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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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war, Piers Cuttifer in ihrem Bett zu halten, nachdem die Schlinge erst einmal gelegt war. Andererseits erfüllte Avelines Schicksal John mit neuer Hoffnung - wenn ihr Leben sich ändern konnte, könnte vielleicht auch sein Leben eines Tages anders sein. Die Damen scheuchten ihn zur Tür hinaus, zuvor aber belohnte ihn Margaret mit einem halben Engelstaler, weil er sich so große Mühe gegeben hatte.
    Nun war es an der Zeit, die Braut zu Bett zu bringen. Margaret und einige der Damen halfen Aveline unter viel Gekicher aus ihrem roten Hochzeitskleid und reichten ihr Wasser, damit sie sich den Mund ausspülen und Hände, Gesicht, Hals und Füße waschen konnte. Trotz des hellen, warmen Feuers zitterte Aveline in ihrem zarten Seidenhemd.
    »Die Aufregung vor der ersten Nacht«, lautete die allgemeine Meinung über die Gänsehaut der Braut. Aveline schwieg dazu, aber ihre Augen wanderten zu dem im Halbdunkel stehenden Bett. Unwillkürlich stiegen Bilder vor ihr auf - sündige Bilder -, und sie wusste, sie würde dafür büßen müssen, dass Gott ihr erlaubt hatte, die Quelle ihrer Sünden zu ehelichen. Sie biss die Zähne zusammen, um zu verhindern, dass sie zu klappern begannen.
    Lachend schoben die Frauen sie zum Bett und zogen die Vorhänge beiseite. Anne wärmte die Decken mit einer Bettpfanne aus glänzendem Kupfer, einem Luxus, der mit Mathews letzter Lieferung französischer Stoffe aus Paris gekommen war. Schließlich wurde Aveline zugedeckt und der Bräutigam gerufen, seine Braut zu besichtigen.
    Draußen im Flur erhob sich großes Getöse. Die Tür wurde aufgerissen, und der Geruch von Wein und Männerschweiß verbreitete sich im Zimmer. Unter einem Strom von Schwüren und lautem Schlagen der Zimbeln und Trommeln wurde Piers zum Bett gezerrt. Er war in einen langen Umhang aus feinem Wolltuch gehüllt worden, um dessen Mitte ein Gürtel mit Quasten gebunden war. Darunter, das wussten alle, war er nackt. Viele scherzten über die Größe des Bettes und wie nützlich dies in der kommenden Nacht sein würde, dann wurde der Bräutigam auf das Lager neben seine Frau gestoßen.
    »Nicht oben, nicht oben! Unten!« Sie meinten, er solle unter die Decken schlüpfen, doch die Worte lösten nur noch mehr trunkenes Gelächter aus, und in den Ecken des Zimmers, die das Licht des Feuers und der Kerzen nicht erreichte, spürten einige der Mädchen, die der Braut aufgewartet hatten, die gierigen Hände und den heißen Atem der Männer auf ihren Körpern. Margaret gab Mathew ein Zeichen. Es war Zeit, zum Ende zu kommen, sonst löste sich alles in Tumult auf. Mathew stimmte ihr zu und bedeutete den Musikanten, mit ihrem Spiel aufzuhören, ehe er seine Stimme über den Lärm erhob.
    »Meine Freunde, wir danken euch, dass ihr uns an diesem glücklichen Tag die Ehre erwiesen habt. Doch nun ist die Zeit gekommen, meinen Sohn und seine frisch angetraute Frau allein zu lassen, damit sie über die heute eingegangene Verbindung nachdenken mögen.«
    Zum Zeichen, dass das Fest endgültig vorüber war und die Gäste das Zimmer verlassen sollten, zog er die Vorhänge vor das Bett. Die Gäste folgten seinem Wunsch, nur einige verweilten noch einen Augenblick vor den geschlossenen Vorhängen und wünschten dem jungen Paar viel Freude aneinander.
    Anne verließ als Letzte das Zimmer, nachdem sie rasch Avelines Kleider zusammengelegt hatte. Dabei sah sie zu dem verdeckten Bett in der Ecke hinüber und verspürte den Drang, Aveline ein paar tröstende Worte zu sagen. Doch im letzten Moment verließ sie der Mut, also zog sie sich still zurück. Als sie sich umdrehte, um die Tür zu schließen, nahm sie im Schatten hinter dem Feuerschein eine Bewegung wahr. War es Einbildung, oder sah sie tatsächlich die Gestalt, die sie am Morgen in der Kapelle bemerkt hatte? Einen Augenblick lang blitzte ein goldener Schimmer in der Dunkelheit auf, und ein Strahl kalten Lichts fing sich in der Schneide eines Schwerts.
    Dann fiel die Tür plötzlich wie von einem Windstoß ins Schloss - obwohl es windstill war -, und Anne verharrte draußen im Flur mit dem Gefühl, bis zum Hals in eiskaltem Wasser zu stehen.

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    Kapitel 12
    Der Winter hatte sich Zeit gelassen in diesem Jahr, doch nun war Maientag, und die ganze Stadt war auf den Beinen. Egal was der Himmel sagte, die Londoner ließen sich ihr Willkommensfest der lang ersehnten warmen Jahreszeit nicht nehmen. Ü berall in den Häusern wurden die Dachluken aufgerissen und der Himmel ängstlich

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