Der Einfaltspinsel
vernommen, aber die Augen fest geschlossen gehalten. Erst als Flint sich wieder zu ihm umdrehte und ihn neugierig beäugte, gab er auf.
»Fühlen Sie sich besser, Henry?«, fragte Flint.
Wilt antwortete nicht. Dass die Polizei darauf wartete, eine Aussage von ihm zu bekommen, gefiel ihm überhaupt nicht. Außerdem wusste Wilt gar nicht, was ihm zugestoßen war oder was er eventuell getan hatte. An Amnesie zu leiden schien ihm das Beste zu sein. Außerdem fühlte er sich nicht besser. Wenn überhaupt, sorgte Flints Anwesenheit dafür, dass er sich deutlich schlechter fühlte. Doch ehe der Inspektor weitere Fragen stellen konnte, kam ein Arzt ans Bett. Diesmal wurde Flint befragt.
»Was machen Sie hier?«, fragte der Arzt ziemlich barsch. Offenbar gefiel es ihm fast genauso wenig wie Wilt, dass sich ein Polizist auf der Station befand. Flint fand daran auch keinen Gefallen.
»Warten, um von diesem Patienten eine Aussage zu bekommen«, sagte er und wies auf Wilt.
»Tja, heute werden Sie kaum eine von ihm kriegen. Er leidet an schwerer Gehirnerschütterung und wahrscheinlich an Amnesie, also Gedächtnisschwund. Gut möglich, dass er sich an gar nichts erinnert. Das ist die häufige Folge eines schweren Schlags auf den Kopf mit anschließender Gehirnerschütterung.«
»Und wie lange muss man warten, bis er seine Erinnerung zurückgewinnt?«
»Unterschiedlich. Ich kenne einige Fälle, wo sie gar nicht zurückgekehrt ist. Das ist zwar selten, kommt aber gelegentlich vor. Ehrlich gesagt lässt sich das in diesem Fall nicht prognostizieren. Ich nehme an, dass er in ein oder zwei Tagen einige Erinnerungen zurückgewinnt.«
Wilt hörte sich das Gespräch an und machte ein bis drei Tage daraus. Zuerst musste er herausfinden, was er getan hatte.
Eva traf in einem Zustand völliger Erschöpfung in der Oakhurst Avenue 45 ein. Der Flug war grauenhaft gewesen. Ein Betrunkener musste gefesselt werden, weil er einen Mitreisenden geschlagen hatte, und das Flugzeug war wegen eines Computerabsturzes in der Flugleitzentrale nach Manchester umgeleitet worden. Was sie vorfand, als sie endlich nach Hause kam, elektrisierte sie vorübergehend. Das Haus sah aus wie nach einem Einbruch. Wilts Klamotten sowie seine Schuhe lagen überall auf dem Schlafzimmerfußboden verstreut. Noch mehr beunruhigte sie aber, dass etliche Schubladen im Schlafzimmer offenbar stümperhaft durchsucht worden waren. Gleiches galt für den Schreibtisch in Wilts Arbeitszimmer. Schließlich, und das bereitete ihr am meisten Sorgen, war die Post geöffnet worden und lag auf dem Tischchen neben der Haustür. Während die noch immer relativ zurückhaltenden Vierlinge nach oben gingen, rief Eva in der Berufsschule an, wo ihr die Sekretärin aber nur erzählte, dort sei er nicht aufgetaucht und man wisse nicht, wo er sich befinde. Eva legte den Hörer auf und probierte es bei den Braintrees. Die mussten wissen, wo er war. Es ging niemand ran. Sie drückte auf die Taste des Anrufbeantworters und hörte sich selbst mehrmals Henry auffordern, er solle sie in Wilma anrufen. Dann ging sie wieder die Treppe hoch und durchsuchte die Taschen von Wilts Kleidungsstücken, doch nichts ließ darauf schließen, was er gemacht hatte oder wo er war. Dass sie in einem Stapel auf dem Boden lagen, machte ihr Angst. Sie hatte ihm beigebracht, sie sorgfältig zu falten, und er hatte sich angewöhnt, sie über die Rückenlehne eines Stuhls zu legen. Anschließend ging sie zum Kleiderschrank und überprüfte seine anderen Hosen und Jacken. Nichts fehlte. Er musste doch irgendetwas getragen haben, als er das Haus verließ. Er konnte doch nicht nackt weggegangen sein. Evas Gedanken vollführten die wildesten Kapriolen. Penelopes Fragen ignorierend, ging sie wieder nach unten und rief die Polizei an.
»Ich möchte jemanden als vermisst melden«, sagte sie. »Ich heiße Mrs. Wilt, komme soeben aus Amerika zurück, und mein Mann ist vermisst.«
»Wenn Sie vermisst sagen, meinen Sie damit …«
»Ich meine, dass er verschwunden ist.«
»Im Amerika?«, fragte die junge Frau.
»Nicht in Amerika. Ich habe ihn hier zurückgelassen und wohne in der Oakhurst Avenue 45. Ich bin gerade erst zurückgekommen, und er ist nicht da.«
»Bleiben Sie bitte einen Moment dran.« Sie hörte die Telefonistin im Hintergrund etwas von einer schauderhaften Frau murmeln und dass sie verstehen könne, warum ihr Mann sich aus dem Staub gemacht habe. »Ich verbinde Sie mit jemandem, der Ihnen vielleicht helfen
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