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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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ich die Antwort in Rom.«
    Malik lachte zärtlich. »Du hoffst, den Propheten Mohammed in Rom zu finden? Du bist ein seltsames Mädchen. Aber gut, Inshallah. Wenn Allah dich ruft, so erreicht er dich auch im größten Tempel der Christenheit. Sag mir nur, dass ich hoffen darf!«
    »Du darfst mich noch einmal küssen!«, erlaubte ihm Konstanze lächelnd. »Als Vorgeschmack auf das Paradies – meines oder deines.«
     
    Maliks Zärtlichkeiten führten sie an die Schwelle eines Paradieses, das nur ihnen allein gehörte. Am Ende wünschte Konstanze sich nichts mehr, als diese Grenze mit ihm zu überschreiten. Aber dann graute der Morgen, und die Mönche riefen ihr erstarktes Heer zum Abzug.
    »Jesus ist schöner, Jesus ist reiner …«
    Wieder wurde gesungen.
    »Ich erwarte dich am Hofe von Sizilien«, sagte Malik, als er Konstanze zum Abschied küsste. »Wenn das hier vorbei ist, kannst du mit Armand und Gisela nach Pisa zurückkehren. Von dort aus gehen ständig Schiffe, die Kaufmannschaft wird die Reise planen.«

Kapitel 8

    Die Reise nach Rom wurde zu einer unvermuteten Strapaze, schlimmer als der gesamte bisherige Weg durch Italien. Dabei gab es große und reiche Städte auf dem Weg, aber nachdem die Mönche auch in Siena versucht hatten, neue Kinder für den Kreuzzug anzuwerben, verschlossen die Ortschaften ihre Tore, egal wie hungrig das junge Heer wirkte.
    »Mit Nikolaus war es besser«, seufzte Gisela. Sie half Armand und den anderen, Zelte aufzustellen, der junge Ritter hatte in Siena erneut welche gekauft. Schließlich gab es keine Palazzi mehr, die sich den Reisenden öffneten, und im Spätherbst wurde es auch in Italien zu kalt, um unter freiem Himmel zu nächtigen. Vor allem aber machten die Stechmücken noch einmal letzte Anstrengungen, sich vor dem Winter zu vermehren. Sie labten sich zu Tausenden an den erschöpften Kreuzfahrern, was gefährlich wurde, als das Land flacher und sumpfiger wurde. Die Insekten übertrugen Malaria. Wieder erkrankten die schwächeren der Kinder an Fieber, wieder aßen die hungrigen, erschöpften Wanderer alles, was ihnen nur essbar erschien, und bezahlten dafür mit Bauchschmerzen und Durchfall.
    »An Nikolaus haben die Leute noch geglaubt«, seufzte Konstanze und ordnete ihre Medikamente.
    Sie musste ihr provisorisches Hospital wieder eröffnen und erneut tatenlos zusehen, wie ihr die Kinder unter den Händen starben. Bettelkinder, Straßenkinder, entflohene Leibeigene und Lehrjungen und -mädchen aus Florenz und Siena.
    »Vergiss nicht, er versprach, das Meer zu teilen«, fuhrKonstanze fort. »Seitdem das nicht gelang, ist die Sache verloren. Für jeden, der denken kann. Was ist das jetzt auch für ein neuer Plan? Erst mal nach Rom, damit der Heilige Vater uns segnet oder uns Schiffe stellt oder was weiß ich. Und dann nach Brindisi, weil das dem Heiligen Land am nächsten liegt. So wie die Brüder die Entfernung darstellen, können wir die paar Längen leicht schwimmen! Aber ob nun vier Wochen Überfahrt zwischen Pisa und Akkon oder drei zwischen Akkon und Brindisi – im Grunde macht das gar keinen Unterschied.«
    »Aber die Kinder glauben es«, versuchte Armand zu trösten. »Schau, Konstanze, das Zelt ist groß genug für zehn oder zwanzig Strohsäcke. Du kannst Kranke darin aufnehmen, aber sieh zu, dass du Mädchen findest, die dir bei der Pflege helfen. Du reibst dich auf, wenn du alles allein machst.«
    Armand hatte Seidenzelte erstanden, wie man sie auf Turnieren sah. Sie waren nicht vollständig wasserdicht, dafür erheblich leichter als die leinenen Behausungen, die sie in den Bergen vor den schlimmsten Unbilden des Wetters geschützt hatten.
    Konstanze ging durch das Lager, um nach willigen Helferinnen zu suchen. Sie fühlte sich fast an die ersten Tage des Kreuzzuges im Rheinland erinnert. Überall Feuer, an denen sich Gruppen junger Menschen drängten, und überall glückliche Gesichter, die alten und neuen Märchenerzählern lauschten.
    »Und Schinken werdet ihr haben! Besseren Schinken als den aus Parma, wenn die Engel ihn räuchern. Überall wird Mus gekocht im Goldenen Jerusalem, und es duftet nach würzigen Soßen! Oh, ihr braucht keine Messer, um die Würste zu schneiden, und ihr müsst auch kein Brot dazu essen. Natürlich gibt es Brot. Feinstes Weizenbrot, aber ihr könnt auch einfach von der Wurst abbeißen. Wie wir schmausen werden im Goldenen Jerusalem, und die Engel werden tanzen und singen!«Von den einstmals mehr als zwanzigtausend Kreuzfahrern

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