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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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behinderte. Auf ein Nicken der Ersten hin stellte Seeträumer den verletzten Haruchai behutsam auf das unversehrte Bein. Die vier Riesen und Cail bezogen wie ein lebender Schutzwall rings um Linden, die Edle Alif und Ceer Aufstellung.
    Linden sah, was sie taten. Aber sie verstand nur, daß sie ihr den Rücken zudrehten. Auch die Ärzte hatten damals ihrer Mutter den Rücken zugewandt. Nicht dem Melanom ihrer Mutter, das sie mit unnachgiebiger Hartnäckigkeit bekämpft hatten, ohne des Schlachtfelds zu achten, auf dem sie den Kampf austrugen. Doch für die Lebensentsagung der Frau waren sie taub gewesen, als könnten sie die Tatsache nicht begreifen, daß sie den Tod weniger fürchtete als Schmerzen oder langsames Ersticken. Ihre Lungen waren mit etwas gefüllt gewesen, von dem keine posturale Drainage sie erleichtern konnte. Sie fürchtete nicht das Sterben, sondern den Preis des Sterbens, so wie sie sich stets vor dem Preis des Lebens gefürchtet hatte.
    Und da war niemand außer Linden selbst gewesen, um ihr zuzuhören. Ein Mädchen von fünfzehn Jahren, mit einer schwarzen Gier an der Stelle, wo seine Seele hätte sein sollen. Lieber Gott, bitte laß mich sterben! Tag um Tag war sie allein bei ihrer Mutter im Krankenzimmer gewesen, weil es niemand anderes gab. Sogar die Schwestern waren nur noch gekommen, soweit die Anweisungen der Ärzte es erforderlich machten.
    Die Edle Alif kehrte Linden den Rücken zu. Linden sah nur die Gesichter Ceers und Hohls. Der Dämondim-Abkömmling wirkte wie das verkörperte Nichts des Todes. Schweiß hinterließ an den Seiten von Ceers Gesicht Spuren mißachteter Pein. Covenant war fort. Im Mondschein verloren die Hustin vollends jeden Rest von Menschenähnlichkeit, ähnelten Bestien. Als einziges waren die Geräusche der Hast schwerer Füße, das greuliche Jaulen der Sirenen und trotzige Worte der Ersten zu vernehmen. Dann griffen die Haufen der Wachen die Gefährten von beiden Seiten gleichzeitig an. Die Bewegungen der Hustin fielen träge und unsicher aus. Offensichtlich galt Kasreyns Aufmerksamkeit anderen Angelegenheiten, und es fehlte ihnen an klaren Befehlen. Vielleicht wäre es ihnen möglich gewesen, die Gefährten ohne viel Umstände auszulöschen, wären sie stehengeblieben und hätten ihre Speere geschleudert. Das taten sie jedoch nicht. Statt dessen drängten sie heran und suchten den Nahkampf.
    Im Mondschein zog die Klinge der Ersten Kreise, die Blitzen von fahlem Glanz glichen. Blankehans' Kette sauste durch die Luft wie eine Keule. Pechnase entwand dem ersten Husta , der ihn attackierte, den Speer und stieß die Spitze den Gegnern ins Gesicht. Seeträumer fegte gegen ihn erhobene Waffen beiseite und scheute nicht die unmittelbare Nähe der Speere, um mit beiden Fäusten einen Husta nach dem anderen zu fällen. Cail, der den Riesen an Körpergröße erheblich nachstand, war zu so direkter, rabiater Gegenwehr nicht imstande. Aber in seiner Flinkheit und Genauigkeit war er den Hustin weit überlegen. Er zerbrach die Spieße in ihren Fäusten, drosch ihnen auf die Augen, warf sie gegen- und durcheinander.
    Doch es wimmelte auf der Mauerkrone des Sandwalls von Wachen, ihre schiere zahlenmäßige Übermacht verlieh ihnen Unüberwindbarkeit. Die Erste säte rings um sich Tod, schwang ihre Klinge mit der Behendigkeit einer Flamme; aber sie konnte nicht vermeiden, daß Erschlagene, während sie noch Blut verspritzten, gegen sie fielen, daß das Blut unter ihren Füßen glitschige Lachen bildete. Blankehans' Kette verwickelte sich an Speeren, und jedesmal, wenn er sie losriß, mußte er zurückweichen. Pechnase vermochte sich zu behaupten, setzte jedoch nur wenige Hustin außer Gefecht. Und Seeträumer und Cail waren nicht dazu imstande, an ihrer Seite auf Dauer sämtliche Hustin abzuwehren. Hustin drohten mitten unter die Gruppe der Gefährten vorzudringen.
    Die Wesirswacht ragte über die Gefährten auf, als wäre die Aufmerksamkeit Kasreyns nun gänzlich auf sie konzentriert, als zerdrücke er sie ganz langsam in der Faust seiner Bosheit. Für einen Augenblick ließ ein unvermittelter Ausbruch wilder Magie den Stein des hohen Turms durchsichtig erscheinen; aber es ergab sich keine Wirkung auf die Hustin. Die Sirenen heulten wie Unholde in bösartigem Vergnügen.
    Ein Wächter schlüpfte durch die Verteidiger in die Mitte der Gefährten. Mit voller Wucht stürmte er vorwärts, den Spieß auf Linden gerichtet. Sie rührte sich nicht. Die alte Verführungskraft des Todes

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