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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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die Führung des gottgeleiteten Knaben? Dazu hätte er sein Pferd und seineRüstung nicht mitnehmen können. Er wäre kein Ritter mehr gewesen, sondern ein Pilger unter vielen. Wolfram machte sich die Entscheidung nicht leicht und stand sogar noch unentschlossen am Kai, als die einmastigen Nefs ihre Segel hissten und Hannes’ jubelnde und singende Anhänger aufs Meer hinausführten.
    Auch Hannes selbst schwankte lange. Einerseits war er sich sicher, im Laufe einiger Wochen für alle anderen Kreuzfahrer ebenfalls eine Überfahrt arrangieren zu können. Andererseits machte ihm die Ablehnung Nikolaus’ und der Streit mit den Mönchen in seiner Umgebung zu schaffen. Letztlich folgte er seinem Heer an Bord des zweiten Schiffes. Er hatte diesen Kindern versprochen, sie nach Palästina zu geleiten. Sie träumten jetzt seit so langer Zeit von Jerusalem – nun würden sie sich nicht aufhalten lassen! Hannes war entschlossen, seinen Eid zu erfüllen.
    Wolfram dagegen entschied sich anders. Keinen Moment dachte er an seinen Eid als Kreuzfahrer. Er war das Nomadenleben leid, und er hatte es auch nicht nötig. Schließlich erwartete ihn sein Lehen im Rheinland. Er konnte dem Bärbacher und anderen Nachbarn einiges von seiner Zeit als Fahrender Ritter erzählen – keiner von ihnen war je über die Grenzen der deutschen Lande hinausgekommen. Vielleicht gab es etwas Klatsch, aber niemand würde in Zweifel stellen, dass ihn irgendeiner der Burgherren, bei denen er gastiert hatte, zum Ritter geschlagen hatte.
    Noch besser wäre es natürlich, er kehrte als Held zurück. Am allerbesten, indem er die Mission vollendete, die zu erfüllen sein Vater ausgezogen war. Er würde ohnehin eine Frau brauchen!
    Wolfram berauschte sich an der Vorstellung von Gisela in seinen Händen. Im Grunde hatte er ein Anrecht auf sie, der Bärbacher hatte zugestimmt, sie nach Guntheim zu verheiraten. Die Urkunden waren unterzeichnet. Er musste sich nur holen, was ihm gehörte, und damit heimkehren!
    Natürlich würde er dazu an Armand de Landes vorbeimüssen, was ihn etwas beunruhigte. Aber Armand hielt sich stundenlang in der Komturei der Templer auf. Und er würde sicher kein Interesse mehr an dem Mädchen haben, wenn es erst mal keine Jungfrau mehr war. Es war nur eine Sache der Planung – er würde sie nehmen und zu seiner Frau machen!
     
    Wolfram war in gehobener Stimmung, als er am Nachmittag durch die Straßen am Flussufer strich. Er hatte den Morgen am Hafen verbracht, dann in einer der Schänken etwas gegessen und ein paar Becher Wein getrunken. Sein Plan gefiel ihm immer besser, am liebsten hätte er ihn gleich wahrgemacht. Zum Teufel, er wollte mal wieder ein Mädchen! Die Vernunft hielt ihn allerdings davon ab, sofort etwas zu unternehmen. Diese Sache wollte besser durchdacht sein, er musste Gisela und Armand zumindest einige Stunden beobachten, bevor er zur Tat schritt. Schließlich wollte er auf keinen Fall ertappt werden – ein Zweikampf mit dem Ritter aus dem Heiligen Land war das Letzte, nach dem ihm der Sinn stand!
    Aber was machte er nun mit dem Abend? Auf keinen Fall wollte er zurück ins Lager – nur nicht ins Grübeln geraten und darüber nachdenken, ob es nicht doch tapferer gewesen wäre, nach Palästina aufzubrechen! Am besten war es immer noch, die Nacht mit einer Frau zu verbringen. Verdammt, Magdalena war nur eine Hure gewesen, aber was für ein Genuss, in sie einzudringen! Was für ein Triumph, wenn sie immer noch Liebesschwüre auf den Lippen hatte, egal wie hart er mit ihr umgesprungen war! So, ganz genau so, wünschte er sich Gisela …
    Und dann glaubte er fast an ein Trugbild. Vor ihm überquerte ein blondes Mädchen die Straße, züchtig in ein dunkles Dienstbotenkleid gehüllt, die brav geflochtenen Zöpfe unter einer Haube versteckt. Magdalena! Und sie wirkte gar nicht so verhuscht wie sonst, sondern geschäftig und eilig. In seiner Trunkenheit war Wolfram geneigt, an ein himmlischesZeichen zu glauben. Ja, das musste es sein! Gott und seine Heiligen nahmen ihm den Bruch des Kreuzfahrer-Eides nicht übel – im Gegenteil, sie billigten sein Tun. Jetzt schickten sie ihm die kleine Hure, und morgen … morgen Gisela.
    Wolfram setzte sich in Trab.
    »Magdalena! Wo willst du so rasch hin, meine Schöne, dass du nicht mal deinen Ritter erkennst?«
     
    Magdalena hatte es tatsächlich eilig. Sie war mit einem Auftrag Konstanzes unterwegs zu einer der örtlichen Apotheken. Eins von Dimmas Pflegekindern hatte einen

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