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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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entwirren.
    Die Erste, die nichts von Covenants inneren Gegensätzlichkeiten ahnte, gab sich mit Lindens Auskunft zufrieden. Mit Pechnase und Blankehans verließ sie das Achterkastell, strebte zur Reling, wo man das Langboot zu Wasser ließ. Windsbraut übernahm das Kommando über die Sternfahrers Schatz. »Ich wünsche euch Erfolg und heile Wiederkehr«, sagte sie zu Covenant und Linden, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, daß an Bord der Dromond alles seinen ordnungsgemäßen Gang nahm.
    Covenant antwortete nicht. Er starrte zur Insel hinüber, als könne er in der im Verblassen begriffenen Pracht der Sonne sein Schicksal erkennen. Linden trat dicht neben ihn, legte eine Hand auf seine Schulter. Schwerfällig drehte er sich ihr zu, ließ sie die Konflikte in seiner Miene sehen. Er stand als in Helligkeit und Düsternis gehüllte Gestalt da, so wie die Insel. Erneut versuchte Linden, sich ihm verständlich zu machen. »Seeträumer steckt voller Furcht. Ich glaube, er weiß, was Lord Foul treibt.«
    Covenant verkniff das Gesicht, lockerte seine Gesichtszüge wieder, als wäre er drauf und dran, ihr ein solches Lächeln zu zeigen, wie er es einmal Joan geschenkt hatte. »Das spielt keine Rolle.« Langsam setzte sich in seiner Miene eine gewisse Sanftmut durch. »Als ich in Andelain war, hat Mhoram zu mir gesagt: ›Es ist ohne Nutzen, danach zu trachten, seinen Fallstricken auszuweichen, denn jeder Ausweg mündet in andere seiner Fallen, und Leben und Tod sind zu eng ineinander verwoben, als daß man sie trennen könnte. Dennoch ist's vonnöten, sie zu verstehen, auf daß man sie zu meistern vermag.‹« Kaum hatte er zu Ende gesprochen, versteifte sich wieder seine ganze Haltung. »Komm! Laß uns herausfinden, in welchen Schwierigkeiten wir diesmal sind!« Linden wollte ihn nicht gehen lassen. Sie wollte die Arme um ihn schlingen, ihn an sich drücken, in den Armen halten, an dem hindern, was er beabsichtigte. Aber sie tat nichts dergleichen. War es nicht genau das, warum sie ihn liebte – daß er eigenen Schmerz nicht scheute? Sie nahm allen Mut zusammen und folgte ihm die Stiege hinab, als führte er sie hinaus in die Nacht. Sonnenschein erreichte noch die Masten, wogegen das Achterdeck bereits im Trüben lag. Linden brauchte einen Moment, bis sich ihre Augen angepaßt hatten, bevor sie sehen konnte, daß Seeträumer bei der Ersten, Blankehans und Pechnase an der Reling standen. Auch Hohl hatte sich eingefunden, so schwarz wie die Finsternis der kommenden Nacht. Brinn und Cail waren ebenfalls da. Der Anblick der beiden Haruchai überraschte Linden. Covenants Schritte stockten, als er sich ihnen näherte. Aber sie sagten nichts, und er gab sich einen Ruck, stapfte brüsk an ihnen vorüber. »Sind wir fertig?« erkundigte er sich bei der Ersten, sobald er zu ihr trat.
    »Wir sind so bereit«, antwortete sie, »wie wir's angesichts eines unbekannten Geschicks zu sein vermögen.«
    »Dann nichts wie los«, entgegnete er in einem Ton, der Ähnlichkeit mit der Dunkelheit besaß, die sich rings um die Dromond vertiefte.
    Findail war gleichfalls nach achtern gekommen; sein helles Gewand bildete einen verwaschenen, fahlen Fleck neben Hohls Ebenholzschwarz. Nun wandte er sich an Covenant; sein Tonfall zeugte gleichermaßen von Warnung und flehentlicher Eindringlichkeit. »Ringträger, willst du nicht Vernunft walten lassen? Entsage deines irrsinnigen Trachtens, solange dir noch eine Wahl bleibt. Unverhohlen weise ich dich darauf hin, daß du das Spielzeug von Mächten bist, die dich vernichten werden – und mit dir die ganze Erde. Dein Wagnis, dich dem Einholzbaum zu nahen, muß unterbleiben.« Stumm nickte Seeträumer dazu, als könne er nicht anders.
    Covenant fuhr zum Ernannten herum. »Mir hätte gleich klar sein müssen«, sagte er so leise, als rede er mit sich selbst, »wovor du solches Muffensausen hast. Vor dem Einholzbaum. Vorm Stab des Gesetzes. Du hast Schiß davor, daß ich tatsächlich Erfolg haben könnte. Oder weshalb habt ihr versucht, Hohl einzulochen? Warum habt ihr euch derartige Mühe gegeben, um uns davon abzubringen, uns selbst zu vertrauen? Ihr werdet 'n Nachteil haben, wenn wir erfolgreich sind. Ich weiß nicht, worum's dabei geht, aber jedenfalls graust's euch mächtig davor.« Er sprach mit merklichem Grimm weiter. »Na, schau dich um. Hohl ist noch bei uns. Er hat noch immer die Hülsen des alten Stabs.« Er äußerte sich über Hohl, als wären seine Bedenken gegen den

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