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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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vor seinem Hochsitz in der mit Wandbehängen und Schnitzereien fein geschmückten Halle begrüßte er mit freundlichem Gelächter. Gisela sah sich um. Das große Bogengewölbe diente Festlichkeiten und Empfängen, aber auch einfach dem Treffen der Ritter der Burg. Sie besetzten jetzt die Tische und Bänke an den Wänden und labten sich an den Speisen, die ihnen der Truchsess vorlegte. In das Lachen ihres Burgherrn fielen sie sofort willfährig ein.
    »Na, meine kleine Walküre?«, neckte von Bärbach Gisela. »Reicht es dir nicht, wie ein Junge durch den Wald zu reiten? Willst du nun auch am Festmahl der Ritter teilhaben? Dein Gatte wird dir den Kopf zurechtsetzen müssen.«
    Das Mädchen senkte verlegen den Kopf. »Ich will nur etwas fragen, Vater«, sagte es dann, so beherzt wie eben möglich. »Es geht … es geht um meinen … versprochenen Gatten …« Die letzten Worte kamen ganz leise heraus.
    Der Bärbacher lachte wieder. »Ach ja! Und das magst du nicht vor versammelter Ritterschaft vortragen.« Immerhin verstand er. »So komm, Gisela, setz dich neben mich.« Er wies auf den zweiten Platz an seinem Tisch, gewöhnlich der Herrin des Hauses oder hoch geehrten Besuchern vorbehalten.
    Gisela erstieg den Hochsitz steif, bemühte sich jedoch um Haltung. Sie würde bald einem solchen Haushalt vorstehen, es gab keinen Grund, sich zu schämen.
    Der Mundschenk beeilte sich, ihr Wein zu bringen. Gisela nippte aber nur kurz an dem Pokal und lehnte die angebotenen Speisen ab. Sie hatte oft in der großen Halle zu Meißen gespeist – auf Minnehöfen waren die Frauen bei fast jeder Festlichkeit zugelassen. Allerdings nie an so exponierter Stelle. Gisela hatte das Gefühl, als ob alle Ritter ihres Vaters sie anstarrten.
    »Also, was ist nun?«, dröhnte Friedrich. »Sprich freiheraus!«
    Gisela schluckte. »Vater«, sagte sie dann leise. »Die HerrinJutta sagte mir, du habest mich an Odwin von Guntheim versprochen. Aber soweit ich weiß, heißt der einzige Sohn des Guntheimers Wolfram. Es ist doch … es ist doch nicht Euer Knappe, mit dem ich nun …?«
    Friedrich lachte schallend. »Habt ihr’s gehört?«, fragte er in die Runde. »Dieses Schäfchen meint, ich vermählte es mit unserem kleinen Dummling!«
    Gisela errötete. Jetzt ruhten auf jeden Fall alle belustigten Blicke auf ihr – oder erkannte sie in den Augen einiger Ritter auch besorgte Anteilnahme?
    »Nein, Fräulein Gisela, da mach dir mal keine Gedanken!«, beschied sie Friedrich von Bärbach. »Du kriegst einen richtigen Mann. Natürlich ist er nicht mehr der Jüngste, vielleicht träumst du ja von einem jungen Recken. Aber noch allemal stark genug, dir einen Sohn zu zeugen, der besser ist als dieser Weichling Wolfram! Du wirst nicht mit irgendeinem Erben vermählt, meine Gisela. Du kriegst den Herrn von Guntheim! Morgen wird er kommen und …«
    »Den … Guntheimer?«, fragte Gisela entsetzt. »Den Guntheimer selbst? Aber … aber er ist alt! Er hat schon drei Frauen zu Grabe getragen …«
    »Vier«, verbesserte der Bärbacher mit Gemütsruhe. »Und kann’s kaum erwarten, die fünfte zu freien. Er steht voll im Saft, der Guntheimer! Kann sich manch junger Mann eins von abschneiden!«
    Die Ritter lachten wieder.
    Gisela wollte nur fort. »Ich … gehe dann jetzt«, verabschiedete sie sich. Das entsprach sicher nicht der Form, aber wenn sie diesen Raum nicht gleich verließ, würde sie schreien.
    Der Bärbacher nickte. »Geh nur und schlaf dich aus. Morgen Abend wirst du hier speisen, gemeinsam mit deinem versprochenen Gatten. Der wird Augen machen, Mädel, wie hübsch du geworden bist!«
    Gisela begann zu rennen, kaum dass sie die Halle verlassen hatte.»Nun kommt, Fräulein, so schlimm wird es schon nicht sein!« Die alte Dimma hielt das schluchzende Mädchen im Arm und bemühte sich um Trostworte. »Schaut Euch den Mann doch erst einmal an. Manchmal halten sie sich ja wirklich gut. Und bedenkt, wenn Ihr Euren Gatten überlebt, erbt Ihr die Burg und das Land.«
    Gisela schüttelte wild den Kopf. »Nicht einmal das, Dimma, das erbt der edle Ritter Wolfram!«, sagte sie bitter. »Es sei denn, ich schenke dem Herrn noch einen Sohn, aber dann wird es Streitigkeiten geben. Und ich muss mir den Guntheimer nicht ansehen, ich kann mich gut an ihn erinnern. Er ist so alt wie mein Vater und doppelt so dick!«
    Das war ein wenig übertrieben, aber wohlbeleibt war der alte Ritter schon, der sein Pferd am nächsten Tag zur späten Mittagsstunde auf den Burghof des

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