Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einaeugige Henker

Der einaeugige Henker

Titel: Der einaeugige Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
Vom Netzwerk:
in den Sinn. Aber sie fühlte sich nicht für sie verantwortlich. Sie wollte auch keine Polizei rufen, sondern erst mal vergessen.
    Nur war das nicht zu schaffen, denn da gab es jemanden, der ihr unablässig im Kopf herumspukte.
    Der Henker!
    Die unheimliche Gestalt mit dem Schwert, die sie vor einer weiteren Vergewaltigung gerettet hatte. Sie konnte diesen Henker nicht einordnen, sie wusste nur, dass sie ihm dankbar sein musste und sich vor ihm auch nicht zu fürchten brauchte.
    Dort, wo sie wohnte, gab es für den Wagen keinen Parkplatz. Das war für Reni Long normalerweise kein Problem, denn sie selbst besaß kein Auto. Zwar konnte sie fahren, und wenn sie einen Wagen brauchte, dann benutzte sie das Carsharing, aber die Suche nach einem Parkplatz war damit nicht verbunden.
    Jetzt suchte sie einen Parkplatz, und sie fand eine Stellfläche. Sie befand sich neben einer Plakatwand. Das war zwar nicht optimal, aber in diesem Fall war es ihr egal.
    Den Weg bis zu ihrer Wohnung konnte sie bequem zu Fuß zurücklegen. Dass sie überall Fingerabdrücke hinterlassen hatte, war ihr egal. Danach würde niemand den Wagen untersuchen, wenn er denn zu auffällig geworden war. Außerdem waren ihre Prints nicht registriert.
    Reni Long ging recht schnell. Die Hände hatte sie in den Taschen vergraben. Sie schaute immer wieder nach rechts und links, weil sie einen plötzlichen Angriff erwartete. Aber der erfolgte nicht. Sie war allein. Es gab die Vergewaltiger nicht mehr. Sie waren durch den Henker ausgelöscht worden.
    Zielstrebig marschierte sie jetzt in Richtung ihrer Wohnung, die sich in einem Hinterhaus befand. Es war ein Anbau, der einen Teil einer Hoffläche einnahm.
    Man musste durch eine Einfahrt gehen, um zu ihm zu gelangen. Das war tagsüber kein Problem. In der Dunkelheit schon. Da fürchtete sie sich auch als Anwohnerin immer.
    Passiert war ihr noch nichts, und auch jetzt tauchte sie in die Einfahrt ein, ohne dass es Probleme für sie gab. Alles klappte wunderbar, und auch am Ende der Einfahrt wartete niemand auf sie.
    Zwar war es längst dunkel geworden, aber von einer tiefen Nacht konnte man nicht sprechen. Es war noch immer Abend. Ein paar Lichtfinger stachen durch die Dunkelheit. Die Helligkeit stammte aus den Fenstern, die sich auch hier hinten über vier Stockwerke in die Höhe zogen.
    Die Haustür war nicht geschlossen. Irgendjemand hatte einen kleinen Tannenbaum auf den Regenschutz über der Tür gestellt. An ihm brannten noch einige Lichter. Die anderen künstlichen Kerzen waren aus.
    Im Eingang hockten drei Jugendliche. Zwei von ihnen qualmten. Sie wohnten hier im Haus, Reni kannte ihre Eltern, die froh waren, sich eine Wohnung leisten zu können.
    »Hi«, sagte Reni.
    Die Pickeltypen lachten.
    »Was ist?«
    »Da wartet einer auf dich.«
    »Ach, und wo?«
    »Auf der Treppe vor deiner Wohnung.«
    Ihr Herz schlug schneller. Für einen Moment bekam sie weiche Knie, und schlimme Gedanken huschten durch ihren Kopf. Aber sie riss sich zusammen, denn sie wollte nicht, dass die Jungen etwas merkten.
    So gleichgültig wie möglich fragte sie: »Wie sieht der Mann denn aus?«
    »Das ist so ein Karottenkopf.«
    »Wie?«
    »Rote Haare.«
    »Ach so, ja. Danke, den kenne ich. Ist ein Kumpel von mir. Der kommt auch aus Deutschland.«
    »Der wartet eben.«
    »Danke.« Sie war erleichtert und drückte sich an den Jugendlichen vorbei. Das Schlimmste war nicht eingetroffen, und eigentlich zählte nur das.
    Sie musste zwei Etagen hoch gehen. Dort lag ihre Wohnung. Auf dem letzten Treppenabsatz hockte tatsächlich jemand, der sie angrinste und sagte: »Da bist du ja.«
    Reni blieb stehen. »Du, Sören?«
    »Ja. Wer sonst? Oder kennst du einen anderen Typen mit dem ungewöhnlichen Namen?«
    »Nein, keinen Sören Pfeiffer.«
    »Siehst du!«
    »Und was willst du hier?«
    »Dich besuchen.«
    »Okay, komm rein.«
    »Danke.« Sören, der junge Mann mit den roten Haaren schnappte seinen Rucksack, behielt ihn in der Hand und wartete, bis Reni Long die Tür aufgeschlossen hatte.
    Sören war ein guter Freund. Eine Affäre hatte sie mit ihm nicht gehabt. Sie verstanden sich gut, zudem stammte Sören auch aus Deutschland. Er hatte hier einen Job gefunden und arbeitete bei einem Installateur. Da er gut war und viele Überstunden machte, konnte er sich auch eine kleine Wohnung in der Stadt leisten.
    Irgendwie war sie froh, dass sie ihn hier getroffen hatte. Das lenkte sie von dem ab, was hinter ihr lag.
    Nach ihr betrat er die kleine Wohnung.

Weitere Kostenlose Bücher