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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zum Einhalten gezwungen. Der Aufbau schien unerreichbar zu sein. Blankehans brüllte Anweisungen. Sofort blieb die Riesin stehen, die Ceer folgte, verschaffte sich sicheren Stand und warf ihre Ölschläuche nach vorn, erst den einen, danach den anderen. Der erste Schlauch flog dem Kapitän zu, der sich direkt hinter Ceer gestellt hatte; der zweite trudelte über die beiden hinweg, prallte an die Dachkante und platzte. Öl lief an der Wand hinab. Flammen fraßen die Aale. Das Feuer brannte die übriggebliebenen Angreifer vom Achterdeck. Blankehans schrie Ceer etwas zu. Ceer duckte sich hinter dem Riesen, sprang ihm auf den Rücken und kletterte an ihm empor wie an einem Baum, während Blankehans den restlichen Abstand zum Wohlspeishaus zurücklegte. Ceer wechselte von den Schultern des Kapitäns aufs Dach über, drehte sich um und fing den Ölschlauch auf, den Blankehans ihm hinaufwarf. Erneut schossen Flammen in die Höhe, als Ceer auch die Aale auf dem Dach mit Öl begoß. Blankehans vollführte einen Hochsprung und packte die Dachkante. Trotz des Öls bewahrte er Halt, als könne es für ihn kein Mißlingen geben, schwang sich auf das Dach. Riesen warfen ihm die letzten zwei Ölschläuche zu. Einen Schlauch in jeder Hand, unterlief er den Wind und schloß sich Ceer an.
    Linden konnte nicht sehen, was geschah. Das Wohlspeishaus versperrte ihr die Sicht auf den unteren Teil des Großmasts. Aber das Leuchten, das über Brinns ausdruckslose Miene flackerte, während er auf dem Mastbaum zurückwich, stammte von der karminroten Glut der Aale, nicht vom orangeroten und gelben Lodern von Flammen. Im nächsten Moment brachte sein Rückzug ihn in den Bereich des Sturms. Er wankte. Mit aller Kraft versuchte er, im Gleichgewicht zu bleiben, dem Wind zu widerstehen; doch der Hurrikan hatte ihn erfaßt, und die Art und Weise, wie er über den Rand des Windschattens fegte, den der Schiffsrumpf bildete, verstärkte sein Toben. Brinn konnte nicht vermeiden, daß er fiel. Er trat nach Aalen, als er zu Fall kam, und er schaffte es noch, dafür zu sorgen, daß er rückwärts in Seeträumers Richtung stürzte. Sein Tritt schleuderte einen Aal vom Mast. Die Entladung zeichnete Brinns Umrisse gegen die Nacht ab wie in einem Blitzschlag der Pein. Dann segelte ein Ölschlauch durch die Luft auf Seeträumer zu, geworfen von Ceer oder Blankehans. In den Wind gestemmt, hob Seeträumer die Arme, fing den Ölschlauch. Er schob ihn sich unter den Ellbogen und spritzte einen Ölstrahl den Mastbaum hinab. Die Glut der Aale verwandelte sich in Feuer. Flammen umlohten den Mast, fielen in Strömen entzündeten Öls und einem Hagel brennender Tiere ins Meer. Linden vernahm einen lautlosen Schrei. Der Wütrich heulte vor Wut und Enttäuschung, als er die Flucht ergriff. Seine bösartige Gegenwart verflüchtigte sich und verschwand, erlöste Linden wie von drohender Erstickung.
    Der Lichtschein des Feuers, das Öl und Aale verzehrte, erhellte Brinns Gestalt. Er hing an einem Fuß Seeträumers, zuckte und wand sich hilflos. Aber trotz der Konvulsionen und des Sturms, die ihn schüttelten, ihn hin und her warfen wie eine Marionette, gelang es ihm, sich anzuklammern. Das Öl verbrannte schnell. Das Achterdeck lag bereits wieder unter der Finsternis des Unwetters, der nur von wenigen schwachen Laternen aufgehellten Nacht. Wenig später war es Ceer und Blankehans möglich, den Großmast zu erklettern. Mit Blankehans durch ein Tau verbunden, hängte sich Ceer unter den Mastbaum und versetzte sich in eine Pendelbewegung, bis er Brinn zu fassen bekam. Brinn im Arm, ließ er sich mit ihm von Blankehans in Sicherheit befördern. Anschließend eilte der Kapitän seinem Bruder zu Hilfe. Covenant in ihrer Mitte – wo er wie ein Band zwischen den beiden wirkte, das inniger und gemeinsamer war als das der Geburt –, entzogen sie sich dem Einfluß des Sturmwinds.
    Linden vermochte kaum zu glauben, daß sie überlebt, den Wütrich geschlagen hatten. Unversehens fühlte sie sich aus Erleichterung und Erschöpfung völlig entkräftet, fieberhaft vor Verlangen, Covenant wieder in ihrer Nähe zu haben, ihn auf Verletzungen zu untersuchen. Er und seine Retter waren noch hinterm Dach des Aufbaus außer Sicht. Sie glaubte kein längeres Warten ertragen zu können. Aber sie mußte warten. Sie bemühte sich um Selbstbeherrschung und machte sich zunächst an die Untersuchung Pechnases, der Ersten und Hergroms.
    Die drei erholten sich recht gut. Die beiden betroffenen Riesen

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