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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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als du, Dimma, da kann ich sicher sein!«
    Dimma ging das Herz auf, als ihr Fräulein sie liebevoll umarmte. Genau wie ihre Herrin Jutta mochte sie Gisela. Und sie dachte noch oft an die Worte, mit denen die Markgräfin sie verabschiedet hatte: »Pass auf das Kind auf, Dimma! Sie wird einen Menschen brauchen, da, wo sie hingeht …«
    Einen Menschen, für den sie eben mehr als eine Zuchtstute war.
     
    Obwohl Dimma schimpfte, ließ Gisela es sich nicht nehmen, die Herren ihrer Eskorte bei den Ställen zu verabschieden. Tatsächlich gewährte sie den jungen Rittern sogar einen Kuss auf die Wange, was Rupert ein missbilligendes Schnauben entlockte und Guido de Valverde ein strahlendes Lächeln.
    »Ich verlasse Euren Hof reich beschenkt, Fräulein Gisela!«, sagte der Fahrende Ritter in der melodischen Sprache seiner Heimat.
    Gisela träumte den ganzen Tag davon, ihn einmal unter ihrem Zeichen ins Turnier reiten zu sehen. Aber dann schalt sie sich der geistigen Untreue an ihrem Odwin. Es war wirklich Zeit, dass sie ihn kennenlernte! Gisela besaß viel Fantasie, aber ewig konnte sie sich nicht nach einem Wunschtraum verzehren!
    Am Nachmittag ließ sie dann Smeralda satteln. Sie langweilte sich in ihrer Kemenate, schließlich gab es dort nichts zu tun und niemanden, mit dem sie plaudern konnte. Die Räume in der Herler Burg waren zudem eher karg eingerichtet, Gisela vermisste das Wohlleben am Hof zu Meißen.
    Der Ausritt verlief allerdings auch nicht nach ihrem Geschmack. Zwar führte ihr Rupert das Pferd so artig vor wie ein Ritter – er hatte das zweifellos irgendeinem Besucher seines Herrn abgesehen und wurde rot, als Gisela ihm erlaubte, ihr den Steigbügel zu halten. Aber als einzige ziemliche Begleiterin war Dimma zugegen, und diese schimpfte, weil sie nach der langen Reise schon wieder aufs Pferd musste. Sie war eine ängstliche Reiterin, und Gisela konnte nicht im Galopp über die Felder sprengen, wie sie es gewohnt war.
    Immerhin folgten sie einem Weg zum Rhein hinunter und sahen den Goldwäschern zu. Gisela schenkte ihren Kindern ein paar Münzen, deren Wert den Tagesverdienst der Eltern sicher um ein Mehrfaches überstieg. Es gab Gold im Rhein, aber nur wenig. Lediglich die Ärmsten der Armen verbrachten ihre Tage mit der Pfanne am Rand des reißenden Flusses, in der Hoffnung, ein paar kärgliche Körnchen aus dem Sand zu waschen.
    Den Bauern, die eben ihre Felder bestellten und ehrerbietig grüßten, ging es zweifellos besser, aber auch sie wirkten nicht gerade wohlgenährt. Viele zogen und schoben den Pflug nur mit Mühe durch die trockene Erde. Die letzte Ernte war nicht gut gewesen, und dieses Jahr herrschte schon wieder Dürre. Was für Gisela und ihre Ritter das ideale Reisewetter gewesen war, bereitete den Bauern Verdruss. Giselas Vater war ein harter Herr. Er verlangte seinen Pachtzins, auch wenn die Felder nur kärglichen Ertrag brachten.
    Gisela und Dimma ritten im weiten Bogen um die Burg herum und erreichten schließlich die Pferdeschwemme und die Übungsplätze der Ritter. Friedrich von Bärbach führte keinen großen Hof. Er hatte ein paar Lehen vergeben, derenInhaber ihm im Fall einer Fehde Hilfe leisten und auch einige Dutzend waffenfähige Männer stellen mussten. Außerdem gewährte er immer ein paar Fahrenden Rittern auf der Burg Obdach, obwohl er sie nicht wirklich brauchte. Die Herrschaft derer von Bärbach war kaum bedroht. Giselas Vater lebte mit seinen Nachbarn in Frieden – und seine Tochter stellte nun ein weiteres Pfand dafür dar, dass es so blieb.
    Das Land Odwin von Guntheims grenzte an das der Bärbachs, und obwohl der Bärbacher und der Guntheimer Freunde waren, gab es doch ein paar Morgen Grenzland, deren Besitz umstritten war. Zweifellos wanderten diese ziemlich steinigen und nicht sehr wertvollen Äcker samt dem zugehörigen armseligen Dorf nun als Giselas Mitgift nach Guntheim. Die preiswerteste Möglichkeit für den Bärbacher, seine Tochter zu verheiraten, und obendrein eine Maßnahme zur Beilegung eines alten, schwelenden Konflikts.
    Auf den Übungsplätzen unterhalb der Burg tummelten sich nur wenige Ritter. Das Schauspiel, das sie boten, war nicht zu vergleichen mit dem in Meißen. Gisela und ihre Freundinnen hatten dort stundenlang bei den Kampfspielen ihrer zahlreichen Favoriten zugesehen und mit ihnen gezittert. Hier dagegen triezte nur ein älterer Ritter Giselas jüngere Brüder sowie den kräftigen, aber ungeschickten Knappen, dem sie bei der Begrüßung ihres

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