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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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welchem Kloster er ist. Nun gibt es viele Klöster, und die Tempelherren sind nicht die Einzigen, die schweigen können,aber seltsam ist das schon. Nichtsdestotrotz kommt jetzt, die Damen der reichen und schönen Stadt Florenz heißen uns willkommen. Malik hat uns als sein Gefolge ausgegeben und einen ganzen Palazzo belegt. Karl … Lorenz … für euch und eure Leute ist auch Platz, ihr könnt euch satt essen und richtig ausschlafen. Vielleicht geht es ja morgen nicht gleich weiter, Florenz scheint ganz willig, das Heer ein paar Tage zu verpflegen.«
    Letzteres erwies sich als irrig – woran allerdings nicht die gutwilligen Stadtväter und Matronen schuld waren, die gern Almosen gaben. Aber Bruder Bernhard und die anderen Mönche machten sich schon in den ersten drei Stunden so unbeliebt, dass die Bevölkerung sie am liebsten noch am gleichen Abend aus den Mauern der Stadt verwiesen hätte.
    »Sie predigen!«, berichtete der völlig verblüffte Armand den Mädchen, die sich eben in ihrer hochherrschaftlichen Residenz einrichteten. »Sie postieren sich vor San Lorenzo, San Miniato und Santa Raparata – womöglich noch vor ein paar anderen Kirchen, und rufen zum Kreuzzug der Unschuldigen auf!«
    »Das ist nicht wahr!«, rief Gisela aus.
    Armand schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, doch. Allein dieser Bruder Bernhard hat vor Santa Raparata schon hundert Kindern den Kreuzfahrer-Eid abgenommen!«
    »Aber Nikolaus sind die italienischen Kinder doch nicht zugelaufen«, bemerkte Konstanze bedrückt. Sie wusste, was Armands Auskünfte bedeuteten: Sie würden am kommenden Tag weiterziehen.
    »Nikolaus sprach auch kein Italienisch«, erklärte Armand. »Aber die Franziskaner schon. Sie künden mit Engelszungen vom Goldenen Jerusalem – und die Florentiner können ihre Kinder gar nicht so schnell einsperren, wie die sich verpflichten. Es ist fast wie in Köln. Nur dass die Verantwortlichen das eindämmen werden. Morgen früh beim Öffnen der Stadttore werfen sie uns raus.«
    Gisela war nicht sehr erfreut, sah aber dennoch der Nacht in Florenz mit Aufregung entgegen. Sie würde einen Raum mit Armand teilen und streute jetzt schon Rosenblätter auf das breite Bett.
    Konstanze dagegen brach fast das Herz. Malik war zu einem Bankett geladen. Er würde erst spät in der Nacht zurückkehren. Nicht einmal Zeit für einen richtigen Abschied würde ihr vergönnt sein. Aber vielleicht war das Malik ja ganz recht. Vielleicht deutete sie in ihre Liebelei viel zu viel hinein – bislang hatte er sie schließlich nicht einmal geküsst. Und in seinem Harem warteten vielleicht Dutzende willfähriger Frauen. Armand hatte ihr bestätigt, dass die Frauengemächer der Fürsten mitunter Hunderte beherbergten.
    Konstanze ging früh zu Bett, fand aber keinen Schlaf, bis Malik gegen Mitternacht an ihre Tür klopfte. Er kam direkt von seiner Einladung und trug die Kleidung eines abendländischen Ritters, ein oben enges, nach unten weit ausfallendes Gewand und einen langen, mit einer Brosche zusammengehaltenen Umhang. Malik bevorzugte die Farben Rot und Dunkelblau, sein Gewand war mit Edelsteinen besetzt, wie es sich für einen Königssohn ziemte, und in der Brosche erkannte Konstanze das Geschenk des Guillermo Landi. Maliks langes Haar fiel weich über seine Schultern, er trug es in der Mitte gescheitelt und gehalten von einem goldenen Reif.
    »Wie schön Ihr ausschaut!«, entfuhr es Konstanze.
    Malik verbeugte sich. »Nicht im Entferntesten so schön wie Ihr, auch in der schlichtesten Kleidung. Dieses schmucklose weiße Hemd kleidet Euch schöner als die teuerste Seide irgendeine andere Frau im Erdkreis.«
    Konstanze senkte beschämt den Kopf. »Aber es kleidet mich nicht schicklich, mein Ritter. Ich sollte mich nicht darin vor Euch zeigen, ich …«
    »So zieht Euch rasch etwas über, Konstanze!«, beeilte Malik sich zu sagen, als ob er der höfischen Reden langsam müde wurde. »Wir müssen miteinander sprechen – und so leid esmir tut, einen gänzlich ziemlichen Ort dafür werden wir heute Nacht nicht mehr finden. Aber dieser Palast hat einen Innenhof. Vielleicht mögt Ihr mich da treffen, meine Dame?«
    Konstanze nickte, aber im gleichen Moment wurde ihr bewusst, dass es ihr gleichgültig war. Sie hätte Malik in dieser Nacht auch in ihren Räumen empfangen. Es war freundlich von ihm, doch zumindest den Anschein von Ziemlichkeit beizubehalten. Konstanze beschloss, Malik zum Abschied zu küssen. Ob es in seinem Lande Sitte war oder nicht, sie

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