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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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ohne Armands Zutun aus dem Sattel. Ein Ritter in seiner Rüstung ist nicht sehr beweglich, die unerwartete Wendung des Hengstes hätte selbst einen ungerüsteten Reiter aus dem Sattel bringen können.
    Gisela applaudierte begeistert. Der König und Malik lachten.
    »Nun bleib aber oben!«, raunte Gisela, obwohl ihr Ritter sie natürlich nicht hören konnte. Der Sieger im Tjost konnte absteigen und sich mit dem Unterlegenen im Schwertkampf messen oder vom Pferd aus weiterkämpfen. Letzteres galt im Turnier als unritterlich, obwohl es im Ernstfall natürlich gang und gäbe war. Und dies war zweifellos ein Ernstfall. Dennoch stieg Armand ab.
    »Ein Fehler«, bemerkte der König.
    Rupert begann sofort, mit aller Kraft auf seinen Gegner einzuschlagen. Er wusste genau, dass ihm der ältere Ritter überlegen war, wenn er ihm erst die Chance gab, anzugreifen. So aber blieb Armand in der Verteidigung gefangen. Immer wieder hob er Schwert und Schild – immer wieder zwang er die geschwächte Schulter zu der gleichen Bewegung.
    Gisela biss sich auf die Lippen. Das würde nicht mehr lange gut gehen. Wenn sie nur irgendetwas tun könnte! Rupert irgendwie ablenken, wie Karl es eben mit dem Hengst getan hatte. Aber Rupert hatte keinen Blick für irgendetwas, das sich außerhalb des Kampfplatzes tat. Und es bestand auch nicht die Möglichkeit, dass ihn die Sonne blendete. Sie beschien zwar noch die Frauen auf der Tribüne, nicht aber den Kampfplatz.
    Guck mal, ich mache Zauberlichter …
    Der Gedanke an das Spiel des kleinen Königs schoss Gisela durch den Kopf. Sie hielt den Spiegel immer noch in der Hand, die Finger verkrampft, als könne sie sich daran festhalten. Aber jetzt löste sie ihren Griff, und der Spiegel ausphönizischem Glas fing das letzte Sonnenlicht ein … Gisela lenkte es auf den Kampfplatz.
    Armand bemerkte den Lichtblitz nicht, der Rupert einen Herzschlag lang blendete. Aber er war noch so weit bei sich, dass er die Chance nutzte. Während Rupert kurz irritiert blinzelte und einen Augenblick damit innehielt, auf Armands Schild einzuschlagen, schwang er sein Schwert herum und stieß von unten zu. Routiniert traf er eine der Schwachstellen der Rüstungen, den Übergang zwischen Brustpanzer und Helm, Kettenhemd und -haube. Armands Schwert durchschlug das Kettenhemd und durchbohrte Ruperts Kehle.
    Der junge Ritter taumelte zurück, als sein Gegner wie vom Blitz getroffen fiel. Rupert starb schnell – sehr viel schneller, als er es Wolfram zugestanden hatte.
    Gisela verbarg den Spiegel hastig in den Falten ihres Kleides.
    »Warum hat er nur plötzlich gezögert?«, fragte der König, als Armand langsam, das Schwert gesenkt, auf den Ehrenbaldachin zuging.
    Malik lächelte. »Vielleicht geruhte Allah, ihn zu blenden«, bemerkte er.
    Gisela errötete, die Königin jedoch lächelte ihr zu. »Ich denke, unser Fräulein Gisela möchte den Ritter jetzt küssen!« Dabei drückte sie ihr eine schwere Goldkette in die Hand. »Hier, gebt dies Eurem versprochenen Gatten zum Zeichen unserer Wertschätzung.«
    Armand hatte das Visier hochgeschoben. Sein Gesicht darunter war schmutzig und schweißüberströmt. Gisela schmiegte dennoch ihre Wange an die seine.
    »Es ist vorbei …«, sagte Armand leise. »Wenn Ihr die Güte habt, Majestät, so lasst ihn als ›Wolfram von Guntheim‹ bestatten.«
     
    Den Kämpfern stand noch das Badehaus offen, danach wurde im Saal des Königs getafelt.
    Malik gesellte sich zu Gisela, als die Gesellschaft endlich den Turnierplatz verließ. »Ein sehr ehrenvolles Treffen war das ja nicht«, bemerkte er und sah das Mädchen strafend an. »Das mit der Stute mag noch angehen – wenn ein Ritter sein Pferd nicht beherrscht, kann ihm niemand helfen. Aber die Sache mit dem Spiegel …«
    Gisela errötete erneut. »Bitte sag Armand nichts davon! Es würde ihn bis an sein Lebensende beschäftigen, seinen Gegner übervorteilt zu haben. Oder hat es noch jemand außer dir gesehen?«
    Malik schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht. Und ich werde Armand gegenüber schweigen. Aber ich danke Allah, dass dein Gatte und ich keine Feinde sind, und ich hoffe, wir werden es niemals sein müssen. Mit dir auf der Seite der Christen, Gisela de Landes, würde Jerusalem fallen!«
     
    Gisela und Dimma standen an Ruperts Totenbahre. Sie hatten eben einer der vielen Messen beigewohnt, die der König, aber auch Armand für »Wolfram« lesen ließen. Dem gefallenen Ritter wurden alle Ehren zuteil. Man hatte ihn in der

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