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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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stetig nach Süden wies.
    »Und das ist bestimmt keine Zauberei?«, fragte sie argwöhnisch, woraufhin der Navigator zu langwierigen Erklärungen ansetzte, die Gisela zwar nicht verstand, die sie aber immerhin beruhigten.
     
    Konstanze konnte den Erläuterungen des Kapitäns besser folgen. Am liebsten hätte sie gleich selbst mit Berechnungen begonnen. »Wo, meint Ihr denn, sind wir zurzeit?«, wollte sie wissen.
    »Zurzeit? Gerade nähern wir uns Kreta. Wir halten uns in südwestlicher Richtung und werden die Insel südlich umfahren. Vielleicht seht Ihr sie morgen am Horizont, aber nur,wenn das Wetter aufklart. Was ich nicht glaube – im Gegenteil!«
    Der Kapitän schaute besorgt nach Osten, wo sich blaugraue Wolkenberge auftürmten.
    Konstanze folgte seinem Blick. »Scheint es mir nur so, oder wird es heute wirklich früher dunkel als sonst?«, erkundigte sie sich.
    Der Navigator nickte. »Ja. Und das ist kein gutes Zeichen. Genau wie dieses violette Licht am Himmel und das Nachlassen des Windes. Es kann sein, dass das die Ruhe vor dem Sturm ist, Herrin. Das Beste wäre, Ihr bliebet unter Deck.«
    Dimma verzog sich daraufhin sofort, um unten zu jammern und zu beten, aber Gisela und Konstanze räumten das Deck erst, als sich bestätigte, was der Kapitän vorausgesagt hatte, und die Männer darauf bestanden. Der Wind war inzwischen so stark und die Wellen so hoch, dass die Mädchen leicht hätten über Bord gespült werden können. Gisela war vollständig durchnässt, als sie herunterkam, hatte aber nichtsdestotrotz Spaß an der Sache. Sie wurde auch nicht seekrank, obwohl das Schiff nun wirklich zum Spielball der Wellen wurde. Die Seeleute hatten das Segel eingezogen und drehten bei.
    Der Wind heulte, Regen prasselte in Sturzbächen herab. Dimma und die kleinen Zofen schrien auf, als schließlich auch Wasser in die Frachträume drang.
    »Das Schiff wird volllaufen, und wir werden alle ertrinken!«, jammerte Marlein.
    »Bisher stehen wir gerade knöcheltief im Wasser«, beruhigte sie Karl, der wieder einmal gelassen blieb. »Bis das Schiff vollläuft, muss noch einiges kommen.«
    »Und die größte Gefahr besteht darin, gegen die Wände geschleudert zu werden«, bemerkte Armand. »Also haltet euch gut fest, setzt euch irgendwo hin, lauft nicht herum. Wenn ihr beten wollt, betet, das hilft bestimmt, aber wenn’s geht, nicht alle durcheinander!«
    »Gott straft uns!«, weinte einer der jungen Sänftenträger. »Weil wir im Sold des Mohrenkönigs stehen.«
    Konstanze hatte ihnen das bisher zwar nicht verraten, aber ihr Verhältnis zu Malik war natürlich nicht zu leugnen. Nun fielen auch andere Kinder in das Gejammer ein; sie flehten zu Gott und gelobten, Buße zu tun. Der besonnene Karl tröstete sie mit den zehn Jahren Fegefeuererlass, den sie sich immerhin mit dem Erklimmen der Scala Santa erkauft hatten, aber einer der Jungen war nicht hinaufgeklettert und heulte nun umso lauter.
    »Ich geh mal nach dem Pferd sehen«, bemerkte Gisela.
    Konstanze kauerte sich in eine Ecke. Sie selbst war unschlüssig, ob und zu wem sie Gebete sprechen sollte. Sie fürchtete sich, aber fast noch mehr faszinierten sie die tobende See und das Schauspiel der Elemente. Auch Konstanze wäre gern an Deck geblieben. Zumal dort oben Ruhe und Disziplin herrschten. Der Kapitän befehligte seine Mannschaft mit kurzen, knappen Worten, jeder wusste, was er zu tun hatte, und wenn sich jemand fürchtete, so zeigte er es zumindest nicht.
    Die Reisegesellschaft bildete dagegen einen einzigen Hexenkessel aus Lärm und Gestank. Die Kinder beteten, sangen, weinten und schrien. Einige übergaben sich, und die Kleinsten, die Marlein und Gertrud hysterisch an sich pressten, machten sich in die Hosen. Der Gestank war kaum auszuhalten. Dazu herrschte fast völlige Dunkelheit, nur gelegentlich erhellte ein Blitz gespenstisch die Szene, dessen Licht durch die Risse im Holz und die nicht vollständig geschlossenen Luken drang. Die darauf folgenden Donnerschläge ließen die Reisenden noch verzweifelter schreien und weinen.
    Armand versuchte, beruhigend auf die Kinder einzureden, und Dimma bemühte sich, zumindest alle auf das gleiche Gebet festzulegen. Konstanze hatte das Gefühl, ihr platze der Schädel. Dann aber fasste Malik in der Dunkelheit nach ihrer Hand und zog sie durch das inzwischen kniehoch stehende Wasser in Richtung der Frachträume.
    »Ist es hier nicht gefährlich?«, fragte Konstanze.
    Bis auf den heulenden Wind, das Prasseln des Regens aufs

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