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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Spanien oder England führen. Mit einer baldigen Heimkehr rechnete er nicht.
    Er trat durch das Severinstor und lächelte, als die eifrige Fiorina ihm nachrief, dass die zwölf Kölner Tore an das himmlische Jerusalem erinnern sollten. Gleich stand Armand auf dem ersten Markt mit dem üblichen Lärm, den vielfältigen Gerüchen, Gauklern, Musikern und Taschendieben. Besonders heilig erschien Sancta Colonia, wie die Stadt seit dem vergangenen Jahrhundert genannt wurde, ihm nicht.
    Armand fragte zunächst nach der Residenz des Erzbischofs und wurde dort gastfreundlich aufgenommen. Der Reliquie, die den Vorwand für seine Reise bildete, wurde dagegen kaum Aufmerksamkeit zuteil. Ein Sekretär des Metropoliten nahm sie in Empfang und ließ Armand wissen, dass der Splitter des Abendmahltisches als Geschenk für einen Amtsbruder gedacht war. Armand wunderte das nicht. Wer sollte schließlich vor dem Splitter eines Tisches beten, wenn zwei Schreine weiter die Gebeine der Heiligen Drei Könige ruhten? Köln war reich an Reliquien, es brauchte sich nicht mit Zweitklassigem zufriedenzugeben.
    Allerdings galt Erzbischof Dietrich von Hengebach alsenger Freund des Großkomturs der Templer. Guillaume de Chartres mochte seine Gedanken und Befürchtungen mit ihm geteilt und ihm seinen Boten avisiert haben. Dennoch war Armand überrascht, dass ihn der Kirchenfürst nicht nur persönlich empfing, sondern ihm sogar die Einladung zu einem gemeinsamen Abendessen nach der Vesper überbringen ließ – einem Essen, nicht einem Bankett. Ob der Kölner Oberhirte tatsächlich allein mit einem Knappen der Templer zu speisen gedachte?
    Armand strich noch ein bisschen durch die Stadt, wobei ihm diesmal weniger die Bettelmönche als eine Gruppe aufgeregter Kinder und Heranwachsender auffiel. Sie schienen zum Dom zu streben, und sie lachten und schwatzten, als erwarte sie dort ein Abenteuer. Armand war nah daran, sich ihnen anzuschließen, aber dann suchte er doch lieber eine Herberge auf, um sich für den Besuch beim Erzbischof frisch zu machen. Es erweckte sicher keinen guten Eindruck, dem Kirchenfürsten in staubiger Reisekleidung entgegenzutreten.
    Armand fragte nach einem öffentlichen Badehaus, säuberte sich und kleidete sich dann in ein schlichtes, aber gut gearbeitetes Gewand aus grauem Tuch – sowohl einem Ritter angemessen als auch einem Gelehrten, allerdings kaum geeignet für ein Fest.
    Die Wahl erwies sich zum Glück als völlig richtig. Tatsächlich empfing der Erzbischof den jungen Mann allein in seinen Privaträumen, und das Mahl war schlicht. Brot, Käse, kalter Braten – aber in den Pokalen schimmerte edelster Wein. Der Sekretär des Oberhirten schenkte seinem Herrn und dessen Besucher ein, dann zog er sich zurück.
    Der Erzbischof, ein hochgewachsener, blonder Mann in mittleren Jahren, dessen edles Gesicht von klugen blauen Augen beherrscht wurde, reichte Armand die Hand zum Kuss. Der junge Templer erwies dem Bischofsring seine Ehrerbietung und beugte die Knie vor dem Träger. Der Bischof half ihm auf.
    »Nehmt nur Platz, mein Freund, ergeht Euch nicht in Förmlichkeiten. Ich habe absichtlich kein großes Essen anrichten lassen, um uns Köche und Truchsesse vom Hals zu halten. Ich stehe mehr und mehr unter Beobachtung. Mein Mainzer Amtsbruder betreibt meine Absetzung. Natürlich im Auftrag des Papstes – anscheinend unterstütze ich seine Ziele nicht genug. Aber das soll Euch nicht anfechten. Ich weiß, in welchem Auftrag Ihr unterwegs seid. Und ich glaube, es geht tatsächlich etwas vor!«
    Armand merkte auf. »Was meint Ihr, Ehrwürdiger Vater?«, erkundigte er sich.
    Der Erzbischof zuckte die Schultern. »Im Grunde geht es mir wie Eurem Großkomtur – ich kann die Hintergründe nicht ausmachen. Aber Tatsache ist, dass sich etwas formiert, und es beginnt hier in Köln. So etwas wie … ein neuer Kreuzzug!«
     
    Das Leben in Köln regte sich beim ersten Hahnenschrei, aber Armand glaubte nicht, dass der Knabe Nikolaus schon so früh am Morgen predigen würde. Die morgendlichen Messen wurden vor allem von frommen Handwerkern, Geschäftsleuten und Frauen besucht – junge Menschen waren um diese Zeit noch wenig auf den Straßen. Natürlich abgesehen von Bettlern jeden Alters. Die lungerten auch schon auf den Plätzen herum, wenn die Bürger zur Arbeit gingen.
    Jetzt jedoch, da die Sonne höher am Himmel stand, die Märkte gut besucht waren und die ersten Schänken öffneten, bemerkte Armand wieder die eifrigen Gruppen von

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