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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Gestalt vor ihr kaum wahr, wunderte sich jedoch, dass Moss gebeten hatte, ihr das Mädchen vorstellen zu dürfen. Wichtig war nur, dass Anne sich auf Heilmittel und Cremes verstand, die den wenigen, sehr wenigen Linien, die sich auf ihrem Gesicht zeigten, Einhalt gebieten konnten. Heute Morgen erst hatte sie im unbarmherzigen Licht der aufgehenden Sonne einige davon entdeckt, als ihre Dienerinnen ihr beim Baden den großen Spiegel - eine mit kostbarem Muranoglas überzogene Silberplatte - vorgehalten hatten, damit sie Gesicht und Dekollete untersuchen konnte.
    Kaltes Entsetzen hatte sie ergriffen. Sie hatte drei Kinder zur Welt gebracht - ihr Glück konnte nicht ewig währen. Sie würde hart an sich arbeiten müssen, wenn sie ihren Körper so in Form halten wollte, dass der König weiter das Lager mit ihr teilen wollte. Natürlich war ihr zu Ohren gekommen, er hätte im letzten Teil ihrer Schwangerschaft andere Frauen gehabt, aber vielleicht war das nur dummes Gerede. Das jedenfalls behaupteten ihre Hofdamen. Außerdem wusste sie, dass er sie immer noch leidenschaftlich begehrte. Wenn er sie berührte, lief nach wie vor ein Zittern durch ihren Körper, und das gefiel ihm außerordentlich. Elizabeth musterte das Mädchen abschätzig, das mit niedergeschlagenen Augen darauf wartete, angesprochen zu werden. »Tritt näher, Anne. So, Doktor Moss, das also ist Eure Konkurrentin.«
    Der Arzt lachte herzlich, doch Wydeville beobachtete mit kühler Distanz, wie ein wachsamer Ausdruck über das Gesicht der Mannes huschte. »Euer Gnaden, aus diesem Grunde habe ich sie Euch empfohlen. Anne hat nie eine richtige Ausbildung erhalten, einer Frau wird so etwas natürlich auch nie möglich sein, dennoch betrachte ich sie als eine Art Kollegin. Sie besitzt, wie Ihr sicher wisst, außerordentliche Kenntnisse über Kräuter und Heilmittel. Sie wird Euch gute Dienste leisten.«
    Während sich die Aufmerksamkeit der Königin auf das Gespräch mit dem Arzt richtete, ließ der König seine Augen über den Körper des Mädchens wandern. Es erheiterte ihn, dass es vor Verlegenheit bis zu den Haarwurzeln errötet war.
    Obwohl sie der Königin zugewandt war, wusste er, dass Anne seine Blicke spürte, denn sie hatte unwillkürlich für den Bruchteil einer Sekunde zu ihm aufgesehen, und er hatte gelächelt. Ganz leicht nur. Fast hätte sie das Lächeln erwidert, aber dann hatte sie sich wieder gefangen und starrte nun schrecklich verwirrt und ernst auf ihre Füße, während die Königin weiter mit dem Doktor plauderte. Der König, der das kleine Spiel genoss, lachte laut auf. Reflexartig stimmte die Königin in das Lachen ein, worauf die ganze königliche Tafel lachte, denn alle wollten dem König gefällig sein. Dann wurde der König ungeduldig, denn er hatte sich noch um andere Dinge zu kümmern. Er musste in den königlichen Marstall, um einen seiner geliebten Geierfalken zu inspizieren, der dahinsiechte, und danach galt es einen Abgesandten aus Burgund empfangen. Das Mädchen konnte warten. Nun, da sie im Palast wohnte, hatte er keine Eile.
    »Meine Liebe, vielleicht...«, begann er, worauf die Königin Anne und Moss mit einer kurzen Geste entließ. Bedächtig entfernte sich der Arzt unter zahlreichen Verbeugungen, und Anne gab sich alle Mühe, ihm zu folgen. Sie hatte schreckliche Angst, sich in ihrem Kleid zu verheddern und wie eine Närrin zu stürzen. Doch es gelang ihr, auf den Füßen zu bleiben, und bald fühlte sie sich auch nicht mehr so bloßgestellt wie vor der königlichen Tafel, denn auf einen weiteren Tusch der Fanfaren verstummte der Chor, und das Königspaar verließ den Saal. Das Mahl war beendet.
    Rasch kehrte Anne zu ihren Kameradinnen zurück und ging mit ihnen zu den dem Fluss zugewandten Gemächern der Königin hinauf, während die Diener die Reste des Essens abräumten, die vor den Toren des Palasts an die Armen verteilt werden würden.
    Jehanne eilte in das Ankleidezimmer der Königin und gab den Mädchen Anweisungen. »Dorcas, bring mir ein frisches
    Hemd. Jane, beeil dich und bring das rotbraune Samtkleid und auch das grüne. Die Handschuhe, wo sind sie bloß ... Evelyn! Steh nicht da herum - Wasser, hol das Wasser. Und Rose, du hilfst ihr dabei, jede nimmt zwei Krüge, aber heiß muss es sein. Anne, du bist still und lernst.«
    Kaum hatte sie geendet, rauschte die Königin ins Zimmer, umringt von einer Schar vornehm gekleideter Damen, die sich munter auf Französisch unterhielten. Unter ihnen befanden sich auch die

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