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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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davon entbinden kann, ist der Papst. Euch bleibt also Jerusalem oder Rom – der Rückweg nach Mainz oder Sachsen oder Thüringen bleibt euch versperrt.«
    Armand selbst sowie natürlich Gisela und Konstanze würden mit dem Heer nach Pisa ziehen. Rupert war Feuer und Flamme für die neue Idee. Karls Zweifel waren ihm fremd, er glaubte immer noch an Nikolaus’ Mission – oder wollte zumindest glauben.
    Im Umgang wurde der Junge immer schweigsamer und missmutiger, aber er merkte wohl auch, dass Armand und dieanderen ihm misstrauten. Stets hielt er sich in Giselas Nähe, ritt aber nicht direkt neben ihr und mischte sich auch nicht in die Gespräche der Ritter und Edelfräulein ein.
    Konstanze war hocherfreut, als auch Malik sich entschloss, seine Freunde nach Pisa zu begleiten. Das erforderte ein gewisses Fingerspitzengefühl, denn er mochte die Genuesen natürlich nicht brüskieren.
    »Aber mein Land unterhält auch Handelsbeziehungen mit Pisa«, erklärte der Sarazenenprinz Armand gegenüber. »Und wir möchten auf keinen Fall Partei für eine der verfeindeten Republiken ergreifen. Deshalb werde ich Don Grimaldi und den anderen Stadtvätern sagen, ich ritte nach Mailand. Morgen stoße ich dann wieder zu euch. Pass nur auf dich auf, Armand! Sei vorsichtig! Dreh diesem Pferdeknecht nicht den Rücken zu! In Pisa müsst ihr ihn wirklich loswerden, er brütet etwas aus. In meinem Land …« Malik wiederholte den Vorschlag, sich der Bedrohung mittels eines kurzen Schwerthiebes zu entledigen.
    Schließlich war es eine traurige und stark zusammengeschrumpfte Schar, die Genua Richtung Pisa verließ. Niemand mochte mehr dafür bezahlen, Nikolaus’ Sänfte zu tragen, und so musste der kleine Prophet laufen wie die meisten anderen Kinder. Auf der Straße stellte ihm Wolfram schließlich widerwillig sein Pferd zur Verfügung. Der Guntheimer war unschlüssig, was seine weitere Teilnahme am Kreuzzug anging. Natürlich hatte er neue Hoffnung geschöpft, als Nikolaus Schiffe forderte. Aber als Genua sich seinen Wünschen genauso beharrlich widersetzte wie das Meer, kam der Junge ins Grübeln. War Gott wirklich auf ihrer Seite?
    Die Kreuzfahrer zogen am Meer entlang und mussten erneut Höhen überwinden. Die Rivieraküste bestand aus Felsen, mitunter unterbrochen von kleinen Stränden, die sehr idyllisch wirkten. Allerdings waren sie meist nur über steile Pfade erreichbar, und kaum jemand brachte die Energie auf, sie zu erkunden. Wo immer die Küste wirtlicher war, gab esFischerdörfer und kleine Häfen. Aber große Schiffe legten hier nicht an, die ganze Region gehörte zum Einflussbereich Genuas.
    Der zweifelhafte Ruf des Kreuzfahrerheeres war Nikolaus vorausgeeilt – die meisten Dörfler ließen die Kinder gar nicht erst ein. Sehr bald litten sie wieder Hunger, aber Verluste gab es nur noch wenige. Die Meerluft war frisch und begünstigte keine Seuchen, das kärgliche Essen bestand aus geangeltem Seefisch, frischen Muscheln oder mal einem mit der Schleuder erlegten Kaninchen. Wasser fand sich in reinen Gebirgsbächen. Das alles war spärlich, aber nicht gesundheitsschädlich. Durchfall- und Fiebererkrankungen gab es kaum noch, und es war nicht kalt, der Herbst an der Riviera war mild. Auch nachts musste niemand frieren.
    Gisela und Armand sowie Konstanze und Malik begannen die Reise sogar zu genießen. Sie waren von ihren Genueser Gastgebern mit reichlich Proviant ausgestattet worden und kamen mit ihren Pferden schneller voran als das Hauptheer. Armand hatte die Maultierstute Floite für Konstanze requiriert, obwohl Rupert darüber maulte. So konnten sie den Ritt zum Fischen und Muschelsuchen unterbrechen und lagerten oft am Meer, beobachteten den sanften Wellenschlag am Strand und an den Felsen und redeten über Gott und die Welt.
    Für Armand und Gisela stand natürlich ihre gemeinsame Zukunft im Vordergrund – Armand war mit seinen Überlegungen inzwischen zu einem Ergebnis gekommen.
    »Wir werden uns in einer Stadt ansiedeln«, erklärte er seiner Liebsten. »Das ist die einzige Möglichkeit. Du kannst wählen, wo du leben willst, Gisela, aber wenn du mich fragst, so würde ich Genua oder Pisa Mainz oder Köln vorziehen. Der Blick über das Meer hat mir gefehlt, das Sonnenlicht, die Wärme … Aber natürlich würde mir die Sonne auch in der dunkelsten Stadt scheinen, solange du bei mir bist …«
    Gisela winkte lachend ab. »Wenn du kein Ritter mehr sein willst, Liebster, brauchst du auch kein Süßholz mehr zu

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