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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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sondern von Allah dem Erbarmer. Fünfmal am Tag betete Malik, wobei er die richtigen Zeiten mit einem komplizierten astronomischen Gerät ermittelte. Er zog sich dazu zurück, aber als Konstanze ihm einmal neugierig nachging, forderte er sie höflich auf, neben ihm niederzuknien und ebenfalls ein Gebet zu sprechen.
    »Die Muselmanen leugnen nicht Gott, sondern Jesus«, erklärte Armand, den sie schließlich fragte, was denn nun Maliks Glauben von dem ihren unterschied. »Und den Heiligen Geist. Und alle anderen Heiligen. Einen Teil davon erkennen sie aber als Propheten an. Unseren Heiland – Gott möge es ihnen verzeihen! – degradieren sie zum Vorredner ihres Propheten Mohammed! Das hindert sie aber nicht, seinen Geburtstag zu feiern und die Geschichte von seiner Geburt in ihren Koran aufzunehmen. Christen und Juden sind für sie keine gänzlich Ungläubigen, nur Fehlgeleitete. Sie dulden sie in ihren Gemeinden und üben keinen Druck auf sie aus – es sei denn, man interpretierte die Steuerpolitik als Missionierung. Christen und Juden zahlen deutlich mehr, weshalb auch viele konvertieren. Vor allem, man muss es leider sagen, wählen unsere Glaubensbrüder um des schnöden Geldes wegen die ewige Verdammnis! Die Juden sind viel fester in ihrer Irrlehre. Es gibt viele reiche Juden in arabischen Ländern, die Christen sind durchweg arm.«
    Und sie erhoffen sich natürlich eine Verbesserung ihrerLage, wenn es ihnen gelänge, die Muslime hinauszuwerfen, dachte Konstanze. So langsam wurde ihr einiges klar. Aber Armands Bemerkungen enthielten auch eine deutliche Warnung: Wer dem Christentum abschwor, landete in der Hölle. Konstanze wusste nicht, ob ihr Maliks Liebe das wert war. So versuchte sie, zumindest vorerst nur im Hier und Jetzt zu leben und die Zeit zu genießen, in der er bei ihr war. Sie war glücklich, wenn er ihr Blumen pflückte und ihr selbst einen Kranz daraus wand. Wenn er die Laute für sie spielte, die Donna Maria Gisela geschenkt hatte, und wenn er so schöne Worte zu ihr sprach, als sei er ein Dichter.
    »Deine Haut ist reiner und weißer als der Marmor«, flüsterte er, als sie das Carrara-Gebirge in der klaren Luft aufblitzen sahen, jegliche Höflichkeitsform war in diesem Augenblick vergessen. »Und du bist schöner als jede Statue, die ein Künstler daraus schlagen kann. O ja, die Griechen und Römer verstanden sich in dieser Kunst, und ihre Abbilder der Göttinnen können jeden Gläubigen in Versuchung führen. Aber doch schlägt kein Herz hinter diesen vollkommenen Brüsten, und keine Seele lässt ihre Augen leuchten …«
     
    Magdalena sah all das voller Neid, obwohl sie versuchte, das sündige Gefühl nicht mehr in sich aufkommen zu lassen. Sie selbst wagte seit Genua nicht mehr, sich Wolfram zu nähern, obwohl der Ritter ihr mitunter begehrliche Blicke zuwarf, wenn sie einander trafen. Das geschah jedoch nicht oft, Wolfram war meist bei Nikolaus, und in dessen Nähe traute Magdalena sich überhaupt nicht mehr.
    Eigentlich wäre es das Beste gewesen, in Genua bei Donna Corradine zu bleiben, wie Konstanze ihr geraten hatte. Die Grimaldis führten einen großen Haushalt, die Bediensteten kamen viel herum – womöglich hätte sie irgendwann einen jungen Mann ihres Standes kennen gelernt, der sie lieben konnte. Aber Magdalena mochte ihre Hoffnungen nicht aufgeben. Jetzt, da sie von allen Sünden gereinigt war, standder Pilgerfahrt nach Jerusalem doch nichts im Wege! Wenn Hannes wirklich Schiffe auftrieb, die sie übersetzten – vielleicht wurde ihr Traum ja doch noch wahr! Dann würde ihr sicher auch Nikolaus verzeihen.
    Magdalena hatte gelernt, Nikolaus und die Mönche um ihn herum zu fürchten. Aber sie war längst noch nicht so weit, sie zu hassen.
     
    Schließlich verließen die Kreuzfahrer das Gebirge und stiegen hinab in die Ebene des Arno, eines trotz der Dürre noch recht breiten braunen und träge dahinfließenden Flusses. Gewöhnlich waren seine Ufer fruchtbar, aber jetzt war die kärgliche Ernte eingebracht – auch die hiesigen Bauern hatten unter der Dürre zu leiden.
    An der Mündung des Arno ins Meer lag Pisa – Genuas stärkster Widersacher im Kampf um die Handelsvormacht in Ligurien. Wie Genua war Pisa reich, und auch hier waren die Kirchen und Paläste schon von Weitem zu sehen. Die Kreuzfahrer spähten zuerst nach dem Hafen aus. Schiffe gab es in ausreichender Zahl. Aber das war in Genua nicht anders gewesen.
    In Pisa war es Hannes, der den Einzug in die Stadt

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