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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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»Es ist ziemlich verwirrend mit all den Paradiesen«, gestand sie dann dem freundlichen älteren Herrn, »und mit dem Harem. Ich … ich liebe Malik. Aber ich habe Angst …«
    Al-Yafa lächelte ihr zu. »Ich lebte sechs Jahre im Harem, Sayyida«, gab er gelassen zurück. »Und ich war durchaus glücklich. Ein von allen geliebtes und verwöhntes Kind, obwohl ich kein Sohn des Hauses war. An einem christlichen Hof wäre ich nicht so unbeschwert aufgewachsen. Und auch meine Mutter war zufrieden. Ich weiß nicht, ob sie meinen richtigen Vater geliebt hat. Vielleicht hatten ihre Familien die Ehe arrangiert – sie hat nie darüber gesprochen.«
    »Aber … aber man teilt den Ehemann mit so vielen anderen … Allein vier Gattinnen!«
    Al-Yafa lachte. »Das ist aber selten, Sayyida. Ich zum Beispiel habe nur eine. Der Sultan hat zwei. Mehr findet man in Adelsfamilien kaum – schon aus finanziellen Gründen. Ein gläubiger Muslim darf zwar vier Ehefrauen haben, aber er muss alle gleich behandeln. Und Ihr habt noch keine Vorstellung davon, mit welchem Prunk sich eine Königin im Harem des Sultans umgibt! Wenn dann eine zweite das Gleiche will, und die beiden obendrein rivalisieren, kann das ein Reich in den Ruin führen! Das wird noch schlimmer, wenn beide Söhne haben. Dann kämpfen sie um die Thronfolge – mit sehr unschönen Mitteln. Es gab schon so manchen Skandal rund um Giftmorde im Harem. Nein, ein weiser Herrscher lädt sich das nicht auf. Und wenn seine Mutter klug ist, so wählt sie schon die erste Frau nach seinem Geschmack aus – die meisten ersten Ehen im Morgenland sind arrangiert, ebenso wie die im abendländischen Adel. Wenn der Prinz sich in sie verliebt und die Ehe mit Kindern gesegnet wird, so nimmt er meist keine zweite Frau. Zumindest nicht gleich. Allenfalls erhöht er in der Sentimentalität fortgeschrittenen Alters noch mal eine Favoritin.«
    »Aber … aber das ist doch dann schrecklich für die Frau!«, brach es aus Konstanze heraus. »Abgeschoben zugunsten einer Jüngeren!«
    Muhammed zuckte die Achseln. »Haben fränkische Adelige keine Mätressen? Wird die Ehefrau ihrer nicht gewahr? Wenn dies im Harem passiert, Sayyida, so seid Ihr immer noch die geehrte erste Frau und erste Dame des Hauses. Auf Eurer Burg im Abendland seid Ihr die Betrogene, über die man hinter ihrem Rücken redet. Und die Mätresse Eures Gatten lacht Euch frech ins Gesicht. Was ist besser, Sayyida? Seht, Allah hat Männer zu Männern gemacht und Frauen zu Frauen. Im Morgen- wie im Abendland. Ihr werdet das nicht ändern und ich auch nicht, aber Euch hat Allah gesegnet. Ihr habt die Liebe eines Fürsten errungen. So Gott will, werdet Ihr seinen Erben zur Welt bringen, und vielleicht wird EuerSohn eine Brücke schlagen zwischen Christen und Muslimen. Kann das falsch sein?«
    Konstanze atmete tief durch.
    »Aschhadu an la ilaha illa ’llahu wa-aschhadu anna Muhammadan rasulu ’llahi«, sagte sie fest. »Aber ich weiß, ich brauche zwei Zeugen. Muhammed al-Yafa, wollt Ihr morgen gemeinsam mit Malik mein Zeuge sein?«
     
    Konstanzes letzte Zweifel schwanden, als ihr Schiff im Hafen von Palermo einfuhr und sie Malik dort warten sah. Der junge Sarazene saß aufrecht und gelassen auf einem lebhaften Schecken, sein üppiges schwarzes Haar, das er in den letzten Monaten nach Art der fränkischen Ritter hatte wachsen lassen, flog im Herbstwind. In seinen braunen Augen schienen goldene Partikel aufzuleuchten, als er Konstanze an der Reling erblickte. Sie erwartete, dass er sie lachend in die Arme zog, wie Armand es zweifellos mit Gisela getan hätte, aber der Prinz ließ sich in der Öffentlichkeit nicht so weit gehen. Stattdessen stieg er würdevoll vom Pferd und begrüßte zunächst Muhammed al-Yafa. Dann umarmte er Armand.
    »Ich hörte von deinem Erbe, mein Freund! Und auch, wenn ich den Tod deines Bruders bedaure, so freue ich mich doch, dass du der Kaufmannschaft von Pisa gerade noch entwischt bist!«
    Armand lachte. »Wir hätten womöglich mehr miteinander zu tun gehabt – jetzt, wo ihr den Handelsvertrag mit den Pisanern geschlossen habt. Meine Gattin könnte es gar bedauern, sie brennt darauf, deinen Harem einmal von innen zu sehen.«
    Malik verbeugte sich. »Sie ist mir und meiner Gattin immer willkommen.«
    Gisela traf nur ein flüchtiger Blick. Malik hatte sich lange beherrscht, aber jetzt verlor er sich in der Betrachtung von Konstanzes aufrechter Gestalt und ihren klaren tiefblauen Augen.
    »Sayyida …«, sagte er

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