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Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Titel: Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter W. Hohenester
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hatte ihn vor Augen - den Bodensee.
    Es war 16.45 Uhr.
    Die Brotzeit schmeckte so gut, wie selten zuvor.
    Bis Überlingen war es nicht mehr weit. Von dem hübschen Städtchen nahm ich nicht viel wahr. Nur das Stadttor fiel mir auf.
    Jetzt zählte ausschließlich das Etappenziel - der See.
    Um 18.30 stand mein Zelt auf einem schmalen Grasstreifen am Ufer.
    Ich zog die Badehose an. Das Thermometer am Eingang des Campingplatzes hatte 34° Celsius angezeigt. Schwimmen im See war somit Pflicht. Einen Strand gab es nicht. Eine Steintreppe führte durch die Ufermauer zum Wasser hinunter. Sie war nicht weit von meinem Zelt entfernt. Die freundliche Frau im Kassenhäuschen hatte mir einen Tipp gegeben.
    »Sie wollen bestimmt baden«, hatte sie gemeint. »Da hinten bei der Treppe, da geht` s. Sonst müssen Sie ganz schön weit laufen.«
    Mit dem Bodensee an diesem Ort ging es mir, wie mit manchen Frauen: Von Weitem zart und wunderschön, die Fantasie anregend waren sie von Nahem eher kalt und abweisend. Aber erst einmal drinnen - empfand ich nur noch reine Freude und Lust (im See!).
    Nachdem ich mich wieder angezogen und die Reste der Brotzeit vom Nachmittag als Abendbrot verzehrt hatte, klingelte das Handy. Es war Marlies
    »Wo bist du? Was sind das für Stimmen?«
    »Ich bin am Bodensee. Hinter meinem Zelt ist die Uferpromenade. Da laufen eine Menge Leute herum. Kinder sind auch dabei.«
    »Nein.«
    »Doch. Kinder sind auch dabei.«
    »Nein, ich meine, ich kann nicht glauben, dass du schon am Bodensee bist.«
    »Wieso?«
    »Das ging auf einmal so schnell.«
    »Stimmt«, sagte ich und war ein bisschen stolz.
    »Wo denn am Bodensee?«
    »Überlingen.«
    »Das muss ich gleich Edgar erzählen. Das müssen wir feiern!«
    »Ja, macht das.«
    »Tschüüüß!«
    »Tschüß.«
    Feiern! Das war das richtige Stichwort. Feiern wollte ich jetzt auch.
    Auf der Uferpromenade kamen mir Dutzende Menschen in schwarzen Taucheranzügen entgegen. Sie trugen schwere Sauerstoff-Flaschen auf dem Rücken und Schwimmflossen in den Händen. Ihre Rücken schienen gramgebeugt und ihre Gesichter zeigten den Ausdruck totaler Verzweiflung. Es schien keinen Spaß zu machen im Bodensee zu tauchen. Sie kamen wohl von einem Tauchkurs. Beim Baden waren mir schwarze Bündel aufgefallen, die planlos im Wasser trieben und bei genauem Hinsehen als Taucher zu erkennen waren.
    Auf der Terrasse vor dem kleinen Lokal saßen schon die Grauhaarigen. Sie rückten zusammen, um mir Platz zu machen. Nachdem ich ein Weizen geordert hatte, ging es sofort los.
    »Woher ...?«Der Erste hielt es nicht mehr aus. Die Neugier hatte ihn gepackt.
    Die anderen sahen mich aufmerksam an. Ich erzählte es ihnen. Sie staunten. Und sie fragten. Und ich antwortete. Als ich beim zweiten Weizen und fast schon am Bodensee war, erkundigte sich einer:
    »Und Pannen?«
    »Nö.«
    Verblüfftes Schweigen.
    Ich wollte sie nicht enttäuschen. Die Luftmatratze fiel mir ein.
    Ein großes Aufatmen entstand am Tisch. Da gab es ein Problem. Das verlangte nach Lösungen. Die beste Lösung wäre sicherlich eine neue Luftmatratze. Aber wo gab es das günstigste Angebot. Kenntnisse wurden ausgetauscht, Vorschläge diskutiert. Ich trank mein drittes Weizen.
    Diese Hilfsbereitschaft überwältigte mich. Sie machte mich froh und glücklich. Oder lag das an dem vielen Bier?
    Die Grauhaarigen hatten sich auf einen Vorschlag geeinigt. 15 Kilometer landeinwärts gab es einen Restpostenhandel. Zu dem müsste ich fahren. Und sie, sie müssten jetzt nach Hause.
    »Leider! ... Die Frauen ... Sie verstehen?«
    Ich verstand. Und bestellte einen Obstler.
    Der See lag still zwischen seinen Ufern. Sterne spiegelten sich auf seiner glatten, unbewegten Oberfläche. Die Uferpromenade dagegen schwankte und wogte völlig undiszipliniert unter mir. So sah ich mich gezwungen, breitbeinig, wie ein Seemann zu meinem Zelt zu wanken.
    Im Schlafsack liegend machte ich Pläne. Morgen würde ich mir endlich die Pfahlbauten in Unteruhldingen anschauen. Lindau wollte ich besichtigen. Danach sollte es durchs Allgäu nach Bayern gehen. Dort wollte ich Kindheitserinnerungen auffrischen. Für den Weg nach Norden musste ich erst neue Straßenkarten besorgen.
    Dann fiel mir ein, dass ich gar nicht wusste, wie viel Kilometer ich bis hierher gefahren war. Nach dem Aufstehen würde ich gleich den Tacho kontrollieren. Aber eigentlich war das auch nicht wichtig. Wichtig war etwas anderes:
    Der Weg ist das Ziel!
    ( Von Bremen bis Überlingen bin ich,

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