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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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heiraten einen Zunftmeister und beerben ihn, dann können sie sein Geschäft weiterführen. Ein hergelaufenes Mädel ohne Namen jedoch … Vergesst es, Gisela!«
    Gisela kaute auf ihrer Lippe. »Wer sollte mich denn entführen?«, erkundigte sie sich.
    Die Kammerfrau zuckte die Achseln. »Irgendein Ritter. Ihr seid doch ein hübsches Kind, Gisela, Ihr könnt jedem den Kopf verdrehen. Aber ich warne Euch, mit einem Fahrenden Ritter als Gatten seid Ihr kaum besser dran als allein!«
    »Kann so einer mich denn überhaupt heiraten?«, erkundigte sich Gisela.
    Sie dachte an Guido de Valverde. Aber der Ritter war wieder weit weg.
    »Wer sollte ihn davon abhalten?«, fragte Dimma. »Wenn er von Adel ist und mit Euch die Ehe vollzieht … Ihr könnt Euch am nächsten Hof Eide schwören. Sogar an dem Eures Vaters. Der ist doch froh, wenn er Euch nicht entehrt, sondern nur als Frau eines Habenichts wiederbekommt. Wobei es natürlich vorkommt, dass ein Vater den Habenichts fordert und gleich nach der Hochzeit erschlägt. Wenn Euch so geschähe, wäret Ihr Witwe, und Euer Vater könnte Euch wieder verheiraten.«
    Gisela zupfte an den Bändern ihres Seidenhemdes. »Da beißt sich die Katze in den Schwanz«, murmelte sie.
    Dimma musste lächeln. Zumindest schien ihr Schützlingden Humor nicht zu verlieren. Dieses Mädchen war so tapfer! Wenn es nur etwas gäbe, das ihm helfen könnte.
    »Aber wenn Ihr nun … nicht mit einem Habenichts durchginget …«, Dimma überlegte, und plötzlich zog ein Lächeln über ihr faltiges Gesicht – sie hatte die Lösung, aber sie würde Gisela nicht gefallen, »… sondern mit einem Erben. Einem Knappen vielleicht …«
    Gisela runzelte die Stirn. Am Minnehof zu Meißen hätten sich ihr da einige Möglichkeiten aufgetan. Aber hier …
    »Du … du meinst doch nicht …?«
    »Doch!«, sagte Dimma bestimmt. »Ich meine Wolfram von Guntheim. Damit würdet Ihr nicht mal die Ehre Eures Vaters sonderlich beschmutzen. Der mag zwar schon überall verkündet haben, dass er Euch nach Guntheim verheiratet, aber ob an den Vater oder den Sohn – wen schert’s? Und der alte Guntheimer wird seinen einzigen Erben auch nicht fordern. Die alten Kerle – verzeiht meine Wortwahl, Kind – werden mit den Zähnen knirschen, aber dann die Verbindung segnen.«
    Vorerst knirschte Gisela mit den Zähnen. Aber in der Nacht durchdachte sie Dimmas Vorschlag. Die Kammerfrau hatte recht: Die einzige ehrenhafte Lösung war eine Verbindung mit Wolfram von Guntheim. Sie musste den jungen Knappen verführen und dann mit ihm fliehen. Wobei sie nicht daran zweifelte, dass die Männer ihres Vaters sie nach ein oder zwei Tagen einholen würden. Aber dann wäre es zu spät …
    Gisela hatte die Wahl: den Vater oder den Sohn. Den Haudegen oder den Weichling …
    Nach einer durchwachten Nacht entschied sie sich schweren Herzens für Letzteren.

Kapitel 7

    Armand de Landes fror so jämmerlich, wie er bislang nie gefroren hatte. Er hatte so manche Nacht in der Wüste verbracht, nur in seinen Mantel gehüllt, und es war kalt gewesen. Aber das war kein Vergleich zu den Alpen – auf den Passstraßen lag selbst jetzt im Frühjahr noch Schnee! Zudem kämpfte Armand mit der niederschmetternden Erkenntnis, sich vor jedem Schritt seines Pferdes zu fürchten. Der junge Ritter war eindeutig nicht schwindelfrei, obwohl sein kräftiges Saumpferd keine falsche Bewegung machte.
    Der Bergführer, ein sorgloser junger Italiener namens Gianni, hatte ihm versichert, das Tier habe den Pass schon mehr als zehnmal überquert. Aber Armand konnte die atemberaubenden Ausblicke in tiefe Täler und hinauf zu gewaltigen, schneebedeckten Gipfeln dennoch nicht genießen. Wenn der Weg an einem Abgrund entlangführte, wurde ihm regelrecht übel. Die Schmach war umso schlimmer, da zu seiner Reisegruppe eine Dame mit ihren Kammerfrauen gehörte.
    Fiorina d’Abruzzo zeigte keinerlei Schwäche. Die junge Frau zog als Pilgerin nach Köln, um Abbitte für einen falschen Schwur zu leisten, den ihr der Vater auf dem Totenbett abverlangt hatte. Der Alte war Kreuzfahrer gewesen und mochte im Heiligen Land so manche Übeltat begangen haben. Auf jeden Fall bereute er und versprach Gott als Sühne die Hand seiner Tochter. Fiorina und ihre Mitgift sollten einem Kloster zukommen. Das Mädchen setzte sich allerdings darüber hinweg, heiratete einen Fahrenden Ritter und lebte nun glücklich mit ihm auf den Ländereien seines Vaters. Armand fragte sich, wie es seinen Vormund dazu

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