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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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rufen und Sie beide wegen unbefugten Betretens von Privatbesitz und wegen Tierquälerei anzuzeigen.«
    Die Drohung war zu viel für Blitzlicht Kid. Er sank nach hinten auf den Pferdedung und wurde ohnmächtig. Damit blieb es dem jetzt drei Äste weiter oben hockenden Butcher Cassidy überlassen zu protestieren.
    »Tierquälerei, du elende Schlampe«, schrie er ihr nach, als sie den nunmehr besonnenen Wilfred ins Haus brachte. »Du kommst selbst wegen Quälerei dran. Wir machen dich fix und fertig. Das wirst du schon sehen. Wir verklagen dich, bis du pleite bist.«
    Mrs. Rottecombe lächelte und tätschelte Wilfred. »Braver Hund, Wilfie. Du bist ein braver Hund, nicht wahr? Böser Mann hat dich getreten, stimmt’s?«
    Sie ging ins Haus und holte aus der Küche eine Tube passierte Tomaten. Dann hielt sie den Hund am Halsband fest und quetschte ihm das Zeug auf den Rücken. Anschließend führte sie ihn wieder in den Garten und ließ ihn unter der Eiche frei. Dort war er immer noch, als der Krankenwagen und kurz darauf die Polizei eintrafen. Überall auf dem Boden unter dem Baum war Blut von Butchs Knöchel und eine Menge auf Wilfreds Rücken, was die passierten Tomaten noch echter wirken ließ. Mrs. Rottecombe hatte ihr Ziel erreicht. Wenn es drauf ankam, war sie eine einfallsreiche Frau.

14
    Der Schattenminister für die Verbesserung des Sozialen Klimas saß an die Mauer gelehnt im Gras, den Kopf in die Hände gelegt. Er hätte auf gar keinen Fall früher kommen dürfen, das war ihm jetzt klar. Was seine Ehe betraf, sah er ähnlich klar. Nie hätte er sich dieser verfluchten Frau, die diese beiden furchtbaren Hunde auf zwei Reporter gehetzt hatte, auf mehr als einen Kilometer nähern dürfen. Davon hatten ihn das Knurren und Schreien überzeugt, ganz zu schweigen von dem Wissen, dass in der Garage ein bewusstloser Mann lag, der Kopf in einer Blutlache. Harold Rottecombe hatte nicht vor, an dem Verbrechen mitschuldig zu werden, dass der arme Teufel dort lag, und möglicherweise sogar an seinem Tod. Falls dieser Vorfall in die Schlagzeilen geriet, was inzwischen beinahe unvermeidbar schien, wäre er damit nicht nur seine Position als Schattenminister, sondern auch seinen Job als Abgeordneter los. Und an all dem war diese geisteskranke Schlampe schuld. Er hätte sie nie heiraten dürfen. Ihm kam ein neuer Gedanke. Als sie aus der Garage zurückkam, war ihr Entsetzen so echt gewesen, dass es ihn fast überzeugt hatte, dass sie den Mann nicht dort hingebracht hatte. Das »fast« konnte man getrost streichen. Sie hatte wohl wirklich nicht gewusst, dass der Mann dort lag. Folglich ging das auf das Konto eines anderen. Harold Rottecombe suchte nach einer anderen Erklärung, die er auch fand. Irgendwer war darauf aus, ihm zu schaden. Deshalb waren die Zeitungen informiert worden. Jedenfalls war es jetzt zu spät, etwas dagegen zu unternehmen. Als Erstes musste er mit dem Zug nach London zurück. Er konnte unmöglich selbst ans Steuer. Ein Blick über die Mauer zeigte ihm die Journalistengruppe und die Fernsehleute am Ende der Auffahrt. Sie würden den ganzen Tag da sein, und garantiert kamen später noch Polizisten aus Oston zum Haus. Den dortigen Bahnhof konnte er nicht benutzen. Er musste nach Slawford, um dort den Zug nach Bristol und London zu erwischen. Die Stadt lag außerhalb seines Wahlkreises, dort würde man ihn wahrscheinlich nicht erkennen. Dagegen sprach der verteufelt lange Fußmarsch.
    Andererseits war da noch der Fluss. Der floss durch Slawford. In der Ferne erkannte er das Dach des Bootshauses, worauf ihm ein Fortbewegungsmittel einfiel, das viel besser war, als fünfzehn Kilometer durch Felder zu trotten. Er würde mit dem Ruderboot flussabwärts treiben.

    Hinter ihm setzte Ruth ihre Fähigkeiten im Leutefesseln bei Wilt ein. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er weder tot war noch im Sterben lag, hatte sie seine Handgelenke mit mehreren Lagen Leukoplast zusammengebunden, das anders als ein Seil keine deutlichen Spuren hinterließ, und zog ihm die Jeans aus. Dann zerrte sie ihn zu dem Volvo Kombi, wobei etwas von Wilts eigenem Blut auf seine Unterhose geriet, und rollte ihn mit Hilfe zweier Bohlen und unter großen Mühen auf die Ladefläche. Als Nächstes band sie ihm ein Taschentuch vor den Mund, damit er noch atmen konnte, und deckte ihn mit Zeitungen und etlichen Pappkartons zu. Schließlich nahm sie seinen Rucksack und die Jeans, schloss die Garagentür ab und ging wieder ins Haus, um auf

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