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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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die man in Rom spricht, belehrte uns Bruder Bernhard, fliegen auf dem direkten Weg ins Himmelreich. Ich weiß nicht, wo er die Weisheit hernimmt, aber mich hat man nicht gelehrt, dass meine Gebete irgendwelche Umwege fliegen, nur weil ich sie in Outremer oder Köln spreche.« Armand griff nach seinem Weinglas.
    Die zu ihrer Herberge gehörende Schänke servierte gutes Essen und ordentlichen Wein, und Gisela überlegte mitschlechtem Gewissen, dass es an den Lagerfeuern der Kreuzfahrer sicher weniger üppig zuging. Rom hatte sich den Kindern zwar geöffnet, aber die Bürger machten keine Anstalten, sie zu verpflegen. Lediglich ein paar Mönchs- und Nonnenorden gaben Almosen, die meisten Kinder würden sich wieder hungrig zur Ruhe legen müssen.
     
    Vielleicht trug der Lärm zu Füßen des Papstpalastes dazu bei, vielleicht die Invasion all der schmutzigen, verwahrlosten Kinder … tatsächlich aber fanden Armand und die Mädchen am nächsten Tag nicht einmal Zeit, sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Ewigen Stadt anzuschauen. Karl schickte gleich bei Sonnenaufgang einen Boten.
    »Der Heilige Vater empfängt uns zur Mittagsstunde auf der Scala Santa!«, erklärte der Knabe aufgeregt. »Davor können wir uns versammeln, wir werden ihn alle sehen!«
    »Wieder auf einer Treppe?«, fragte Gisela unwillig.
    Sie erinnerte sich an die vielen Stufen zu Kirchen, Domen und Basiliken, von denen aus ihnen Nikolaus gepredigt hatte.
    »Diesmal aber eine besondere«, erklärte Konstanze. Ihre Stimme hatte einen spöttischen Beiklang. »Die Scala Santa stammt aus dem Palast des Pilatus – Jesus soll sie bei seinem Prozess betreten haben, angeblich sind noch Blutspuren zu sehen.«
    Der kleine Junge nickte eifrig. »Das hat uns Bruder Bernhard auch erzählt. Die heilige Helena hat sie aus Jerusalem mitgebracht … vor fast tausend Jahren.«
    Armand lächelte. »Damals war man noch großzügig mit den Reliquien. Heute hätte man den Marmor auf hundert verschiedene Kirchen verteilt.«
    »Aber jedes Stück braucht einen Blutspritzer«, bemerkte Konstanze. Im Geiste formulierte sie schon die zugehörigen Zertifikate.
    Gisela sah Armand und ihre Freundin böse an. »Manchmalmacht ihr mir fast Angst!«, sagte sie dann. »Glaubt ihr denn an gar nichts mehr?«
    Armand nahm sie in die Arme. »Doch, Liebste. Ich glaube an Gott den Allmächtigen, an Christus, seinen eingeborenen Sohn, und den Heiligen Geist. An die heilige Muttergottes, an die heilige Kirche. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand beim Tod des heiligen Petrus und des heiligen Paulus daran gedacht hat, ihnen die Köpfe abzuhacken und sie irgendwo zu verwahren, bis sie wertvoll wurden. Wenn Reliquien die Menschen im Glauben stärken, so ist nichts gegen sie einzuwenden, aber was die Echtheitsnachweise angeht …«
    Konstanze sagte gar nichts. Sie wusste nicht mehr, was sie glaubte.
     
    Schon früh am Vormittag formierten sich die Kreuzfahrer am Fuße der heiligen Treppe. Der Papst befand sich bereits im Sancta Sanctorum, der päpstlichen Kapelle, zu der hinauf die Stufen führten. Er pflegte dort zu beten oder sich mit hohen Würdenträgern zu beraten – auf jeden Fall konnte er die Kapelle nun sicher nicht mehr verlassen, ohne zu den Kindern zu sprechen. Die Treppe war so umlagert, dass Karl und ein paar andere Jungen sie absperren mussten und die Kreuzfahrer nur in kleinen Gruppen vorließen, um keine Verletzten zu riskieren. Schließlich wollte jeder die Stufen einmal auf den Knien erklimmen – Bruder Bernhard hatte gepredigt, dass dies nicht nur an die Leiden Jesu gemahne, sondern auch die Zeit im Fegefeuer um zehn Jahre verkürze.
    Armand vermerkte beeindruckt, dass Karl und die anderen Jungen die Aufsicht nicht nur allein organisiert hatten, sondern die Kinder auch zügig durch die Aufgabe leiteten. Niemand wurde bevorzugt, niemand musste zahlen. Unter Roland und seinen Spießgesellen hätte das anders ausgesehen. Aber die Gruppe hatte sich schon vor Nikolaus’ Verschwinden stillschweigend aufgelöst. Tatsächlich hatten sich diemeisten den Diebesbanden in Genua und Pisa angeschlossen. Von Jerusalem erhofften sie sich nichts mehr.
    Gisela kämpfte sich brav auf Knien die Marmortreppe hinauf, während Konstanze sich lieber um ein paar kranke Kinder kümmerte, die sich nur mühsam auf den Lateran geschleppt hatten. Hier in Rom trat ein ähnlicher Effekt auf wie in Genua: Nun, da sich die Schwächsten am Ziel wähnten, verließ sie die letzte Kraft. Karl

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