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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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bereit. Gisela verabschiedete sich aber fast etwas wehmütig von ihrem kleinen König Enrico und ihren neuen Freunden am Hof. Dem Komtur der Templer, der den König über die Alpen begleiten wollte, gab sie zwei Briefe mit.
    »Wenn Ihr die für mich befördern würdet?«, fragte sie ehrerbietig. »Der eine geht an meinen Vater, der andere an meine Ziehmutter Jutta von Meißen. Ich denke, ihnen beiden ist daran gelegen zu erfahren, wohin mein Weg mich geführt hat.«
    Konstanze kaute auf ihrer Lippe. »Exzellenz«, sagte sie dann zaghaft, »könntet … könntet Ihr auch für mich einen Brief befördern? Und … und könnte ich sicher sein, dass er ankommt und … dass niemand ihn liest?«
    De Chartres sah sie fast beleidigt an. »Sayyida, wenn der Orden der Tempelritter einen Brief befördert, so kommt er selbstverständlich an. Und es wäre ein herber Verstoß gegen unsere Ehre, eines der uns anvertrauten Schreiben zu öffnen!«
    »So meinte ich das nicht.« Konstanze begann, den vom Propheten verordneten Schleier sehr annehmbar zu finden. Der Komtur hätte sonst gesehen, dass sie erneut errötete. »Ich hätte Euch niemals verdächtigt, meine Briefe zu lesen. Aber … aber … mein Brief sollte einer ganz speziellen Person ausgehändigt werden. Nicht … nicht ihrem Beichtvater und nicht ihrer Oberin.«
     
    Konstanze und Malik, Armand und Gisela sowie ihre Reisegesellschaft brachen noch an diesem Tag auf nach Messina. Vorher schrieb Konstanze jedoch noch ihren Brief an Schwester Maria, Mariam al-Sidon, wie ihr richtiger Namewar. Ihre geliebte Lehrerin im Kloster Rupertsberg sollte wissen, dass für sie die Liebe über die Angst gesiegt hatte. Konstanze sah dem Harem ohne Furcht entgegen.
     
    Dimma fürchtete sich vor der erneuten Seereise. Die alte Kammerfrau dachte ernstlich daran, um eine Stelle am Hof der Königin zu bitten, als sie die Wellen sah, die gegen die Klippen vor Palermo schlugen.
    »Und da sollen wir noch weiter weg von der Küste? Übers ganze weite Meer? Was ist, wenn das Schiff untergeht?«
    »Zunächst segeln wir ja nur nach Messina«, beruhigte sie Gisela. »Und da steigen wir um auf ein großes, sicheres Schiff. Das geht nicht unter. Und sonst … na ja, streng genommen sind wir ja immer noch auf einem Kreuzzug. Deine Seele fliegt dann direkt in den Himmel, Dimma!«
    Armand lachte, zumal die alte Zofe keineswegs getröstet wirkte. »Die Templer besitzen die besten Schiffe der Welt«, wandte er sich seinerseits an die Kammerfrau, »mit den modernsten Navigationsgeräten. Damit können sie sich auch orientieren, wenn es regnet und stürmt. Wir werden also nicht gegen irgendeinen Felsen prallen. Letzteres ist gewöhnlich die größte Gefahr. Allerdings werden wir mit Stürmen rechnen müssen. Es ist schon recht spät im Jahr, das Wetter kann schnell umschlagen.«
    Gisela sorgte sich mehr um ihr Pferd als um sich selbst. Argwöhnisch besichtigte sie die Frachträume.
    »Und hier haben diese Widerlinge Ferreus und Posqueres ein paar Hundert Kinder eingepfercht?«, fragte sie entsetzt. »Die konnten sich doch kaum hinsetzen!«
    Der Kapitän nickte. »Beim letzten Kreuzzug brachte man je siebenhundert Soldaten pro Schiff ins Heilige Land. Die hatten noch weniger Platz. Man schläft dann abwechselnd, Herrin, es geht schon, wenn man will.«
    Gisela achtete darauf, dass ihrer Smeralda ein geräumiger Verschlag zur Verfügung gestellt wurde.
    »Keine Sorge, wir haben schon die Pferde von Königen herübergebracht!«, beruhigte sie der Kapitän. »Die Rösser reisten von jeher komfortabler als das gemeine Volk. Eure Hübsche wird etwas durchgeschüttelt werden, aber sonst passiert ihr nichts.«
    »Sie ist auch wichtig!«, gab Gisela zurück und schmiegte sich an Armand. »Du bist doch auch froh, dass wir sie mitgenommen haben?«
    Karl hatte Armand natürlich gestanden, was er mit der Stute angestellt hatte.
    »Falls wir Jerusalem jemals zurückerobern«, bemerkte Armand jetzt mit gespieltem Ernst, »dann sicher nur mit ihrer Hilfe!«
     
    Die Überfahrt von Messina nach Akkon dauerte je nach Seegang etwa zwei Wochen. In diesem Fall waren die Seefahrer zunächst vom Glück begünstigt. In den ersten Tagen war es zwar kühl, aber klar, und die Sonne schien. Erst dann wurde es wolkig und regnerisch, die Nacht war tiefschwarz, und ohne den Kompass wäre es dem Kapitän sicher kaum möglich gewesen, den Kurs zu halten.
    Gisela betrachtete hingerissen das Wunderding: eine Nadel, die im Wasser schwamm und

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