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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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gern ein paar Stunden vor dieser Küste kreuzen, um eventuelle Überlebende zu finden. Ich mache mir zwar wenig Hoffnung, aber wenn da tatsächlich noch einer im Wasser ist – ein schöner Tod ist Ertrinkennicht. Und meine Ladung ist nicht verderblich. Ob wir einen Tag früher oder später in Akkon ankommen, ist gleichgültig. Wie sieht es mit Euch aus? Seid Ihr in Eile?«
    Armand schüttelte den Kopf. »Es wäre unverzeihlich, dort draußen jemanden umkommen zu lassen, nur um etwas früher in Akkon zu sein!«, erklärte er. »Wenn es uns getroffen hätte, würden wir uns auch mitfühlende Seelen wünschen.«
    Konstanze pflichtete ihm eifrig bei und Malik ebenfalls. »Auf die paar Stunden kommt es nicht an, zumal meine Gattin es wünscht«, sagte er. »Aber glaubt Ihr wirklich, da sei noch jemand am Leben?«
    »Das Schiff wird nicht hier gesunken sein, mein Prinz, sondern näher an Land, es ist zweifellos an vor der Küste liegenden Klippen zerschellt. Da kann sich jemand gerettet haben. Nicht wahrscheinlich, aber möglich. Also, Männer, ihr habt es gehört! Segel setzen und dann Kurs auf Kreta. Langsame Fahrt, Achtung auf Felsen, auch unter der Wasseroberfläche!«
    In den nächsten Stunden beobachtete Konstanze fasziniert, wie die Küste von Kreta näher rückte. Die Matrosen halfen Dimma und den anderen Passagieren, die Räume unter Deck zu lüften und zu reinigen. Die Seekranken übergaben sich weiter, aber jetzt immerhin über die Reling.
    Gisela schüttelte verständnislos den Kopf. »So viel können die doch eigentlich gar nicht gegessen haben«, bemerkte sie. »Schau mal, was ist das?«
    Konstanze spähte nach Westen. Je näher sie dem Land kamen, desto häufiger fanden sie Trümmer des gesunkenen Schiffes.
    Plötzlich schrie Gisela auf. »Schaut! Da an der Planke, da hält sich ein junger Mann fest!«, rief sie. »Schnell, holt den Kapitän! Wir müssen ihn retten!«
    Völlig erschöpft und mehr tot als lebendig, zogen sie den Jungen aus dem Wasser. Der Knabe erholte sich schnell. Er erzählte, dass er ein Schiffsjunge sei, und zeigte dann, dass erAugen besaß wie ein Luchs. Noch während er an Deck hockte und an dem heißen Rotwein nippte, mit dem die Seeleute versuchten, seine Lebensgeister wieder zu wecken, entdeckte er weitere drei Schiffbrüchige. Alle klammerten sich an einen Teil des Deckaufbaus ihres gesunkenen Schiffes. Später wurde ein weiterer Matrose gefunden, und dann trieb etwas weiter schwarzer Stoff in den Wellen.
    »Ist das ein Teil der Ladung?«, fragte Konstanze, die aufgeregt danach ausspähte.
    »Nein! Der Mönch!« Der Schiffsjunge sprach mit seltsamer Gemütsruhe. »War doch klar, dass wir den noch finden. Er ist fast ein Heiliger, Herrin, den lässt Gott nicht ertrinken. Er hat auch bis zuletzt mit uns gebetet … bestimmt haben wir nur deshalb überlebt!«
    Konstanze überlegte, ob es vielleicht sinnvoller gewesen wäre, das Segel rechtzeitig einzuziehen und beizudrehen, hielt sich aber zurück. Stattdessen wies sie den Kapitän auf die im Wasser treibende Kutte hin. Für sie sah der Mönch aus, als sei er tot, aber dann stellte sich heraus, dass er nur reglos auf einer Art Kreuz lag. Zwei Planken, T-förmig aneinandergenagelt. Der Mönch klammerte sich daran fest.
    »Ein Wunder!«, stammelte er, als die Templer ihn aus dem Wasser zogen. »Jesus Christus hat mir sein Kreuz geschickt, um mich zu retten. Lasst uns alle niederfallen und zu ihm beten.«
    »Trinkt erst mal … damit ihr wieder zu Euch kommt«, brummte der Kapitän und drückte dem Bruder einen Becher Rotwein in die Hand.
    Der lehnte jedoch ab. »Nicht so ein berauschendes Getränk, Herr, das würde mir die Sinne benebeln! Und ich bin ganz bei mir … etwas nass vielleicht, aber Bruder Wind wird mich trocknen. Und etwas kalt, aber Schwester Sonne wird mich wärmen …« Der Mönch lächelte, und es wirkte tatsächlich, als ginge die Sonne in seinem freundlichen Gesicht auf.
    Dimma reichte ihm trotzdem eine Decke, die er dankend entgegennahm. Der Mann war klein und dünn, er sah aus wie ein Asket. Er hatte kurze Arme und Beine, Konstanze fielen seine sehr kleinen Füße auf. Zweifellos war er Südländer, was man an seinem dunklen Haar und den schwarzen, leuchtenden Augen erkannte. Er sprach italienisch.
    »Darf ich fragen, wohin Ihr segelt?«, wandte er sich an den Kapitän. »Das unglückliche Schiff, das heute Nacht versank, war auf dem Weg ins Heilige Land … sicher sind all die Seelen der Ertrunkenen uns dorthin

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