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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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hatte ein Taxi genommen und sich einen guten Kilometer von der Umgehungsstraße entfernt vor einem Kebab-Laden absetzen lassen. Dort kaufte er sich etwas zu essen und eine Flasche Zitronenlimonade und ging damit in den Park in der Nähe des Campus der Universität. In Aschgabat hatten sie eine Satellitenaufnahme des Parks studiert, seine Entfernung zum Labor gemessen und festgestellt, dass er sich noch innerhalb des Übertragungsradius für die Energieversorgung befand. Marwan setzte sich unter einen Baum, dann griff er in seine abgewetzte Leinentasche und holte den schwarzen Kasten heraus, der das Gerät in Karims Jackentasche mit Strom versorgen sollte. Die Amerikaner hätten das durchaus auch von oben bewerkstelligen können, durch eine zielgerichtete Satellitenübertragung. Doch dies war nun einmal kein amerikanischer Einsatz. Marwan schaltete das Aggregat ein und richtete es so korrekt wie möglich aus. Dann nahm er sein Kebab-Brot mit beiden Händen und biss hinein.
     
    Al-Majnoun aß allein in einem kleinen Restaurant am Ghaem-Platz. Mehdi hatte er angewiesen, im Hotel Iran zu warten. Er würde ihn anrufen, wenn es so weit war.
    Es war ein libanesisches Restaurant, zumindest behauptete das die Speisekarte. Al-Majnoun bestellte einen Tabbuleh-Salat ohne Zwiebeln, in der Hoffnung, dass er seinen Magen damit nicht allzu sehr belasten würde, doch der Salat war zu scharf, und er schob ihn beiseite und aß nur das Brot. Dazu trank er ein Glas Pfirsichsaft. Er versuchte, sich noch einmal in das Buch von Thomas Friedman zu vertiefen, klappte es dann aber zu, als ein Herr am Nebentisch es erspähte und sich mit ihm darüber unterhalten wollte. Der Mann war anscheinend Professor an der nahegelegenen Technischen Universität. Er unterrichte Informatik und hielt Thomas Friedman für den besten Autor der ganzen Welt.
    Al-Majnoun gab ihm keine Antwort. Ein Blick in sein Gesicht genügte, und der Informatik-Professor wandte sich erschrocken ab und ging an seinen Tisch zurück. Al-Majnoun unterhielt sich ohnehin nicht gern mit Fremden, doch an diesem Tag war das völlig ausgeschlossen. Er sehnte sich nach dem Moment, da er seine Arbeit vollenden und seinen Auftrag abschließen würde.
     
    Am frühen Nachmittag war es ruhig im Ardabil-Labor. Manche der Wissenschaftler waren noch beim Mittagessen, andere saßen an ihren Schreibtischen und amüsierten sich mit Computerspielen. Wie in jedem regierungseigenen Forschungslabor der Welt saßen die Leute auch hier hauptsächlich ihre Zeit ab und warteten darauf, wieder nach Hause zu können. Reza führte Karim durch einen Flur zum Neutronenforschungsbereich, wo sie früher gemeinsam gearbeitet hatten. Die Tür war elektronisch gesichert und mit Warnschildernauf Farsi gepflastert, die allen Unbefugten den Zutritt strengstens untersagten. Draußen vor der Tür saß an einem Metalltisch ein weiterer Sicherheitsbeamter. Er hatte die Fußballergebnisse in der Lokalzeitung studiert, doch als er Reza und Karim kommen sah, wurde er mit einem Schlag aufmerksam.
    Er musterte die beiden mit finsterem Blick, und sein Schnurrbart zuckte gefährlich. Wusste Reza denn nicht, dass in diesem Teil des Labors keine Besucher erlaubt waren? Karim musterte ihn eingehend. Er meinte, ihn noch von früher zu kennen.
    «Ali?», fragte er. «Sind Sie das? Erinnern Sie sich denn nicht mehr an mich? Der Junge aus Teheran, dem immer die Sicherungen rausgeflogen sind.»
    Die Miene des Wachmanns wurde freundlicher, und er strich sich über den Bart. «Doktor Karim?», fragte er zögernd. «Sie sind wieder hier?»
    «Nur für einen Tag. Ich will Reza und meine Verwandten hier besuchen, dann fahre ich wieder zurück nach Hause.»
    Der Wachmann riskierte ein Lächeln.
«Haale shoma chetoreh?»
Und wie geht es Ihnen?
    «Khubam – shoma chetori?»
, erwiderte Karim den Gruß, und dann wünschten sie einander gute Gesundheit.
    «Kann ich ihn nun mit reinnehmen?», fragte Reza.
    «Selbstverständlich. Wir kennen ihn doch. Aber er muss hier unterschreiben.» Er schob Karim ein Besucherbuch hin, in das er seinen Namen und seine Ausweisnummer eintragen musste.
    Dann betraten sie das verbotene Terrain und gingen an dem kleinen Büro vorbei, in dem Karim einst gesessen hatte.Früher grenzte sein Zimmerchen direkt an die Außenwand, doch inzwischen war das Gebäude erweitert worden. In der Wand war eine Tür, die jedoch weder verschlossen noch bewacht war. Sie führte in den neuen Anbau, von dem Reza gesprochen

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