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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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aufstecken durfte. Für Gisela war es ein großes Privileg, dass Frau Jutta sie ihr zeitweilig abtrat.
    »Was bist du dann? Nun zier dich nicht und setz dich in Bewegung. Meine Herrin ist müde nach dem langen Ritt – ach ja, du kannst ihr auch ein Bad bereiten. Habt ihr Frauenbäder hier oder müssen wir einen Zuber füllen? Lass auf jeden Fall Wasser erwärmen und bringt als Erstes diese Truhe dort mit hinauf. Sie enthält duftende Essenzen, die meine Herrin erfrischen werden.«
    Dimmas blaue, tief in den Höhlen liegende Augen blitzten herrisch. Das Gesicht der Dienerin war von Runzeln durchzogen, aber sie verfügte über die Energie einer Amazone.
    Margreth gehorchte schließlich unwillig und schickte Rupert und einen anderen Knecht mit der schweren Truhe die Stiegen hinauf in die beheizbaren Kammern der Damen. Der Junge hatte sich um diesen Dienst gerissen und wurde dafür mit einem weiteren Blick in Giselas klare grüne Augen und diesmal auch auf ihre schlanke Gestalt belohnt. Das Mädchen hatte den Reiseumhang und das schwere Obergewand abgelegt und saß nun in einem lichtgrünen Seidenunterkleid am Feuer, während Dimma ihm das Haar bürstete. Rupert konnte sich nicht sattsehen an der goldenen Flut, die über Giselas Rücken fiel.
    Schließlich fiel es sogar Dimma auf, dass er länger als nötig in der Kammer verharrte. »Ist noch was?«, fragte sie unfreundlich.
    Rupert gab einen erstickten Laut von sich, aber Gisela hob den Blick und lächelte. »Sei nicht so streng, Dimma, der Junge und ich sind alte Freunde. Wir haben als Kinder miteinander gespielt – ich hab ihn vergöttert, Dimma!« Sie lachte Rupert verschwörerisch zu. »Und nun sucht er sicher nach den rechten Worten für ein Willkommen. Du freust dich doch, mich zu sehen, Rupert, nicht wahr?« Gisela lächelte huldvoll. »Und du sollst auch ein Geschenk erhalten. Warte …«
    Das Mädchen stand auf und ging durch die Kammer – für Rupert war es vergleichbar mit dem Schweben eines Engels. Es suchte kurz in der Truhe und förderte eine schlichte, aber hübsch gearbeitete Fibel aus Bronze hervor, die es dem Knecht überreichte. Für einen Ritter ziemlich wertloser Tand, aber für den Pferdeburschen ein Schmuckstück.
    »Das kannst du zu deinem Sonntagsrock tragen, und jedes Mädchen im Dorf wird dich umgarnen, in der Hoffnung, dass du es ihr zur Hochzeit zum Geschenk machst!«
    Rupert stammelte einen Dank. Er wusste später nicht, wie er aus der Kemenate zurück in die Ställe gekommen war. Aber sein Leben lang erinnerte er sich an das Gefühl, das ihn beherrschte. Es glich einem Vollrausch – und stürmischer, jubelnder Freude.
     
    Am Hofe von Giselas Vater war es nicht üblich, dass die Frauen den Rittern an der abendlichen Tafel Gesellschaft leisteten. Dafür gab es einfach zu wenige Frauen. Gisela war das einzige Mädchen von Stand. So trug man ihr das Essen in ihrer Kemenate auf, und sie traf an diesem Abend weder ihren Vater noch die Ritter ihrer Eskorte und erst recht nicht ihren Bräutigam.
    Das Mädchen vermutete, dass er noch gar nicht auf der Burg weilte. Man würde ihn erst von ihrer Ankunft benachrichtigen müssen. Gisela malte sich genüsslich aus, wie er daraufhin sofort in den Stall stürzte, sein Pferd sattelte und zur Burg ihres Vaters sprengte. Sie würde ihn vom Fenster ihrer Kemenate aus kommen sehen und sich auf den ersten Blick in ihn verlieben. Und er würde errötend vor ihr niederknien und sie als Frau seines Herzens willkommen heißen.
    Vorerst hieß es jedoch Abschied nehmen. Die Ritter von Giselas Eskorte machten sich gleich am nächsten Tag wieder auf den Weg nach Meißen. Dimma allerdings bat, noch ein wenig bleiben zu dürfen.
    »Es geht nicht an, Fräulein, dass Ihr hier allein unter denRittern bleibt, nur umsorgt von dieser Vettel, die jeden Handschlag scheut und sich für etwas Besseres hält! Sie mag ja Eure Amme gewesen sein, aber sie beträgt sich nicht wie eine Ziehmutter, und sie hat die Umgangsformen eines Kuhbauern! Ich bin sicher, die Herrin Jutta gewährt mir Urlaub, bis man Euch verheiratet und in hoffentlich bequemere Quartiere und unter die Obhut geschulterer Dienerschaft überführt hat!«
    Gisela lachte über die Bedenken der alten Kammerfrau. »Du sprichst von mir, als sei ich eine edle Zuchtstute!«, neckte sie Dimma. »Dabei käme ich durchaus allein zurecht. Aber ich widerspreche dir nicht. Ich weiß, das wagt nicht mal Frau Jutta! Und keine wird mir den Brautkranz schöner ins Haar flechten

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