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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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gebrachthatte, diese Ehe abzusegnen. Aber wahrscheinlich war da ein Teil der Mitgift in die Taschen irgendeines Onkels oder Neffen gewandert, der das Geld bei sich besser aufgehoben sah als in den Schatzkammern eines Klosters.
    Nun jedoch schlug Fiorina das Gewissen, und sie hatte sich auf eine Pilgerfahrt begeben.
    »Das Heilige Land wäre natürlich besser, oder wenigstens Santiago de Compostela«, bemerkte sie. »Aber das schaffe ich nicht bis zur Geburt unseres Kindes, und mein Vater wollte bestimmt nicht, dass mein Sohn irgendwo unterwegs zur Welt kommt, statt auf der Burg seiner Väter.« Sie zwinkerte Armand lächelnd zu.
    Fiorina d’Abruzzo war ebenso hübsch wie couragiert. Unter ihrem strengen Gebende blitzten manchmal schwarze Haarsträhnen hervor, ihre Augen schimmerten bernsteinfarben, und sie schien jeden Zoll der Reise zu genießen. Armand hielt es für unwahrscheinlich, dass Gott ihr dies als Buße durchgehen ließ, aber ihm sollte es egal sein. Fiorina war auf jeden Fall eine angenehme Begleiterin, die ihre Reise umsichtig plante.
    Gianni führte ihre Gruppe über den Brenner und nicht die kürzere Strecke über den Mont Cenis oder gar den Gotthardpass. Der umtriebige Führer versicherte der Signora, auf diesem Weg noch nie Mensch oder Tier verloren zu haben.
    »Die Pfade sind breit genug und die Aufstiege nicht zu steil«, behauptete er. »Das hier haben schon die Römer befestigt. Da und dort ist sicher einmal etwas weggebrochen, aber …«
    Armand durfte gar nicht daran denken, wie gefährlich andere Pässe sein mussten, wenn man die Serpentinen und Abhänge, über die Gianni sie lotste, schon als leicht zu bewältigen bezeichnete.
    Der junge Bergführer hielt jedoch sein Versprechen: Als die Gruppe nach etlichen strapaziösen Tagen Innsbruck erreichte, waren alle in bester Verfassung. Frau Fiorina entlohnteden Mann, und beim anschließenden Pferdekauf konnte nun endlich Armand nützlich sein. Er wählte schöne, kräftige Pferde für die Reise ins Rheinland, Zelter für Fiorina und ihre Frauen und drei stämmige Wallache für die anderen, männlichen Pilger. Er selbst lieh sich ein Pferd – in Basel würden die Templer ihm ein angemessenes Reittier stellen.
    Die Gesellschaft erreichte die Stadt am Rheinknie auch bald. Fiorina betete in der wunderschönen Kathedrale, Armand verbrachte die Nacht in der Komturei der Tempelritter. Neuigkeiten waren dort allerdings nicht zu erfahren. König Friedrich hielt sich in Sizilien auf, und der erneute Kreuzzugsaufruf des Papstes war weitgehend ungehört verhallt.
    »Alles ruhig«, fasste der Komtur zusammen und nahm Armands Brief an Guillaume de Chartres entgegen. Armand berichtete darin über den Piratenüberfall und seine Bekanntschaft mit dem Sarazenenprinzen. Ansonsten hatte auch er nichts zu erzählen.
     
    Von Basel aus brauchten die Reisenden nur dem Rhein zu folgen, um Köln zu erreichen. Die Pilger übernachteten meist in den Gästehäusern der am Weg liegenden Klöster, Armand schloss sich ihnen in der Regel an. Wenn sie allerdings in der Nähe größerer Städte rasteten, suchte er auch gern Herbergen und Schänken auf, um seinem mysteriösen Auftrag gerecht zu werden. Wenn man von der Häufung der Bettelmönche in den Straßen absah, vermerkte er keine Besonderheiten.
    »Minoriten!«, stöhnte der Abt eines Klosters am Rhein, den er darauf ansprach. »Sie predigen die Armut und ein einfaches Leben, den Sieg der Unschuld über den Unglauben, den des Friedens über den Krieg. Eigentlich ist dagegen nichts einzuwenden, aber die Leute laufen ihnen in Scharen zu, und sie kassieren viele der Almosen, die wir dringend nötig hätten.«
    Das Kloster des Abtes unterhielt eine große Krankenstation und ein Siechenhaus. Die Mönche taten zweifellos Gutesund konnten auf keinen Pfennig verzichten. Armand entrichtete eine großzügige Spende, als er sie verließ, und Fiorina desgleichen.
    Der Reisegruppe kam das anhaltend trockene Wetter zugute, und die Pilger frohlockten, dass ihre Fahrt unter einem so glücklichen Stern stand. Tatsächlich erreichten sie bald die Rheinlande und passierten Worms und Mainz. An der Kölner Stadtmauer, einem gewaltigen Bau mit zwölf Toren und der weitesten Ausdehnung im Deutschen Reich, trennte sich Armand von den anderen.
    »Vielleicht könnt Ihr ja mit uns zurückreisen«, schlug Fiorina vor, die den Abschied bedauerte.
    Armand bezweifelte das allerdings. Sein Auftrag mochte ihn weiter nach Frankreich, vielleicht gar nach

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