Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin
sein und der Manz und die Gertrud. Und die Kinder nehmen wir auch mit. Aber dann ist Schluss, Gisela, das muss euch allen klar sein!«
Jupp und Marlein sowie Manz und Gertrud hatten sich aufdem Kreuzzug gefunden. Marlein hatte eines, Gertrud zwei Kleinkinder über den Gotthard gerettet. Sie lebten nun zusammen wie Familien – die Bestimmung des Papstes würde sie auseinanderreißen.
»Was wird überhaupt aus den Mädchen?«, fragte Konstanze. »Den Kreuzfahrerinnen?«
Karl zuckte die Schultern. »Um die kümmert sich niemand, ihr Eid gilt ja nicht. Also, Nikolaus hat ihn den Mädchen zwar abgenommen, aber Bruder Bernhard hat den Heiligen Vater extra noch einmal gefragt. Mädchen brauchen sie nicht.«
Noch mehr Opfer, dachte Konstanze. Allein schafften es die Kreuzfahrerinnen sicher nicht zurück über die Alpen. Zumindest nicht unberührt, soweit sie das überhaupt noch waren. Der Kreuzzug der Unschuldigen ließ Dutzenden von Mädchen nur den Ausweg in die Hurerei.
Konstanze holte tief Luft. »Ich glaube, ich brauche zwei Zofen!«, sagte sie. »Mindestens. Eigentlich drei. Und mein versprochener Gatte wird nicht dulden, dass ich nach Ostia reite und aller Welt mein Gesicht zeige. Ich brauche eine Sänfte. Mit sechs Trägern. Bitte kümmere dich darum, Karl!«
Armand schaute die sonst so bescheidene ehemalige Klosterfrau an, wagte aber kein Wort zu sagen, als er ihr entschlossenes Gesicht sah.
»Dann hoffen wir mal«, bemerkte er, »dass die Komturei der Templer und die Kaufmannschaft von Pisa dem Sultan von Alexandria Kredit geben.«
Gisela konnte ihre Begeisterung kaum zurückhalten, als Karl gegangen war. »Deine Wahrsagerin hatte Recht!«, neckte sie Konstanze. »Du bist geboren für die Arme eines Königs!«
Kapitel 2
Es war nicht leicht, ein Schiff zu finden, das die Reisenden nach Pisa brachte – zumal Gisela nicht bereit war, sich auch nur von einem der Tiere zu trennen. Sie sah zwar ein, dass es wenig Sinn machte, Floite, Comes und Briciola mit ins Heilige Land zu nehmen, aber sie wollte sie weitaus lieber den Kaufleuten in Pisa anvertrauen, als sie in Rom an irgendjemanden zu verkaufen. Also verzögerte sich die Abreise um ein paar weitere Tage.
Auch als sie Pisa glücklich erreicht hatten, fand sich nicht direkt eine Anschlusspassage. Es wurde nun wirklich kälter, und der Schiffsverkehr auf dem Mittelmeer nahm ab. In der kalten Jahreszeit musste mit weitaus mehr Stürmen gerechnet werden. Wer eben konnte, reiste im Sommer. Aber immerhin brauchte Armand keine Reisebegleitung für Dimma zu organisieren. Giselas neue Zofen waren allein Grund genug für die alte Kammerfrau, ihre junge Herrin nach Outremer zu begleiten.
»Für eine Bürgersfrau in Pisa mag das ja reichen«, brummte sie und betrachtete ungläubig den Wirrwarr, den die eifrige, jedoch ungeschickte Marlein aus Giselas Haarpracht gemacht hatte, »aber doch nicht für eine Edelfrau! Jetzt kommt, Mädchen, steht nicht herum, ich zeige euch, wie man sich um die Kleider einer Prinzessin kümmert!«
Marlein und Gertrud tummelten sich pflichtschuldig, und Gisela lächelte triumphierend.
»Ich denke, die alte Signora sorgte sich auch ein bisschen um den Weg über die Alpen«, lächelte Donna Scacchi nachsichtig. Sie hatte ihr Haus selbstverständlich wieder für Giselaund Konstanze geöffnet. »Auch wenn es jetzt geführt über den Brenner ginge, es wäre doch beschwerlich. Eine Schiffsreise bekommt Eurer Dimma sicher besser. Ich finde es schade, dass Ihr geht, Gisela! Ihr wäret eine Bereicherung für die Bürgerschaft von Pisa gewesen. Hoffen wir für Euch, dass die Burgen in Outremer angemessene Badehäuser aufweisen!« Sie zwinkerte dem Mädchen zu. Giselas Begeisterung für den Komfort in ihrem Palazzo war der Patrizierin nicht entgangen.
Armand war die Verzögerung der Reise gleichgültig. Er vertrieb sich die Zeit, indem er einen umfangreichen Bericht über seine Reise verfasste – schon um Mutter Ubaldina daran teilhaben zu lassen. Außerdem half er der Kaufmannschaft mit ein paar Übersetzungen aus. Er hatte Don Scacchi gegenüber ein schlechtes Gewissen, obwohl jeder verstand, dass er den Antritt seines Erbes bei Akkon der Ansiedlung in Pisa vorzog.
Konstanze wusste inzwischen, dass Malik sie in Sizilien erwartete. Insofern hatte auch sie keine große Eile, sondern genoss die Gastfreundschaft der Patrizier in Pisa. Je näher sie ihrem Prinzen rückte, desto mehr wuchs auch ihre Angst vor der eigenen Courage. In Rom hatte sie
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