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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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wäre zu schön gewesen. Später, als er schon älter war, da hat er ein wenig angesetzt. Vorher hat er mir besser gefallen. Aber seine Musik ist immer gleich gut geblieben, sie ist anders geworden mit der Zeit, aber immer gut. Und seine Stimme … ach … ich brauche nur die Augen schließen …
    Und jetzt will ich hier mal ein paar Komplimente verteilen. Gut, der Sänger ist natürlich nicht Johnny, das ist auch nicht möglich, und er ist ja auch noch so jung! Wie alt wird er wohl sein? Neunzehn? Achtzehn? (Regina schweigt, grinst dafür und nickt bestätigend, wobei ihr Blick ständig zwischen der Kamera und ihrer Freundin hin und her wandert.)
    Ich finde das richtig gut, was er da macht, auch wenn er noch so grün hinter den Ohren ist. Ich finde es überhaupt gut, dass er Johnny Cash singt. Mein Sohn, der findet mich ja deshalb völlig peinlich, der würde nie ein Lied von dem singen, nicht mal für mich zum Geburtstag. Also, was ich sagen will, ist, dass der Sänger meinen Respekt verdient, ehrlich. Und das sage ich nicht, weil ich betrunken bin …
    Jetzt sehen sich die beiden Freundinnen an und brechen in lautes Gelächter aus. Ich muss grinsen und warte, ob da noch was kommt, aber die beiden kriegen sich nicht mehr ein, also bedanke ich mich und verlasse die überfüllte Toilette.
    Ecki hat alle Fenster zum Lüften aufgerissen und die Band lungert an der Bar rum, umringt von ein paar älteren Männern, die auf sie einreden und ihnen dabei kräftig auf die Schultern klopfen. Milo wirkt angespannt, aber es könnte auch einfach die Anstrengung des Auftritts sein. Ich kann mir nur schlecht vorstellen, wie es sich anfühlt, so frisch von der Bühne runter zu sein. Ich nicke ihm im Vorbeilaufen zu, ganz unverfänglich, es könnte auch ein freundschaftliches Nicken sein, ein geschäftliches, wie es sich für ein Filmmädchen gehört. Er lächelt mich an. Ich halte Ausschau nach den anderen, Edgar, Linda, den Techniker-Jungs, kann aber niemanden entdecken. In einer Ecke liegen noch ihre ganzen Klamotten, sie können also nicht weit sein.
    Auf dem Weg nach draußen entschließe ich mich dann aber doch, auf mein Zimmer zu verschwinden, um kurz zu verschnaufen, vielleicht ein paar Minuten die Beine hochzulegen. Ich kehre um und laufe die Treppe zu den Zimmern hoch. Mit einem Mal merke ich, dass ich wirklich fertig bin, unglaublich müde und erschöpft. Mein Magen knurrt ordentlich. Wann habe ich das letzte Mal was gegessen? Am Ende des Flurs steht ein Snackautomat. Ich werfe einen Euro rein und ziehe mit ein Päckchen M&M’s raus. Ich reiße gierig das Tütchen auf und schütte den gesamten Inhalt in meinen Mund. Jetzt sehe ich bestimmt aus wie ein Hamster. So wie Milo, wenn er in seine Mundharmonika pustet.
    Im Zimmer ist es dunkel, ich schalte nur das kleine Nachttischlämpchen an und werfe mich mit einem lauten Stöhnen ins Bett. Um meine Eltern anzurufen, ist es jetzt schon zu spät, das werde ich morgen erledigen. Der regelmäßige Statusbericht war unser Deal gewesen, sonst hätten sie mich gar nicht fahren lassen. Als meine Eltern vor einer Weile auf den Malediven waren, bin ich heimlich für zwei Wochen zu Jeffer gezogen, habe die Schule geschwänzt und mich überhaupt so verhalten wie eigentlich nie. Ich habe ihnen schließlich alles gebeichtet und deshalb, schätze ich, sind sie immer noch misstrauisch. Ich bin umso dankbarer, dass sie mich haben mitfahren lassen, und möchte mich an unsere Abmachung halten. Doch jetzt schlafen sie bestimmt schon, dafür kann ich Maja mal anrufen, die ist immer wach.
    »Hey, du!«, schreit sie in den Hörer, und da ist laute Musik im Hintergrund zu hören.
    »Störe ich?« Ich ziehe mir die Decke über die Beine.
    »Waaaas?«
    »Ist es gerade schlecht?«, versuche ich etwas lauter.
    »Nö! Was machst du gerade?«
    »Ich bin hundemüde und liege im Bett«, gebe ich zu.
    »Ja! Du und der Rock’n’Roll – ihr wart noch nie beste Freunde.« Sie lacht.
    »Das stimmt.«
    »Waaaas?«
    »Das stimmt! Was machst du gerade?« Ich rolle das Kissen zusammen und schiebe es mir unter den Kopf.
    »Mann, hier ist ständig Party! Ich dachte, ich arbeite mal ein bisschen, aber hier ist arbeiten Party! Scheiße!« Es rumpelt im Hörer.
    »Maja?«
    »Ja, sorry, mein Handy … diese beknackten Drinks zu mixen, ist nicht so einfach. Weißt du, die reden hier alle Englisch oder sonstwelche Sprachen, kommen aus der ganzen Welt hierher. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Hört sich gut an.« Die

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