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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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aus deutschen Landen waren nur noch wenige Hundert übrig, als sie Rom endlich erreichten.
    Armand befürchtete, die Ewige Stadt würde sich ihnen ebenso verschließen wie die letzte größere Siedlung, Viterbo. In diesen Wochen hatten sie nirgendwo Aufnahme gefunden außer gelegentlich in einem Kloster. Es war sogar für ihn als Ritter schwierig geworden, am Wege Nahrung zu erwerben. Wer immer mit dem Kreuzzug zu tun hatte, wurde argwöhnisch betrachtet. Schließlich besannen sich die Mädchen auf alte Strategien und schickten Karl und Lorenz voraus, um für Giselas wiedereröffneten Hof Brot und Käse zu kaufen. Lorenz kam irgendwann nicht zurück.
    »Er ist weggelaufen, mit dem Geld«, berichtete Karl empört in seinem charakteristischen sächsischen Dialekt. »Ihm reicht’s, hat er gesagt, er will nach Hause.«
    Immerhin hatte er darauf verzichtet, auch noch das Maultier zu stehlen. Floite trug brav vier geschwächte Kinder über die Tiberbrücke nach Rom, ebenso wie die edle Zelterin Smeralda, der kräftige Wallach Comes und das Saumtier, das Dimma in Göschenen eingetauscht hatte. Gisela hatte die Stute Briciola – Krümel – genannt.
    »Das ist nun das heilige Rom?«, fragte Konstanze wenig beeindruckt und warf einen Blick auf das verdreckte, schlammige Wasser des Tibers und die halb verfallene Brücke.
    Die Stadt machte einen ebenso heruntergekommenen Eindruck, es überwogen niedrige, ärmlich wirkende Häuser, die Relikte der Antike wurden offensichtlich genutzt, um neuere Bauten auszubessern. Einige alte Tempel hatte man in christliche Kirchen umgewandelt und dadurch erhalten, andere verfielen. Architektonisch war nichts auch nur annähernd mit den Prachtbauten in Florenz und Pisa, Genua und Siena vergleichbar.
    »Dort sitzt eben das Geld«, erklärte Armand. »Die Kaufleute sind spendierfreudig und fühlen sich ihren Städten verbunden– sie regieren sie ja auch selbst. Hier in Rom sitzt allenfalls die Macht. Und auch um die streitet man sich. Wenn der Papst Friedrich II. zum Kaiser krönt, bekommt er dafür wahrscheinlich weitere Zugeständnisse – aber bestimmt kein Geld, um seine Kirchen instand zu setzen.«
    »Ich hätte es gern gesehen, als … als Cäsar hier regiert hat!«, meinte Konstanze.
    Vor ihnen lagen die Trümmer des Forum Romanum. Handwerker schlugen auf eine Säule ein, um sie in Stücke zu zerteilen. Dabei war sie wunderschön … Konstanze tat es leid um die Wunder der Antike.
    Gisela bekreuzigte sich. »Um Himmels willen, all die heidnischen Götter! Uns Christen hätten sie den Löwen zum Fraß vorgeworfen … Im … im … wie hieß das noch, Armand? Kolosseum?«
    »Julius Cäsar lebte vor Jesus Christus«, belehrte Konstanze sie unwillig. »Er konnte dich also gar nicht verfüttern …«
    »Aber auch das Kolosseum entstand erst mehrere Jahrzehnte nach seinem Tod«, lachte Armand. »Streitet euch nicht, ihr könnt die Zeit ohnehin nicht zurückdrehen. Wir sollten besser die Herberge aufsuchen, die mir die Kaufleute von Pisa empfohlen haben. Weniger Pilger, mehr Handelsherren, und sauber und ordentlich geführt, sodass man dort auch mit Damen absteigen kann. Allerdings nur, solange es dort nicht zu voll ist, wir sollten also vor dem Dunkelwerden ankommen.«
    »Wir bleiben nicht beim Heer?«, fragte Gisela verwundert. »Aber bei der Papstaudienz will ich dabei sein!«
    Armand nickte grimmig. »Glaub mir, ich auch! Aber vor morgen wird Innozenz die Kinder nicht empfangen. Und ob er ihnen erlaubt, auf dem Lateran zu lagern, wage ich auch zu bezweifeln.« Der Lateran beherbergte seit der Zeit Konstantins I. den Papstpalast und die Basilika San Giovanni. »Also werden sie das Lager am Tiber aufbauen oder hier zwischen all den Trümmern des alten Rom. Und ich möchte weder vonden Mücken heimgesucht werden noch von den Geistern, die sich inmitten der Ruinen tummeln.«
    Konstanze lachte. »Ach, das kommt darauf an, wer erscheint«, neckte sie ihn. »Also ich hätte nichts gegen Marc Aurel oder Seneca … Und du? Ziehst du Cicero vor oder den heiligen Petrus?«
    Gisela schlug erneut das Kreuz. »Du versündigst dich, Konstanze!«, rügte sie streng. »Der heilige Petrus sitzt zur Rechten Gottes im Himmel. Wie kannst du dir auch nur vorstellen, sein Geist spuke in Rom herum?«
    Konstanze lächelte, schlug dann aber gutmütig ebenfalls das Kreuz. »Er möge mir verzeihen!«, sagte sie. »Wir können ja morgen zu seinem Grab gehen und beten. Und ansonsten fürchten wir höchstens die Geister

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