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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Bärbachers lenkte. Er war nur leicht gerüstet und trug einen leuchtend roten Wappenrock über dem Kettenhemd. Rot stand für Tapferkeit. Der Schild des Guntheimers zeigte gesprengte Ketten und zwei Burgen – ein Zeichen für Landbesitz, erworben im Kampf. Zweifellos war Odwin ein mächtiger Recke gewesen, als er jung war.
    Inzwischen, so dachte Gisela respektlos, sollte besser ein Weinpokal auf seinem Schild Abbildung finden. Das rote, fleischige Gesicht des Ritters sprach von reichlichem Genuss des Rebensaftes und der stattliche Bauch von Freude an gutem Essen. Der Guntheimer hielt die Zügel mit Pranken, die einen Bären hätten niederkämpfen können, und seine Oberschenkel waren prall wie die eines Pferdes. Gisela durfte gar nicht daran denken, dass er sich auf sie legen würde. Unter diesem Fleischberg würde sie ersticken!
    Aber nun hatte sie ihre Pflicht zu tun und dem Herrn mit einem Becher edlen Weines entgegenzugehen. Ihr Vater hatte ihr aufgetragen, den Herrn von Guntheim auf der Burg willkommen zu heißen. Das konnte sie nicht verweigern, und es war auch nicht möglich, sich zu verschleiern oder anderweitigvor den Blicken der Männer zu verbergen. Gisela trug ein langärmeliges, die Figur betonendes Kleid, dunkelgrün, mit weiten Ärmeln, dazu ihren Emaillereif im offenen Haar. Als künftigem Gatten stand dem Guntheimer auch ein Kuss von ihr zu. Gisela schüttelte sich. Aber sie würde es schaffen … sie musste sich einfach nur vorstellen, sie küsse Guido de Valverde oder einen der anderen jungen Ritter. Gisela näherte sich dem Mann mit gesenktem Kopf und halb geschlossenen Augen. Aber Odwins brüllend laute Stimme machte die Illusion zunichte.
    »Das ist dein Töchterchen, Bärbacher? Donnerwetter, alle Achtung! Da denk ich, ich handle mir ein Stückchen Land ein, und tatsächlich legst du mir ein Prinzesschen bei! Meiner Treu, Friedrich, die hätt ich glatt auch ohne die paar Felder genommen!«
    Gisela wurde wieder einmal glühend rot, aber sie trat trotzdem tapfer näher und hielt Odwin den Wein hin. Irgendetwas in ihr beschrieb ihn dabei launig für ihre Freundinnen – kleine blaue Schweinsäuglein, eine Nase, die einer roten Rübe glich, ein breiter Mund wie ein Frosch … Manchmal mussten die Mädchen Turniersieger küssen, die ihnen nicht gefielen, und sie pflegten sie dann anschließend entsprechend zu schmähen. Das Gelächter der anderen Mädchen wusch das Ekelgefühl ab.
    Aber es konnte nicht sein, dass ihr dieser Mann zum Gatten bestimmt war. Es war schlicht nicht möglich.
    Widerwillig platzierte Gisela einen Kuss auf der großporigen Wange – und fühlte sich von Odwins Bärenpranken umfasst.
    »Nichts da, Mädchen! Ich verdien einen richtigen Kuss. Sei nicht so prüde, ich denk, du kommst von einem Minnehof!« Damit zog er sie an sich und drückte einen feuchten Kuss auf ihre Lippen.
    Gisela raubte es schier den Atem. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
    »Wirst du mir ein Bad bereiten? Potz Blitz, ich bin dreckig und verfroren nach dem Ritt!«
    Es hatte am Vormittag geregnet, aber so schlimm, wie der Guntheimer es darstellte, war es nicht. Tatsächlich waren sein Hengst und die Pferde seiner Eskorte kaum schlammbespritzt. Allerdings waren die Kleider und Haare der Ritter noch feucht – soweit man bei Herrn Odwin von Haar sprechen konnte. Sein Schädel war weitgehend kahl, nur ein paar spärliche Strähnen bedeckten die fleckige Kopfhaut. Der Ritter ließ sie wachsen, wohl um an seine frühere Haarpracht zu erinnern.
    Gisela senkte den Blick. Sie hatte nie einen Ritter ins Badehaus begleitet, Frau Jutta verpflichtete keines der Mädchen zu solchen Aufgaben. Tatsächlich galten die Minnehöfe zwar als offenherzig, aber die Damen, die sie führten, achteten oft mehr auf Ehre und Schamgefühl ihrer Mädchen als altertümliche Höfe. Niemals wäre eine Jutta von Meißen oder Eleonore von Aquitanien darauf verfallen, einem Ritter ein Mädchen als Bettwärmer zu schicken oder es zu zwingen, ihm den Rücken zu schrubben! Noch vor einer Generation war es allerdings üblich gewesen, Gattinnen und Töchter eines Burgherrn zu solchen Diensten heranzuziehen. Herr Odwin schien sich daran zu erinnern. Aber Giselas Vater würde doch nicht …
    »Warum nicht, Guntheimer? Das Badehaus ist geheizt – sofern du noch warmes Wasser brauchst und das Blut dir nicht schon beim Blick auf deine versprochene Gattin in Wallung gerät!« Der Bärbacher lachte, als wäre Odwins Begehren der beste, seit

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