Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin
die christlichen Eroberer ihr mit dem Bau des prächtigen Domes bereits ihren Stempel aufgedrückt.
Konstanze betrachtete den Ort mit Herzklopfen, als ihr kleines Schiff in den Hafen einfuhr, Gisela hoffte auf einenkurzen Aufenthalt. Im Hafen lagen mehrere seetüchtige Schiffe, meist die als Nef bekannten Handelssegler.
»Bestimmt hat sich Malik schon mit einem der Kapitäne über eine Überfahrt verständigt«, sagte Gisela zu Dimma. »Armand hofft zwar auf einen Frachter der Templer, aber er wird nicht darauf bestehen. Es gibt sicher noch andere vertrauenswürdige Kapitäne!«
»Gewiss«, gab Dimma gallig zurück. Sie litt seit der Abfahrt unter Seekrankheit und sah der langen Überfahrt ins Heilige Land höchst unwillig entgegen. »Wie etwa die Herren Ferreus und Posqueres. Wie gut, dass du endlich verheiratet bist! So vertrauensselig, wie du sein kannst, würdest du doch noch auf irgendeinem Sklavenmarkt landen.«
Tatsächlich erwartete sie aber nicht wie erhofft Malik am Hafen von Messina, sondern ein älterer, würdevoller Herr in der kostbaren Kleidung sehr reicher Kaufleute.
»Armand de Landes?«, fragte er verbindlich, als Armand an Land ging. Er verbeugte sich tief vor Gisela und noch tiefer und offenbar voller Respekt, aber auch Neugier vor der verschleierten Konstanze.
»Sayyida …«
Konstanze hörte den Titel erstmalig aus dem Munde eines anderen als Malik, und es ließ sie aufhorchen.
»Erlaubt einem Unwürdigen, Euch im Namen Eures versprochenen Gatten willkommen zu heißen!«
Der Mann sprach arabisch und hielt die Augen vor Konstanze schamhaft gesenkt. Allerdings zwinkerte er unter den Lidern hervor. Er hätte wohl zu gern einen Blick in das Gesicht des Mädchens geworfen, aber wahrscheinlich hätte Malik ihn dafür gevierteilt. Konstanze musste bei dem Gedanken lächeln. Sie war sehr aufgeregt.
»Wer … wer …« Konstanze wusste nicht, ob es schicklich war, das Wort an ihr Gegenüber zu richten, aber andererseits konnten sich ja wohl auch arabische Frauen kaum stumm stellen.
Der Gesandte des Prinzen sprach aber schon weiter und wechselte wieder ins Italienische. »Mein Name ist Martin von Kent«, stellte er sich vor, »und ich bin hier im Auftrag des Prinzen Malik al-Kamil. Außergewöhnliche Umstände zwingen ihn, vorerst am Hof des Königs Friedrich in Palermo zu verweilen. Seine Majestät steht vor der Abreise in sein neues Reich in deutschen Landen, sein Sohn Heinrich soll vorher jedoch noch zum König von Sizilien gekrönt werden. König Friedrich begeht dieses feierliche Ereignis mit einem großen Fest, zu dem selbstverständlich auch Ihr geladen seid. Auf Wunsch des Prinzen wird noch eine persönliche Einladung an Euch ergehen. Vorerst bittet man mich, Euch nach Palermo zu geleiten. Für eine entsprechende Eskorte, so meint mein Herr, habe die Sayyida Konstanze ja schon selbst gesorgt.« Der Mann lächelte und verbeugte sich erneut.
Konstanze war froh über ihren Schleier, unter dem sie eben errötete. Sie hatte Malik ihre Rettungsaktion der Kinder aus Armands Heer in einem Brief gebeichtet. Zum Glück schien er es ihr nicht übel zu nehmen. Im Gegenteil. Martin von Kent fand es wohl umsichtig, dass sie Sänfte und Träger gleich mitbrachte.
»Wir … wollten eigentlich sofort weiterreisen!« Armand war verwirrt. »Versteht Ihr, natürlich erweist uns der König eine große Ehre, und der Prinz nicht minder, aber ich … ich habe ein Erbe anzutreten.«
Von Kent verbeugte sich wieder. Für einen reichen, unabhängigen Handelsherrn tat er das eigentlich zu oft.
»Monseigneur de Chartres, der Großkomtur der Templer, lässt Euch ausrichten, dass Euer Erbe in gutem Zustand ist und Euer Vater wohlauf. Auch er rät Euch, die Einladung anzunehmen, schon im Sinne weiterhin guter Beziehungen zwischen Akkon und dem Königreich Sizilien. Für die Weiterreise wird dann ein Schiff der Templer zur Verfügung stehen. Es ist derweil noch auf dem Weg von Genua nach Messina, Ihr müsstet also ohnehin warten.«
Armand zuckte die Achseln. »Also schön. Reiten wir nach Palermo und feiern wir mit dem König«, entschied er. »Allerdings habe ich kein Pferd. Eigentlich verfügt überhaupt nur meine … meine Gattin über ein Pferd.«
Gisela sah Armand verwirrt von der Seite an. In Pisa hatte er sie stets offen als seine Gattin bezeichnet. Aber da hatten sie ja auch Urkunden unterschrieben. Gisela schwante, dass dies im Kreise der Ritter vielleicht nicht allzu viel galt. Wahrscheinlich mussten sie
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