken, seine gesamte Dienerschaft kniend und mit gesenktem Kopf vorzufinden, als er mit den hohen Gästen eintrat. »Mein ärmliches Haus wird durch Eure Anwesenheit geehrt, mein Herr und König. Wir möchten Euch unsere Dankbarkeit bezeigen«, erklärte er mit fester Stimme, während er und

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