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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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dem Guntheimer. Das Papier, das ihm Gisela versprach …
     
    »Nanu, wer bist du denn?«
    Gisela fing den kleinen Jungen auf, der eben von einer Säule zur anderen sauste und sich dahinter zu verbergen versuchte. Im Innenhof des Palastes war immer noch viel los, Gisela und Konstanze mussten sich ihren Weg durch Gepäck und aufgeregte Diener bahnen, um in den Saal des Königs zu kommen. Dabei waren sie ohnehin zu spät, schließlich konnte auch Dimma keine Wunder wirken. Sie brauchte ihre Zeit, um Konstanze in ein enges meerblaues Kleid zu helfen, und schimpfte, als das Mädchen dann darauf bestand, die ganze Pracht unter einem Schleier zu verstecken. Immerhin fand sich ein Umhang aus venezianischer Spitze, der Konstanzes Schönheit eher unterstrich als verbarg. Und nun, da sie endlich unterwegs waren, stolperte Gisela mal wieder über ein verlorenes Kind.
    »Ich bin Enrico, und ich spiele Verstecken!«, erklärte der Kleine ernst.
    Gisela musterte die zierliche Gestalt in dem kostbaren Brokatkleid. Zweifellos ein Kind von Adel, wahrscheinlich wurde es schon vermisst.
    »Vor wem versteckst du dich denn?«, wollte sie wissen.
    »Vor Don Guillermo! Und vor meiner Mutter. Sie wollen, dass ich so einen ekligen alten Mann küsse. Der ist aber ganz verknautscht und riecht schlecht, und sein Kleid ist voller Blut!«
    Der Kleine schüttelte sich vor Widerwillen. Konstanze richtete den goldenen Reif, der seine langen braunen Locken krönte.
    Gisela runzelte die Stirn und hockte sich neben den Jungen. »Ach, das kann nicht sein, Enrico. Da hast du irgendetwas falsch verstanden.« Enrico schüttelte trotzig den Kopf, und Gisela nahm ihn tröstend in den Arm. »Schau, heute Abend sind alle schön angezogen und gewaschen, da kommt bestimmt keiner in blutiger Kleidung.«
    »Doch! Guck, da ist noch einer!« Enrico wies triumphierend auf einen kleinen, gedrungenen Mann in blutroter Soutane, der eben mit einem Gefolge schwarz gewandeter Priester den Innenhof betrat. Dann suchte er Schutz in Giselas Röcken.
    Konstanze und Gisela unterdrückten ein Lachen.
    »Du, den wollte ich auch nicht küssen!«, vertraute sie dem Kleinen an. »Aber wir werden da leider nicht immer gefragt. Weißt du was? Ich musste mal einen küssen, der wie ein fetter, schleimiger Frosch aussah!«
    Enrico betrachtete sie mit neuem Respekt. »Wirklich? Bei mir ist es ja meistens so, dass sie mich küssen. Nur die Hand, aber manche sabbern dabei.«
    Konstanze dachte inzwischen weiter und hielt es schließlich für sinnvoll, den Gedankenaustausch der beiden zu unterbrechen.
    »Gisela, wir sollten den Kleinen schleunigst zurückbringen. Kardinäle lassen sich nicht von irgendeinem beliebigen Kind küssen und erst recht küssen sie es nicht wieder. Der hier …«
    »Dich würde ich gern küssen!«, erklärte Enrico derweil und betrachtete wohlgefällig Giselas hübsches Gesicht und ihr lockiges Haar. »Bald muss ich womöglich heiraten. Würdest du mich vielleicht …«
    Gisela setzte zu einem Vortrag darüber an, warum dies nicht möglich sei, aber Konstanze wurde jetzt dringlicher.
    »Gisela, überleg dir gut, wessen Antrag du da gerade ausschlägst!«, zischte sie der Freundin zu. »›Enrico‹ heißt ›Heinrich‹ …«
    »Oh!« Gisela wurde schlagartig ernst, bemühte sich jedoch, den Kleinen nicht zu verschrecken. »Pass auf, Enrico, wir reden später darüber. Aber ich glaube, du musst jetzt wirklich ein paar Frösche küssen. Hat dir schon mal jemand von dem Mädchen erzählt, das einen Frosch küsste und dann …«
    »Gisela erzählt dir das Märchen heute Abend«, versprach Konstanze eilig. »Wenn deine Mutter es erlaubt. Aber das tut sie nur, wenn du jetzt ein braver Junge bist und zurück zu Don Guillermo gehst oder zu wem auch immer. Wo bist du ihm denn weggelaufen, Enrico?«
    Der Kleine ließ sich schließlich dazu überreden, an Giselas Hand über den Innenhof zu gehen. Er lief zum Saal der Winde, einem Atrium, über das man zu den Privatgemächern des Königs gelangte. Eine schlanke, dunkelhaarige Frau in golddurchwirkten Gewändern begrüßte hier eben eine Abordnung des Papstes – zwei Kardinäle und diverse Prälaten. Die Dame küsste höflich die Ringe der Herren, wirkte dabei aber ziemlich nervös.
    Gisela lächelte ihr zu, knickste geziert vor ihrem kleinen Freund und schob ihn auf seine Mutter zu. »Also los, Majestät, waltet Eures Amtes. Ein König drückt sich nicht vor seinen Pflichten!«
    Der kleine Heinrich seufzte. Dann schritt er

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