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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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Mann, ich bin einfach in die Bahn gestiegen und ehe ich wusste, was ich da tue, nahm ich den Bus in deine Richtung.« Er senkt den Blick Richtung Boden.
    »Ich …« Das ist das einzige Jämmerliche, was ich rausbringe, dann versagt meine Stimme.
    »Tut mir echt leid, ich wollte dich nicht überrumpeln. Können wir … hast du vielleicht ein wenig Zeit?«
    Oh Gott, das Treffen mit Milo. »Eigentlich habe ich keine Zeit. Ich muss noch wohin.« Meine Stimme ist zittrig. Warum passieren einem solche Dinge im Leben? »Ich … na ja, eine halbe Stunde geht vielleicht«, räuspere ich mich und mein Herzschlag beruhigt sich allmählich.
    »Cool!« Jeffer lächelt erleichtert, glücklich. Das habe ich wirklich vermisst. »Wollen wir vielleicht ein Stück spazieren gehen?«, schlägt er vor.
    Ich nicke vorsichtig, doch als er nach meiner Hand greift, ziehe ich sie hastig weg.
    »Sorry«, murmelt er und senkt den Blick.
    Wir laufen los. Ich sehe auf meine Füße runter und versuche, das Chaos zu ordnen. Als wäre es nicht genug, dass ich mich heute mit Milo treffe!
    Ich atme durch, ist jetzt nicht mehr zu ändern.
    Der warme Wind streichelt mein Gesicht. Ich traue mich, Jeffer von der Seite anzusehen.
    Er kreuzt meine Blick und lächelt. »Du siehst gut aus.«
    »Danke.«
    »Wenn es dir lieber ist, dass wir uns ein anderes Mal unterhalten …«
    »Wo warst du?«, unterbreche ich ihn.
    »Wow. Puh. Ich … bin durch die Gegend getingelt. Ich war zuerst an der Ostsee, zurück in dem Haus, weißt du noch? Ich dachte, es ließe sich da vielleicht noch was machen, aber das war bloß Wunschdenken. Ich habe am Strand geschlafen und einen alten Fischer kennengelernt. Der hat mich auf seinem Boot mitgenommen. Er hat mir gezeigt, wie man Fische fängt. Ich habe paar Tage am Zuckerwatte-Stand gearbeitet, dann bin ich weiter nach Kopenhagen, keine Ahnung wieso. Die sind da oben so unglaublich entspannt! Das müsstest du sehen. Ich habe in einer Kneipe als Aushilfe gejobbt und bei einem Auftritt die zweite Gitarre gespielt. Es war cool. Ich glaube, es lohnt sich, die Welt anzusehen.«
    »Du bist einfach abgehauen.« Ich will ihm keine Vorwürfe machen, ich will es bloß verstehen.
    »Das stimmt«, gibt er zu.
    »Und jetzt bist du wieder hier?«
    »Erst mal schon.«
    Wir bleiben stehen und ich sehe ihm ins Gesicht. »Ich freue mich, dich zu sehen, ehrlich. Aber es reißt auch wieder ganz schön was auf.«
    »Ich habe oft an dich gedacht, Frieda. Wir waren kein Paar.« Er lehnt sich an eine Hausmauer und geht in die Hocke.
    »Stimmt, waren wir nicht. Dein Abgang hat mich trotzdem verletzt. Ich habe mir das vielleicht eingebildet, aber ich hatte den Eindruck, wir waren mehr als ein Paar.« Ich setze mich ebenfalls auf den Bürgersteig. Ich bin erstaunt, wie einfach es plötzlich ist, ganz ehrlich mit Jeffer zu reden. Als wäre er nie weg gewesen, als wäre unsere Verbindung immer noch da.
    »Was ist mehr als ein Paar?« Er legt seinen Kopf schräg.
    Ich zucke mit den Schultern. »Weiß nicht. Ich habe mir lange darüber den Kopf zerbrochen.«
    »Vielleicht können wir das zusammen rausfinden?« Jetzt macht er wieder einen Versuch, nach meiner Hand zu greifen.
    Diesmal ziehe ich sie nicht weg und fühle seine warmen Finger an meinen kalten. Ich schüttle den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird.«
    »Okay. Ist ja auch ein bisschen viel auf einmal. Schlaf drüber ein paar Nächte lang. Ich muss mir hier eine Wohnung suchen, meine alte ist wieder vermietet. Vielleicht kann ich heute bei Edgar pennen.«
    »Bestimmt. Er wird sich freuen.« Ich schiele unauffällig auf die Uhr.
    »Du musst weg, stimmt’s?« Er steht auf und hilft mir hoch.
    Wir treten den Rückweg an. Es fühlt sich gut an, neben Jeffer zu laufen, so als wäre er niemals weg gewesen. Ich habe mir das manchmal vorgestellt, wie es werden würde, wenn wir uns wiedersehen. Ich dachte, es wäre verkrampfter. Aber diese Vertrautheit, die damals zwischen uns entstanden ist, sie ist immer noch da. Einfach so.
    »Wirst du darüber nachdenken?«, fragt er und streift mit seinem Arm den meinen.
    Ich zögere, weil ich gar nicht richtig weiß, was er jetzt eigentlich von mir will. Aber auch das war schon immer so. Ich wusste es nie. »Ich werde nachdenken. Über alles. Es ist bloß komplizierter, als du vielleicht denkst.«
    »Hast du noch meine Platten?«, fragt er.
    »Natürlich. Willst du sie etwa zurück?«
    »Nein. Auf keinen Fall. Bei dir sind sie gut aufgehoben.

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