Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
artig auf den ersten Kirchenfürsten zu.
    Gisela und Konstanze verbeugten sich ehrfürchtig in Richtung der Königin. Konstanze erkannte den Franziskanerbruder Bernhard im Gefolge der Kardinäle.
    »Hast du die Minoriten gesehen?«, fragte sie Gisela, nachdem sie aus dem Audienzsaal geflohen waren. »Für die ist der Kinderkreuzzug zweifellos beendet. Und Bruder Bernhard steigt auf in der Hierarchie des Lateran. Ob er wohl noch lange Frieden und Armut predigt?«Die Mädchen hielten ihr kleines Abenteuer für beendet und eilten nun endlich dem großen Saal zu, in dem eine Hofdame sie in Empfang nahm und zu den Tischen führte, die den Mädchen der Königin vorbehalten blieben. Gisela fand sofort Anschluss. Zwischen den etwa gleichaltrigen kleinen Edelfräulein fiel sie kaum auf, und auch Konstanze wurde freundlich aufgenommen. Sie schaute sich allerdings nur nervös nach Malik um. Inzwischen fand sie es keine gute Idee mehr, an diesem Bankett teilzunehmen. Sicher hielt er sie für wankelmütig, wenn sie einerseits versprach, den Islam anzunehmen, und andererseits abendländischen Sitten frönte.
    Malik nahm ihr allerdings nichts übel. Im Gegenteil, in seinen Augen gingen schon wieder die goldenen Lichter auf, als er endlich gemeinsam mit dem Königspaar eintrat und Konstanze zwischen den Mädchen sitzen sah. Konstanze schenkte ihm ein Lächeln unter ihrem Schleier. Sie durfte sich keine solchen Sorgen machen. Der Koran verbot nichts von dem, was sie hier tat – und der Harem war eine persische Erfindung, der dem Wohlergehen der Frauen diente, nicht ihrer Gefangennahme. Konstanze rief sich die lange Schiffsfahrt mit Muhammed al-Yafa wieder ins Gedächtnis. Es gab nichts, was sie fürchten musste.
    Aufatmend ließ sie zu, dass man ihr den Teller mit Geflügelfleisch füllte. Zu den ersten aufgetragenen Gerichten gehörten prunkvoll geschmückte Pfauen und Fasanen, außerdem gekochte und gebratene Fische, mit einer feinen Gold- und Silberschicht überzogen, um die Speisen glänzen zu lassen.
    Am erhöhten Tisch der gekrönten Häupter schien man das alles weniger zu schätzen zu wissen. Enrico, der kleine König, verhielt sich nicht gerade wie eine Majestät. Dabei musste er dem Bankett vorsitzen. Er war am Morgen gekrönt worden. Gisela und Konstanze hatten die Zeremonie knapp verpasst.
    Schließlich rief die Königin einen Pagen heran, sprach kurz mit ihm und schickte ihn hinunter zum Tisch der Mädchen. Der Kleine verbeugte sich ehrfürchtig vor Gisela.
    »Herrin … die allergnädigste Majestät König Heinrich weiß Euren Namen nicht, aber er bittet Euch doch, sich zu ihm zu gesellen und den Teller mit ihm zu teilen.«
    Gisela sandte einen verwirrten Blick aufs Podium, wo die Königin sie fast entschuldigend ansah und diskret auf den schmollenden Kleinen neben sich deutete.
    Gisela erhob sich errötend – und musste dann lächeln, als sie daran dachte, wie ihr Vater sie Monate zuvor auf den Hochsitz gebeten hatte, um den Teller mit Odwin von Guntheim zu teilen. Ob es ihr wohl irgendwann gelingen würde, mit einem altersmäßig passenden Ritter einem Bankett vorzusitzen?
    Die Königin lächelte ihr zu, als sie erneut ernst vor dem kleinen König knickste und ihm für die Einladung dankte. Heinrich wies das mit einer majestätisch anmutenden Bewegung seiner winzigen Hände zurück und rutschte etwas zur Seite, um ihr Platz auf seiner mit Kissen gepolsterten Sitzbank zu machen.
    »Du darfst von meinem Teller essen«, verkündete er würdevoll. »Aber dann musst du die Geschichte erzählen.«
    »Ihr habt das Herz meines Sohnes im Sturm erobert!«, lächelte die Königin, als Heinrich schließlich zufrieden kaute, während ihr Gatte sich geistreich mit Malik unterhielt. »Ich bin Euch so dankbar, dass Ihr ihn zurückgebracht habt, sein Erzieher suchte bereits im ganzen Haus – aber er ist nicht so gut darin, Verstecken zu spielen. Und ich musste die Kardinäle begrüßen und noch eine ganze Reihe anderer Würdenträger. Ihr habt eine geschickte Hand für Kinder. Wer seid Ihr? Ich bin sicher, ich habe Euch eingeladen, aber …«
     
    »Morgen beim Turnier haben wir einen Platz unter dem Ehrenbaldachin!«, verkündete Gisela strahlend, als sie später mit Konstanze zu den Frauengemächern ging. »Du natürlich sowieso. Aber ich werde ganz offiziell König Heinrich begleiten. Als seine Ehrendame! Er ist wirklich niedlich, Konstanze.Aber ganz schön ungehorsam. Einen der Franziskaner, diesen schrecklichen Bruder

Weitere Kostenlose Bücher